Das Radio soll sich mal entspannen! Gästeliste Geisterbahn im Interview

Die neuen, unkonventionellen Sterne am Podcast-Himmel sind drei Jungs mit losem Mundwerk, Quatsch im Kopf & Maria, ihre technikaffine Produzentin.

Drei Jungs mit losem Mundwerk und jeder Menge Quatsch im Kopf und ihre technikaffine Produzentin Maria – das sind Gästeliste Geisterbahn, die neuen Sterne am Podcasthimmel von Deutschland. Laut Gründungsmitglied Markus Hermann sind Podcasts eine gute Möglichkeit, um Zeit tot zu schlagen. Gästeliste Geisterbahn bringt sie aber auch auf die große Bühne und im Mai in den Kupfersaal nach Leipzig. Wie funktioniert das?

© Marc Pruß
Ich war bisher weder Fan von Hörbüchern, Radio oder Podcasts. Warum sollte ich mir trotzdem mal einen anhören und warum insbesondere den euren?  

Podcasts sind zum Beispiel eine super Sache, um tote Zeit zu überbrücken. Das hört sich komisch an, aber die Leute hören tatsächlich meistens Podcast, wenn sie zum Beispiel auf dem Weg zur Arbeit sind, im Zug sitzen oder warten. „Gästeliste Geisterbahn“ solltest du hören, weil es meistens ziemlich lustig wird!

Eine Rezension eures Podcast auf iTunes lautet „Extrem kurzweilig, sehr lustig und wirkt alles sehr spontan.“ Wie spontan seid ihr denn wirklich?  

Ich sage mal, fünf Prozent unserer Podcasts sind geplant, der Rest passiert einfach. Jeder überlegt sich vor dem Treffen so ein bisschen, worüber er sprechen möchte, aber wenn wir dann aufnehmen oder in der Show sitzen, kommen wir von einem zum nächsten Gedanken, was dann gerne mal etwas absurd werden kann. Inspiration bekommen wir aus dem Alltag, also Erlebtes oder Gedanken zu irgendwelchen Kleinigkeiten im Alltag.

„YouTube ersetzt das Fernsehen und Podcasts das Radio.“ Was hältst du von dieser These?  

Das Wort „ersetzen“ finde ich bei dieser These ein bisschen doof. Das eine ersetzt ja das andere nicht, es ist eher eine tolle Ergänzung. Ich glaube, dass das Radio sich ein bisschen mehr entspannen sollte. Längere Talks oder redaktionell umfangreich vorbereitete Sendungen gibt es leider viel zu selten. Aber ich denke, dass Podcasts dazu führen, dass es da bei einigen Sendern ein Umdenken gibt. Bestes Beispiel dafür sind wahrscheinlich Schulz und Böhmermann, aus deren Radiosendung ja mehr oder weniger aus Versehen ein Podcast wurde. 

Speaking about Böhmermann: Ist der lustig?  

Ich kann da jetzt nicht für alle sprechen, aber manchmal ist er das schon, ja. 

Darauf die philosophische Frage für zwischendurch: Was ist denn „lustig“? 

(überlegt) Lustig ist, wenn man für einen Moment nicht nachdenkt, den ganzen Rest im Kopf vergisst und einfach nur lachen muss!

Teil eurer Shows sind immer wieder Fragen aus dem Publikum oder den Zuhörern. Was war denn da die kurioseste Frage bisher?  

Schwer zu sagen! Wir beantworten bei jeder Liveshow Fragen aus dem Publikum und entweder sind die an sich schon so lustig, dass es keine Antwort mehr braucht. Oder die Frage ist eher harmlos und wir verlieren uns dann in diversen lustigen Gedanken dazu. Eine gute Mischung aus beidem war, als wir kürzlich gefragt wurden, wie denn der perfekte Zugwaggon für jeden von uns aussehen würde. Am Ende haben wir glaube ich den halben Zug mit Wasser und Casinos gefüllt, haha.

Ihr kommt bald nach Leipzig. Freut ihr euch?

Ja! So verrückt wie es manchmal ist, einfach nur zum Reden auf der Bühne zu sitzen, so schön ist es, dadurch auch ein bisschen rumzukommen und unsere Hörer/innen auch mal live lachen zu hören. Es ist unsere Premiere in Leipzig und wir alle haben eine gewisse Bindung zur Stadt. Nilz hat diverse tolle Erlebnisse aus alten Gamescom-Zeiten, Donnie hat in den Neunzigern hier mal einen Kochwettbewerb für Kinder gewonnen und ich war ebenfalls als Kind öfters zu Besuch, da meine Oma aus Leipzig stammt. 

