Interview mit Sportjournalist Benjamin Best Dirty Games: „Sport ist ein Zirkus – Es wird betrogen, gelogen, korrumpiert“

„Dirty Games“ ist eine Doku, die die Machenschaften rund um das System Weltsport beschreibt. Themen u.a. sind: die Fußball-WM 2014 in Rio und 2022 in Katar, Olympia 2016 … Sportjournalist und Regisseur der Doku Benjamin Best spricht mit uns über die dreckige Seite des Sports.

Wäre „Dirty Games“ eine fiktive Geschichte würde man sie beschreiben als: spannend, dramatisch – ein richtig guter Thriller inklusive Kartell und Mafia. Doch es ist eine Doku, die die Machenschaften rund um das System Weltsport beschreibt. Themen u.a. sind: die Fußball-WM 2014 in Rio und 2022 in Katar, Olympia 2016, Wettbetrug und manipulierte Kämpfe im Boxsport und Spiele in der NBA sowie Verstrickungen von Regierungen und Demontage von Whistleblower. Sportjournalist und Regisseur der Doku Benjamin Best spricht mit uns über die dreckige Seite des Sports.        

Sie behandeln sehr viele Themen (WM 2014, Olympia 2016, Boxen, NBA, Katar …) in der Doku. Wie sind Sie auf die Themenauswahl gekommen? 
Das lag auch daran, welche Themen zu der Zeit im öffentlichen Interesse groß waren. Fußball ist natürlich eine Sportart, die auf der ganzen Welt gespielt wird und die Millionen von Menschen in ihren Bann zieht. Deshalb war auch klar, dass Fußball einen großen Teil des Films einnehmen wird bzw. viele Sachen, die im Fußballsport falsch laufen.
Bei den anderen Themen habe ich mich so ein bisschen an den Protagonisten orientiert. Ich wollte natürlich starke Protagonisten und Geschichten haben und da ich schon seit vielen Jahren investigativ im Sport unterwegs bin, wusste ich, wo ich gucken muss. Letztendlich ist die Wahl auf diesen Boxmanager und den NBA-Schiedsrichter gefallen. Aber eben auch auf die anderen Themen.

Manche verschließen die Augen und meinen, Journalisten wie Sie seien Nestbeschmutzer und würden den Sport kaputt machen. Was denken Sie, wenn solche Anschuldigungen kommen?
Auf der einen Seite bin ich natürlich Realist und weiß, dass ich mit dieser Art von Journalismus oder auch mit diesen Themen nicht überall offene Türen einrenne, aber auf der anderen Seite muss ich auch ganz klar sagen, dass mir das ziemlich egal ist. Weil ich glaube, dass Funktionäre und alle, die da mitspielen, den Sport in den letzten Jahren in eine falsche Richtung gesteuert haben. Es ist natürlich ein Milliardengeschäft, ein Zirkus. Da kann man nicht die Augen verschließen oder weggucken. Es wird betrogen. Es wird gelogen. Es wird korrumpiert. Teilweise wird sogar der Verlust von Menschenleben in Kauf genommen. Aus meiner Sicht hat das nichts mehr mit der Ursprungsidee des Sports zu tun. Und aus dem Grund muss man darüber einfach berichten. 

Sie sagten, Sie wollen wissen, „wie die permanente Korruption und Spielmanipulation im Sport bei den normalen Leuten ankommt“. Sie waren jetzt auf Tour. Wie sind denn die Reaktionen bisher?
Die Resonanz ist durchweg positiv. Wobei manche Zuschauer auch schon einen sehr hohen Grad an Frustration aufweisen, weil sie sich einfach klein fühlen im Vergleich zu den Funktionären, Politikern, Regierungen und Mitgliedern der organisierten Kriminalität, die den Sport für ihre Interessen ausnutzen. Aber insgesamt habe ich das Feedback bekommen, dass der Film sehr wichtig ist und ich eben kein Nestbeschmutzer bin. Sondern ganz im Gegenteil, dass man das endlich mal so in der Art und Weise in dem globalen Blick zeigen muss. 

Ist denn die Idee eines fairen Wettkampfs heutzutage per se unrealistisch?
(überlegt) Ich würde es mal so sagen: Es ist dahingehend unrealistisch, weil erstens zu viel Geld im Spiel ist und zweitens zu viele Interessen in dieses Spiel kommen. Wir haben einfach viel zu viele Protagonisten, die alle beteiligt sein wollen – die alle etwas vom großen Kuchen abhaben wollen – und so dann zu unlauteren Mitteln greifen. Dabei geht es nicht nur um Wettbetrug.
Schauen Sie sich z.B. das Problem Doping an: Ich glaube, dass im Profileistungssport, in den großen Sportarten, mit allen Tricks gearbeitet wird. Und da wird dann auch in Kauf genommen, wenn es über die Grenze hinausgeht.
Von daher glaube ich, dass wir uns von einem fairen Wettkampf mehr oder weniger verabschieden müssen. Es gibt auch viele Sportler, die mit fairen Mitteln gewinnen wollen und zu fairen Mitteln greifen. Aber ich glaube, es gibt eben – und das hat die Vergangenheit auch gezeigt – immer mehr und mehr Akteure, die keine Probleme damit haben, mit unlauteren Mitteln zu kämpfen.

© Presse / Dirty Games

Nehmen wir aus Ihrer Doku das Beispiel Katar: Schätzungen zufolge sollen bis zur WM 2022 in Katar 4.000 Gastarbeiter gestorben sein. Wie ist diese moderne Sklaverei möglich? Und wieso tut niemand etwas dagegen?
Auch da ist es eben der Fall, dass einfach sehr viele davon profitieren. Und da meine ich nicht nur große Wirtschaftsunternehmen, sondern u.a. natürlich auch die Politik bzw. Regierungen. Und das ist nicht nur ein Problem von Katar, sondern das findet ja eigentlich im gesamten Mittleren Osten statt bzw. bis nach Asien. Dort müssen Menschen unter unwürdigsten Verhältnissen arbeiten. Der Aufschrei findet aus dem Grund nicht satt, weil es einfach ein viel zu lukratives Geschäft ist.
Auch aus dem Grund habe ich den Film gemacht – weil ich das zeigen und den Opfern auch ein Gesicht geben wollte. Von den Konsumenten bei der Bekleidungsindustrie wird es mittlerweile zumindest registriert, aber im Sport leider eben nicht.

Wie kann ein Franz Beckenbauer – eine angesehene Person des öffentlichen Lebens, die eine Verantwortung trägt – ernsthaft sagen „Ich habe keinen einzigen Sklaven in Katar gesehen“? Ist das nicht unfassbar?!
Es ist unfassbar! Da fehlt mir auch jegliches Verständnis dafür. Wenn man aber auch sieht, welche Rolle er bei der Aufklärung des sogenannten Sommermärchens gespielt hat, dann muss man leider sagen, dass er – so toll er als Fußballspieler und auch als Trainer war – der Verantwortung als Funktionär und auch als Mensch der Öffentlichkeit, aus meiner Sicht absolut nicht gerecht wird. Wer so eine Aussage tätigt, der disqualifiziert sich im höchsten Maße. 

Und trotzdem sehen das die meisten bei der Person Beckenbauer nicht so.
Viele Personen, Politiker und auch Journalisten, halten quasi die schützende Hand über ihn – auch das hat die Berichterstattung des Sommermärchens gezeigt. Das ist halt leider so. Da gibt es jahrelange Seilschaften, von denen er profitiert und auf die er sich auch immer wieder verlassen kann. Dadurch wird natürlich auch ein Bild von ihm gezeichnet, was als Konsequenz hat, dass es viele Leute als nicht so schlimm ansehen und sagen, dass man ohne Franz Beckenbauer die Weltmeisterschaft auch nicht bekommen hätte. Das mag so sein. Er hat sicher einen großen Beitrag daran gehabt. Nur wenn er es letztendlich unter genau den Voraussetzungen gemacht hat, wie alle anderen Weltmeisterschaften auch vergeben worden sind, dann hat das mit einer sogenannten Lichtgestalt nichts zu tun. Sondern es ist genauso zu verurteilen, wie bei allen anderen auch. Nur findet das dann bei ihm leider nicht so statt. 

