Markthallen-Check Die Arminiushalle in Moabit

Groschenhefttrödler, Edelsalami, Fish & Chips, edle Tropfen, Norma, Theater und einen Gebeteautomat: In der Arminiushalle gibt es einfach alles.

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Der Hype von Food-Märkten hält an, bei einigen kann man froh sein, wenn man sich noch durch die verstopften Gänge geschoben bekommt, und so manch eine der dort angebotenen Köstlichkeiten scheinen eher für Instagram-Blogger als für den Gaumen zubereitet.

Es gibt jedoch Ausweichmöglichkeiten, zum Beispiel die Arminiushalle in Moabit. Schon draußen duftet es nach Geräuchertem, eine am Eingang angebrachte Tafel lässt wissen: Erbaut wurde die Halle 1891, um dem aufstrebenden Gewerbeviertel eine moderne Verkaufsfläche zu schaffen, die verwendete Eisenkonstruktion war damals der letzte Schrei. Der Mittelgang war breit genug angelegt, um per Pferde- und Hundegespann die Waren für 425 Stände anzuliefern.

Biobäcker neben Thoben-Bäckereikette 

Moabit ist ja immer noch ein Refugium alteingesessener Berliner, und so trifft man viele von ihnen in der Markthalle beim Frühshoppen oder einfach nur zum Brot und Gemüse kaufen. Anderen gefällt es hier so gut, dass sie auch aus anderen Stadtteilen anreisen. Die Vielfalt des Angebotes ist beeindruckend: In einer der Ecken findet man einen Laden, der nichts als Groschenromane verkauft, daneben Weinhändler mit feinsten Tröpfchen. Es gibt Obst und Gemüse aus der Region, französische Edelsalami, Wild- und Fischhändler, Biobäcker, dann aber auch die günstige Thoben-Bäckereikette und eine Filiale vom Discounter Norma. Ebenfalls in der Halle befindet sich das kleine Insel Theater sowie das wahrscheinlich offenste SPD-Bürgerbüro Berlins, keine Wände, lediglich Schreibtisch, Schrank, Tisch und Sofa auf einem flachen Podest.

Fantastische Flammkuchen und sehr gute Fish & Chips 

© John Bywater

In einer anderen Ecke steht ein Automat, der einem Gebete in über 60 Sprachen vorliest. Wären Markthallen Familien, wäre das hier Familie Patchwork. Ein Händler erzählt, der Betreiber möchte einfach genau diese Mischung und bloß nicht zu hip werden, sondern sowohl der einfachen Nahversorgung nachkommen als auch gehobene Ansprüche befriedigen.

Den hipstergastronomisch flambierten Albatros an dekonstruierter Kresse, wie ihn Thomas Hermanns in der letzten Ausgabe von urbanite kommen sah, wird man hier also vergeblich suchen. Dafür kann man in der Arminius- oder Zunfthalle, wie der jetzige Besitzer sie nennt, wirklich richtig gut essen, und das zu anständigen Preisen. Zum Beispiel fantastische Flammkuchen oder auch sehr gute Fish & Chips, die klarmachen, das Frische eben auch bei Frittiertem entscheidend ist. Und da setzt auch schon die Jazzband ein – das Patchwork ist perfekt.

Infos:

allg. Öffnungszeiten: Mo–Sa 8–22 Uhr, Lebensmittel: Mo–Fr 8/10–20 Uhr, Sa 8/10–18 Uhr, Küchenschluss: 21 Uhr, www.arminiusmarkthalle.com