August 2017: Atmo-Hip-Hop | Trip-Techno | Riot-Rock | World-Pop 4x neue Musik aus Berlin: I Salute, Oliver Koletzki, Bonsai Kitten, Me & My Drummer

Wie jeden Monat haben wir auch diesmal wieder Release-Listen und Blogs durchforstet, um die spannendsten neuen Platten aus und zu Berlin zusammenstellen. Dies sind unsere Highlights im August…

Wie jeden Monat haben wir auch diesmal wieder Release-Listen und Blogs durchforstet, um die spannendsten neuen Platten aus und zu Berlin zusammenstellen. Dies sind unsere Highlights im August…

I Salute: Her Confidence

© Christoph Eisenmenger
Das nennt man dann wohl Stehvermögen: Satte zweieinhalb Jahre haben Sören und Magnus von I Salute an ihrem Debüt-Album geschuftet und gebastelt. Das hat sich ausgezahlt, denn der Komplexität in Sound und Gestus von „Her Confidence“ ist mit dem Schlagwort Deutschrap kaum Gerechtigkeit getan.

Stattdessen baut das Duo, das in Berlin und Leipzig zu Hause ist, vielschichtige Atmosphären, in denen immer wieder starke Störgeräusche aufblitzen und querschießen – ein irrlichternes, daueragiles Sound-Panoptikum, in dem Sörens clevere Rhymes mit Faust und Flinte um den nötigen Freiraum fighten. Schlauer, musikalisch mutiger Hip-Hop, den man hierzulande jenseits des Underground kaum zu hören bekommt und der obendrein live noch mal ganz neue Ebenen gewinnt. Der entfesselte, selbstvergessene Gig der beiden im Rahmen eines Labelabends im neuen Festsaal Kreuzberg vor einigen Wochen war der beste Beweis. Die nächste Runde steigt am 12. September im Musik & Frieden.

Oliver Koletzki: V.A.: Berlin Alexanderplatz

© Label
Klar, dass Koletze mit bestem Beispiel vorangeht: Der Stil vor Talent-Labelboss, der auf seinem Mitte Mai erschienenen jüngsten Album, dem unbedingt empfehlenswerten „Arc Of Tension“, wehmütige Folklore-Vocals mit behutsamen Piano-Passagen und lässig-trippigen Beats kombinierte und so paradiesischen Post-Techno schuf, eröffnet den Reigen auf „Berlin Alexanderplatz“ mit einer raumgreifenden Produktion, die bei aller After-Hour-Atmo noch für einen finalen Kick gut ist.

Weitere Highlights auf der stolze 27 Tracks (und mehr als drei Stunden!) starken Compilation, die den vierten Release in der „Stil vor Talent Berlin“-Reihe mit Lokalmatadoren aus Minimal und Trip-Techno bildet: das mit live eingespielter Oud von Basem Darwisch in die Ferne strebende „Iboto“ von Sam Shure, die funky Dunkel-Tech-Tracks „Maybe“ von Kellerkind und „Zoltar“ von Teenage Mutants & Heerhorst, Township Rebellion mit ihrem gewittrigen „Baud“, das man ab jetzt bitte in wirklich jedem Set hören möchte, das bedrohlich knisternde „Warnsignal“ von Deorbiting und na klar: undundund. So viel zu entdecken!

Bonsai Kitten: Mindcraft

Quickie: Bonsai Kitten rotzen mit ihrer neuen LP „Mindcraft“ eine ruppige Runde Riot-Rock auf die Boxen. Punkt. Der Release der Platte, deren Crowdfunding-gestützte Veröffentlichung kurz vor Redaktionsschluss aus dem August auf Anfang September geschoben wurde, wird am 30.9. im Frannz gebührend gefeiert.

Me And My Drummer: Bloodmoon

© Sashberg
Bonus-Track: Eigentlich hatten sich Me And My Drummer ja eine Pause voneinander verordnet, um sich anderen Projekten zuzuwenden – nur, um gerade durch den Abstand so richtig Lust aufeinander zu bekommen. Das klingt nicht nur im geschriebenen Wort wie Sex mit dem/der Ex. „Bloodmoon“ ist mit seinem werwölfisch lustvollen Titel, seinem langen Spannungsbogen und seinen nahöstliche Kulturkreise heraufbeschwörenden Harmonien ein ausgesprochen intensives , packendes Stück World-Pop. Gute Nummer, Drummer.