Das FBI ermittelt gegen die FIFA. Was hat die amerikanische Sicherheitsbehörde damit zu tun? 
Viele kriminelle Aktivitäten einiger FIFA-Funktionäre, wie bspw. Geldwäsche, liefen über US-Banken. Aus diesem Grund hat sich das FBI eingeschaltet – zum Glück, muss man sagen. Ich glaube, ohne diese Hartnäckigkeit des FBI wären wir jetzt nicht an dem Punkt, an dem wir sind. Das zeigt aber auch, dass im Fall der FIFA der Verband dazu selbstständig überhaupt nicht in der Lage ist. Sondern dass es kriminelle Vorgänge sind, die auch nur mit der Härte des Gesetzes aufgeklärt werden können: wie Telefone abhören, Sperrungen von Bankkonten, und dass es Staatsanwälte gibt, die Einblicke einfordern, was Verbände eben nicht können. Da hat man mit Sicherheit, auch was europäische Behörden angeht, jahrelang weggeschaut. 

© Presse / Dirty Games

Glauben Sie, an eine neue saubere FIFA?
Nein, das glaube ich absolut nicht. Und die letzten Wochen zeigen ja auch genau das Gegenteil. Sie zeigen, was viele Insider, Experten und auch ein paar Journalisten vermuten, die sich mit diesem Thema seit ein paar Jahren beschäftigen: Der neue Präsident Gianni Infantino macht da weiter, wo Sepp Blatter aufgehört hat und dass sich da nichts ändern wird. Es gab ein paar Reformen, die auf dem Papier ganz gut aussehen, aber im Endeffekt wurden nur die Personen ausgetauscht – das System bleibt aber bestehen. Aus meiner Sicht müsste man die FIFA gänzlich auseinandernehmen und einen kompletten Neustart machen. Weil es sonst eben immer so weitergehen wird.

Aber ist es nicht frustrierend für Whistleblower und Journalisten, die Sachen aufdecken und Beweise haben, dass sich nichts ändert?
Ich sehe meinen Job darin, einfach hartnäckig zu sein und immer wieder darauf hinzuweisen. Zumindest kann man damit ein Bewusstsein schaffen. Wenn man z.B. mal schaut, welchen Ruf die FIFA mittlerweile hat, dann muss man schon sagen, dass sich in der breiten Öffentlichkeit etwas tut. Aber klar, den Einfluss, den man hat, etwas zu ändern, ist natürlich relativ klein. Aber das frustriert mich jetzt nicht.

© Presse / Dirty Games

Das Beispiel Boxsport in der Doku: Der ehemalige Boxmanager Charles Farrell nennt manipulierte Kämpfe und Namen und auch, dass die Mafia mit drinsteckt. Wie haben Sie die Glaubwürdigkeit gecheckt?
Er ist in der Szene kein Unbekannter, ganz im Gegenteil: Er war Manager von fünf Boxweltmeistern und er war an diesem Boxkampf, den er erwähnt, auch direkt beteiligt. Er ist – auch wenn er nicht mehr im Boxsport aktiv tätig ist – in den USA heute noch ein gefragter Interviewpartner. Das wäre nicht der Fall, wenn er ein Hochstapler wäre. Von daher ist seine Glaubwürdigkeit aus meiner Sicht absolut gegeben.

Ist das nicht gefährlich für ihn? Auch im Nachhinein?

© Presse / Dirty Games
Klar. Aber auf der anderen Seite – auch das ist ein Phänomen – er ist ja nicht mehr im Boxsport tätig. Die Whistleblower sind eigentlich immer die, die nicht mehr im Sport aktiv und damit nicht mehr Teil des Systems sind. Er hatte, so wie er auch im Film sagt, einen Deal mit der Mafia gemacht. Teil des Deals war letztendlich auch, dass er aus dem Boxsport verschwindet. Er nennt von der Mafia ja auch keine Namen. Er beschreibt das System und den Kampf, aber er ist doch merklich vorsichtig, was Personen aus der organisierten Kriminalität angeht.
Das ist übrigens ein immer wiederkehrendes Muster: Ich habe mich auch für andere Projekte mit Mafiagrößen und ehemaligen Mafiamitgliedern getroffen. Die sagen selten Namen, sondern sie beschreiben das System und halten sich dahingehend allgemein. Damit halten sie sich letztendlich auch am Leben.

