„Was zählt, ist letztendlich, dass man mit einem Film eine Nachricht überbringt.“ Berlinale: Louis Hofmann als European Shooting Star ausgezeichnet

Moritz Bleibtreu und Heike Makatsch sind es schon. Im letzten Jahr kam Jella Haase dazu. Nun wurde Louis Hofmann während der Berlinale als European Shooting Star ausgezeichnet. Im Interview erzählt der 19-Jährige, was gute Schauspielerei und tolle Filme ausmacht.

© Ralf Uhler/EFP
Moritz Bleibtreu und Heike Makatsch sind es schon. Im letzten Jahr kam Jella Haase dazu. Nun wurde Louis Hofmann während der Berlinale als European Shooting Star ausgezeichnet. Zur Zeit steht er für die erste deutsche Netflix-Serie „Dark“ vor der Kamera. Im Interview erzählt der 19-Jährige, was gute Schauspielerei und tolle Filme ausmacht. 
Von Christina Heuschen
 

Als European Shooting Star hast du bereits einige aufregende Tage hinter dir. Gab es einen besonderen Moment?

Vor allem das Treffen mit den internationalen Castingdirektoren, die eben nicht nur aus Deutschland sondern aus ganz Europa sogar aus Argentinien und den USA kommen. Die trifft man zweieinhalb Stunden. Sie kommen zu einem, man unterhält sich und lernt sich dann irgendwie kennen. Das kann natürlich auch eine Chance sein, einfach gesehen zu werden.
 
Du wurdest bereits gesehen…
Ja, gerade drehe ich zum Beispiel die erste deutsche Netflixserie „Dark“ von Regisseur Baran bo Odar, der „Who am I?“ gemacht hat. Die machen wir noch bis Ende März. Was im Sommer kommt, steht noch nicht alles fest. Vielleicht gehe ich noch einmal auf eine Schauspielschule nach New York oder so, um was zu lernen. Ich habe Angst zu stagnieren, mich nicht weiterzuentwickeln.
 
Was machst du sonst, um nicht zu stagnieren?
Ich arbeite natürlich an mir selber. Wenn ich einen Film von mir sehe, dann bin ich extrem kritisch und schaue, was ich beim nächsten Projekt vielleicht anders umsetzen kann.
 

© Ralf Uhler/EFP
Ein Beispiel?
Es gibt in jedem Film Sachen, die mir nicht so gut gefallen haben. In „Unter dem Sand“ gibt es eine Szene, in der der Sergeant und ich uns unterhalten. Die ist so gut wie improvisiert. Zuletzt frage ich den Sergeant „Haben Sie mich verstanden?“. Und das habe ich gemeint wie „Haben Sie mich verstehen können?“, aber „Haben Sie mich verstanden?“ klingt eher autoritär. Das kann ein Kriegsgefangener eigentlich nicht sagen. Da ärger ich mich dann doch drüber, auch wenn es eine gute Szene ist, die funktioniert. Aber ist eben dieses kleine Etwas.
 
Neben diesem Kriegsgefangenen hast du auch einen Jungen gespielt, der in ein Heim abgeschoben wird. Und du warst ein Teenager, der die erste große Liebe erlebt. Das sind bereits sehr verschiedene Rollen. Was soll noch kommen?
Jede Rolle kann auf ihre Weise gut sein. Wenn sie gut gezeichnet ist, wenn sie einen Bogen hat, wenn sie dreidimensional ist, wenn sie Ecken und Kanten hat. Es ist natürlich spannend, Charaktere zu spielen, die eine Herausforderung sind. Im Film „Mitte der Welt“ ist mein Charakter, die Persönlichkeit von Phil, sehr fern von mir. So etwas ist dann eine Herausforderung für mich und auch etwas vor dem ich ein bisschen Angst habe. Aber es spornt mich auch am meisten an.
 
Wie versuchst du diese Angst zu überwinden?
Ich finde Respekt vor der Arbeit gar nicht so schlecht. Ich glaube, dass man dadurch nur noch ehrgeiziger wird, das schaffen zu können. Der wichtigste Teil ist für mich die Regiearbeit im Vorfeld, um sicher sein zu können, dass ich die Rolle fassen kann. Also eben, dass man unbewusst spielen kann und nicht Sachen bewusst machen muss.

Was macht einen guten Film noch aus?
„Unter dem Sand“ bringt den Zuschauern zum Beispiel Menschlichkeit nah. Der Film sagt, man kann nicht, Auge um Auge handeln. Solche Dinge, bei denen es um Menschlichkeit und um Grundmoral geht. Ich genieße auch Filme, die mich berühren. Wenn mich Figuren, ihre Beziehungen und Verbindungen bewegen. Was zählt, ist letztendlich, dass man mit einem Film eine Nachricht überbringt.

Trailer des Films Freistatt mit Louis Hofmann: