Die Evolution des Hipsters Der Hipster 2.0: Luxus statt Second Hand

Jutebeutel, Mate-Getränk und Vollbart haben ausgedient! Der Hipster hat sich weiter entwickelt – und zwar zum Yuccie!

Schluss mit Jutebeutel, Mate-haltigen Getränken und Levis Jeans für fünf Euro aus dem Second-Hand-Shop. Der einstige Berliner Hipster, wie wir ihn jahrelang kannten und entweder liebten oder aber belächelten, wird nun doch mal erwachsen und mausert sich zum sogenannten Yuccie (Young Urban Creatives) – die Luxus-Variante des Hipsters. Wie sie aussehen, was sie tun und wer sie sind: die Auflösung findet ihr hier.

Der Stil: unauffällig, aber luxuriös

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Die Luxus-Hipster setzen auf Qualität und Luxus bei der Wahl ihrer Kleidung und der Accessoires. Doch im Gegensatz zu pelztragenden Frauen mit diamantenbesetzten Handtaschen und Männern, die die Motoren ihrer Porsches in den Fußgängerzonen aufheulen lassen, hält sich der Luxus der Yuccies betont zurück. So bleiben etwa der allseits bekannte Dutt auf den zarten Köpfen der Hipster-Ladies und runde Nickelbrillen weiter erhalten. Doch der Jutebeutel wird plötzlich gegen die neueste Designer-Handtasche eingetauscht, die Schuhe sind keine ausgelatschten Nikes mehr, sondern Sneakers von der Designer-Marke Céline. Der Stil ist minimalistisch, cool und gepflegt. Vorbilder sind angesagte Fashion-Blogger wie die Berlinerinnen Nike van Dinther und Sarah Gottschalk, die den hippen Modeblog thisisjanewayne.com gegründet haben.

Auch die Herren verabschieden sich vom alten Hipster-Look und setzen auf schlichte Outfits. Nur Accessoires wie Luxusuhren, die sich elegant ums Handgelenk schmiegen, oder Lederrucksäcke von MCM deuten darauf hin, dass der Hipster mittlerweile Wert auf Exklusivität legt. Doch komplett auf Second-Hand-Ware verzichten auch die Luxus-Hipster nicht. Nur: Anstatt beim Kiezladen an der Ecke schauen sie sich jetzt auf Online-Plattformen wie chrono24.de um, wenn sie angesagte Luxusuhren mit Vorgeschichte erstehen wollen.

Lifestyle: gesunde, umweltbewusste und moderne Eltern

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Auch der Lifestyle des einstigen Hipsters hat sich verändert, denn immerhin ist er jetzt erwachsen geworden, hat keine Zeit mehr, das gesamte Wochenende im Berghain abzuhängen – ein erfolgreiches Start-Up schmeißt sich nun mal nicht von selbst! Das iPhone und das MacBook sind dabei natürlich weiterhin treue Begleiter des kreativen Berliners. Doch das Späti-Pils weicht einem Likörchen – getrunken erstmalig vorletztes Jahr in London, hergestellt auf rein pflanzlicher Basis und natürlich nur in Maßen genossen, nicht in Massen. Allgemein wird jetzt mehr Wert auf eine gesunde Lebensweise gelegt und auf die Umwelt geachtet. So kauft man bei der Gründerin des Ladens „Original Unverpackt“, Milena Glimbovski, die Lebensmittel nicht nur unter den Labels „bio“ und „regional“, sondern auch unverpackt, was sich dem täglich anfallenden Verpackungsmüll in Supermärkten entschieden entgegenstemmt.

Die Zeiten von tagelangen Partys sind fast vorbei, denn die einstigen Hipster sind keine 20 mehr, sondern gerade dabei, Familien zu gründen. Und auch bei der Ausstattung des Kindes zeigt sich, dass in der Brust der Eltern ein Yuccie-Herz schlägt. Während zu Hipster-Zeiten noch auf „Vintage“ gesetzt worden wäre, kann der Kinderwagen heutzutage nicht modern genug ausgestattet sein. Und, ganz vielseitig, lässt er sich sowohl als Babyschale, Buggy oder aber als Kindersitz verwenden. Natürlich hat das Ganze auch seinen Preis. Der Yuccie legt nicht nur für seinen „healthy“ Grünkohlsaft sechs Euro ganz ohne schlechtes Gewissen auf die Theke, sondern er gibt auch reuelos und gern für einen High-Tech-Kinderwagen, für den sogar YouTube-Mütter werben, ebenso viel Geld aus wie früher höchstens für das neueste Apple-Produkt.