Weiteres Beispiel aus der Doku: Es geht um Olympia 2016 in Rio und wie Umsiedelungen und die Gewalt der Machthaber stattfinden. Was kann bzw. sollte man dagegen tun? Ist ein Boykott der Sportler, Regierungen, TV-Zuschauer sinnvoll?
Ich sehe einen Boykott immer problematisch. Was ändert sich denn letztendlich dadurch? Natürlich wäre es ein Signal, wenn man sich die Olympischen Spiele nicht anschaut und dadurch die Einschaltquoten sinken. Auf der anderen Seite ist da natürlich auch die Frage: Hält man damit etwas auf?

© Presse / Dirty Games

Ich glaube, dass die öffentlich-rechtlichen Sender und alle, die im Sommer in Rio sind, nicht nur über den Sport berichten, sondern einfach auch über den Tellerrand hinausblicken müssen. Aber das ist leider ein Punkt, der aus meiner Sicht immer wieder zu kurz kommt. Natürlich geht es um den Sport und man ist da, um ein Sportfest zu feiern, aber was drumherum passiert, muss man auch ganz klar ansprechen. Und diese Verantwortung müssen auch alle Journalisten haben, die dort hingehen. Man kann heutzutage nicht einfach nur eindimensional über ein Sportereignis berichten. Und Rio ist da ein absolutes Paradebeispiel, weil zwei Sportgroßveranstaltungen in so kurzer Zeit dort stattfinden, es wahnsinnig große Proteste gab und gibt, sogar Regierungskrisen und nachgewiesene Korruption rund um Bauten von Stadien sowie Infrastruktur und weil die Menschen ausgenutzt werden. 

Ich habe gelesen, dass es nicht abzusehen sei, ob Ihr Film nach dem Kinostart auch im deutschen Fernsehen zu sehen sein wird. Ein Verantwortlicher eines deutschen Senders, sagte, er wolle seinen Zuschauern nicht die gute Laune am Sport verderben.
Diese Aussage kam von einem Sender, wo es darum ging, ob über diesen Film im Vorfeld überhaupt berichtet wird. Mittlerweile bin ich ganz guter Dinge, dass der Film im deutschen Fernsehen laufen wird. Ich führe da bereits konkrete Gespräche.
Aber wenn Sie sich jetzt bspw. Sportmagazine anschauen – und da gibt es ja einige namhafte in Deutschland – so weit ich bis jetzt weiß, hat kein einziges über den Film berichtet. Es gab keinerlei Anfragen, sei es die Sport Bild, der Kicker oder selbst 11 Freunde – die sich auch so ein bisschen als anderes Heft sehen. Von denen hat keiner über den Film berichtet. Ich glaube, das ist auch eine ganz klare Aussage. Man kann auf der einen Seite nicht das Produkt abfeiern und auf dem nächsten Blatt alles infrage stellen. Aber eigentlich kann und muss man das sogar. Aber so wird es eben von den Verantwortlichen offensichtlich nicht gesehen.

Aber gerade im Hinblick auf die Person Blatter sind sich ja alle einig und haben sich positioniert.
Ja klar, aber das ist auch einfach. Da hauen dann alle drauf, schwimmen mit und finden das alles ganz schlimm, womit sie auch recht haben. Aber bei so einem Film dann doch bitte nicht zu konkrete Kritik. Da wird offensichtlich mit zweierlei Maß gemessen. Dass kein Sportmagazin und keine Sportzeitschrift über so einen Film berichtet, ist nicht nur traurig, sondern sehr bedenklich. 

Umso mehr haben die öffentlich-rechtlichen Sender den Bildungsauftrag, die Doku zu veröffentlichen.
Da kann ich mich nicht beschweren, weil es diverse Fernsehformate und Hörfunkwellen gab, die über den Film berichtet haben. Dem Auftrag sind sie im Rahmen des Films absolut und total zufriedenstellend nachgekommen. Aber auch bei den Öffentlich-rechtlichen muss man schauen, was bei so einem Sportgroßereignis gezeigt wird. Wir sehen bei der Europameisterschaft, wo die Schwerpunkte gesetzt werden, wie oft ins deutsche Quartier geschaltet wird und über was letztendlich dort berichtet wird.

