Weißer Winter | Volle Bühne | Sand am Strand | Stomper ohne Stimme 4 x neue Musik aus Berlin: Juju, Mine, Doc Schoko und Fritz Kalkenbrenner

Wie jeden Monat haben wir auch diesmal wieder Label-Listen und Blogs durchforstet, um die spannendsten neuen Releases aus und zu Berlin zuammenzustellen. Das hier sind unsere Highlights im Februar…

© Label
Wie jeden Monat haben wir auch diesmal wieder Label-Listen und Blogs durchforstet, um die spannendsten neuen Releases aus und zu Berlin zuammenzustellen. Das hier sind unsere Highlights im Februar…

Juju: Winter in Berlin

Schon im Januar erschienen, aber echt zu gut, um unter den grauen Schneematsch geschoben zu werden: „Ich merke sofort, wenn du aus Berlin bist, mir scheißegal, ob du lieb bist, bin geboren hier und lieb es, zieh doch her, wenn du Krieg willst! Zieh weg oder rauch mit, zieht doch weg, wenn’s zu laut ist, kein Wunder, wenn du drauf bist, hier hat der Teufel seinen Hauptsitz!“ So geht’s los und so geht’s in einem fort in der prächtig angekotzten, drum erst recht megastolzen Hauptstadthymne „Winter in Berlin“ der Neuköllnerin Juju, dem einen oder anderen sicher als MC bei SXTN ein Begriff, wo sie mit Kollegin Nura regelmäßig auf die Kacke haut. Wir hoffen schwer auf mehr!

Mine: Live in Berlin

© Ernesto Uhlmann
Es muss natürlich schon einiges passieren, dass wir eine Mainzerin auf diesen Seiten featuren, doch wer sich für eine so große Kiste wie diese Berlin als Spielort ausgesucht hat, findet natürlich den Weg in unser Herz. Am 22. April vergangenen Jahres bat die Sängerin Mine neben ihrer Band auch den Berliner Kneipenchor sowie ein klassisches Ensemble aus zwölf Streichern und vier Bläsern auf die Bühne von Huxley’s Neue Welt, um ihr Live-Album mit dem schrecklich unoriginellen Titel „Live in Berlin“ in Bild und Ton aufzunehmen. Klar, dass zu so einem Anlass Freunde und Fans, Kind und Kegel am Start waren: Gastauftritte von Grossstadtgeflüster, Bartek von Die Orsons, Rapper Fatoni, Textor von Kinderzimmer Productions und Friedrich Liechtenstein machten den Abend und somit diese Platte bunt.

 

Doc Schoko: Stadt der Lieder

© Gabriele Summen
Wechseln wir mal den Ton, im wahrsten Sinne des Wortes, und gucken, was unsere liebsten Berliner Beatrocker von Doc Schoko auf ihrem jüngsten Schmuckstück so anstellen. „Stadt der Lieder“ heißt die neue, mittlerweile vierte LP, und dabei kann es sich ja nur, auch wenn der Opener verwirrenderweise etwas mit Strand zu tun hat (sicher eine Metapher!), um unser aller Lieblingscity handeln. Zwei Jahre und dann irgendwie doch nur fünf Tage im Studio mit „Moses Schneiders berühmtem Handbuch ‚How to Pimp my Übungsraum‘“ (Bandzitat) haben sich Schoko und Co. für die Platte Zeit gelassen. Gut so: Die neun Nummern taumeln wunderbar zwischen Kapitalismuskritik und erotischem Eskapismus (oder ist das ein und dasselbe?), kennen wunde Romantik ebenso wie bockige Wut: „Der Markt reguliert, was dich interessiert auf dem Hirnfriedhof.“ Word.

 

Fritz Kalkbrenner: Drown

© Camille Blake
Untergehen und absaufen mit Fritz Kalkbrenner? Immer! Dabei betreibt der Mann auf seinem fünften Longplayer Liebesentzug der besonderen Art: Erstmals verzichtet der jüngere Bruder vom großen Paul komplett auf seine gar so wehmütige Stimme und baut stattdessen komplett auf nicht minder sehnsüchtig vorbereitete, dann aber gern auf party hard abbiegende House-Tracks. „Wenn du so einen richtigen Stomper hast, musst du nicht auf Teufel komm raus einen Text dazu suchen. Da habe ich gesagt: Scheiß drauf, das mach ich jetzt nicht mehr.“ Scheiß drauf, wir finden’s auch so richtig gut!