Jogi Löw war tagelang auf Seite 1 … und das hatte nichts mit Fußball tun.
Und das mit einer Sache, die wirklich lächerlich ist. Wir haben ein riesiges Hooligan-Problem, was im Vorfeld überhaupt nicht thematisiert wurde, aber es ist da. Das müsste noch stärker in den Fokus gestellt werden.

Merken Sie Ressentiments an ihrer Person? Können Sie in Ruhe arbeiten und recherchieren?
Ja, recherchieren kann ich natürlich. Ob jetzt die Personen in Zukunft mit mir weiterhin sprechen werden, weiß ich noch nicht. Aber ich habe z.B. auch ganz bewusst keine Funktionäre in dem Film reingenommen – weil ich keinen Funktionärsfilm machen wollte. Ich wollte nicht, dass deren Aussagen das Problem runterspielen und verwässern. Und ich glaube, bei einem Kinofilm habe ich die künstlerische Freiheit so was auch mal zu machen. Es wird sich zeigen, wie ich aufgenommen werde. 

Gibt es denn Reaktion vom IOC, FIFA …?
Nein. Ich glaube, dass man sich duckt und denkt, die Welle wird schon vorübergehen und dann geht es weiter.

Es gibt aber auch Mitglieder von internationalen Verbänden, die den Film gut finden. Es ist ja nicht so, dass alle bei der FIFA korrupt wären. Ganz und gar nicht. Auch da gibt es hochqualifizierte und gute Mitarbeiter. Von daher bestärkt mich das auch, wenn Mitarbeiter von internationalen Sportverbänden, auch wenn es hinter vorgehaltener Hand ist, mir sagen, dass sie den Film wichtig finden. Das freut mich, auch wenn sie es nicht öffentlich machen. 

Gab es denn für Sie beim investigativen Journalismus mal eine gefährliche Situation? Wurden Sie bei Ihren Arbeiten, Recherchen behindert bzw. bedroht?
Was heißt gefährlich … Es gab in der Vergangenheit mal ein paar Situationen, die einfach ein bisschen brenzlig waren, wo man ein wenig aufpassen musste. Aber ich wurde noch nie körperlich angegangen. Es gab im Vorfeld ein paar Drohungen in Form von Klagen, aber auch da ist bis jetzt noch nichts passiert.
Aber das gehört natürlich mit dazu: Ich muss damit rechnen, dass vielen Leuten nicht gefällt, was ich mache und dass die sich auch wehren. Da kann ich nicht überrascht sein. Es gibt eine schöne Redewendung: Wo gehobelt wird, fallen Späne. Das ist halt so. 

© Presse / Dirty Games

Können Sie eigentlich noch Sport – sei es Olympia, WM, EM, NBA – genießen?
Das ist sehr schwierig. Die großen Fußballspiele schaue ich mir schon noch an, aber die Olympischen Spiele interessieren mich überhaupt nicht mehr.
Bei der Europameisterschaft 2016 habe ich mich schon auch so ein bisschen mit den Mannschaften gefreut, die eigentlich absolute Außenseiter sind, wie z.B. die Isländer oder auch wie sich die Ungarn in den Gruppenspielen gefreut haben. Das zeigt, dass so eine pure Freude da sein kann. Es ist aber schwierig geworden.
Ich habe mein Leben lang Sport getrieben, an der Deutschen Sporthochschule studiert, in der 4. Liga Fußball gespielt – ich komme aus dem Sport. Aber wenn man sich jahrelang mit diesen ganzen Machenschaften auseinandersetzt, muss ich ehrlich sagen, dass nur noch wenig Freude am Sport bleibt.
Es fällt mir schwer, alles andere auszublenden. Der Wissenschaftler im Film sagt: Wenn der Ball rollt, schalten viele einfach ihren Kopf aus. Das ist schon ein bisschen frustrierend. Ich glaube, ich werde in den nächsten Jahren noch genügend Sachen haben, über die ich recherchieren und berichten kann.