© Marc Pruß
Euer Name macht beim ersten Hören stutzig. Steht ihr wirklich in der Geisterbahn auf der Gästeliste?  

Ja, aber bislang gab es noch nie einen Goodie-Bag! Wir haben uns bei der Namensfindung einfach gegenseitig verschiedene Namen an den Kopf geworfen und dieser ist letztlich hängen geblieben und wir sind immer noch sehr froh darüber. 

Wie funktioniert denn ein Podcast „live“ und als Show? 

Das wissen wir selbst nicht so genau! Wenn man mit einer Band auf Tour ist und auf der Bühne steht, weiß man ja, welche Songs gespielt werden. Wir haben aber meist keine Ahnung, was genau passieren wird, wenn wir auf die Bühne kommen. Wir setzen uns hin und dann gucken wir, wohin die Reise geht. Da gibt’s kein Rezept. Wir haben dank unserer Produzentin Maria damals im Comedy Café in Berlin damit angefangen und die Resonanz war so positiv, dass das Ganze immer weitergewachsen ist. Es macht auch viel mehr Spaß als nur im stillen Kämmerchen zu sitzen, da wir auf der Bühne die direkte Reaktion des Publikums mitbekommen. Wir nehmen uns danach dann auch immer sehr viel Zeit für unsere Fans und freuen uns, ein paar neue Gesichter kennen zu lernen. 

Viele Künstler stehen dem Music-Streaming Anbieter Spotify kritisch gegenüber, eure Podcasts kann man dort hören.  

Die kritische Sichtweise kann ich ein Stück weit verstehen. Wenn man nicht gerade Helene Fischer ist, wird es schon schwierig, von Musik leben zu können. Aber das ist eine so vielschichtige Angelegenheit, das klären wir lieber ein andermal. Für uns ist Spotify einfach ein weiterer Kanal, über den man uns hören kann. Uns ist es wichtig, dass man uns auf diversen Wegen möglichst einfach und kostenlos hören kann.

Ihr alle drei seid Internetmenschen, ein Großteil eurer Arbeit und eures Lebens spielt sich im Internet und auf sozialen Plattformen ab. Jetzt haben wir neuerdings eine Ministerin für Digitalisierung, die vor kurzem behauptet hat, alle Leute, die Twitter benutzen, sind entweder Journalisten, Politiker oder Psychos. In welche Kategorie passt du da rein? 

Ich glaube, ich bin von allem ein bisschen. Schwer zu sagen, aber ich tue mich mein Leben lang schon schwer, mich in Kategorien einzuordnen, die aus der CSU vorgegeben werden. (lacht)

Was wäre deine erste Amtshandlung als Minister für Digitalisierung?  

Ich denke, ein derart umfangreiches Amt kann man nicht mal eben so runterbrechen. Aber spontan kommt mir in den Sinn, dass sehr viel mehr gegen Hate Speech und Hetze im Netz getan werden muss. Es kann nicht sein, was Opfer teilweise für Wege gehen müssen, bis da mal etwas geschieht. Wenn denn überhaupt. Ansonsten würde ich grundsätzlich Wert auf einen besseren und geschulteren Umgang mit Medien legen. Für meinen Geschmack gibt es viel zu viele Leute, die ein Schlumpfvideo auf Whatsapp von Onkel XYZ als fundierte Quelle ansehen.

Was hast du denn für Tipps für den kommenden Podcast-Nachwuchs? 

Ach, jeder sollte das eigentlich angehen, wie er möchte. Egal auf welche Art und Weise und zu welchem Thema. Das ist ja das schöne an Podcasts. Als Tipp würde ich mitgeben, dass man unbedingt dran bleiben sollte, auch wenn es anfangs schwierig ist! Niemand hat sofort tausend neue Hörer. Und ich würde darauf achten, dass man von Anfang an in guter Qualität produziert. Da war unser großes Glück, dass wir mit Maria eine so tolle Produzentin von Anfang an mit an Bord hatten.

Genau, Maria. Die ist ja ganz alleine unter euch drei Lausbuben …  

Ja, sie kommandiert uns die ganze Zeit rum! (lacht) Nein Quatsch, wir sind ja keine militärische Organisation, sondern eine Familie. Maria hat einfach den nötigen Überblick über alles und dafür sind wir sehr dankbar. Wenn sie nicht wäre, hätten wir wahrscheinlich nach eineinhalb rauschenden Folgen „Gästeliste Geisterbahn“ resigniert aufgehört und nicht mal gewusst, wo wir die Disketten mit den Aufnahmen hinschicken müssen, damit man sie im Internet anhören kann.

Wie sieht die Zukunft von „Gästeliste Geisterbahn“ aus?  

Weltfrieden! Ansonsten haben wir keine klaren Ziele. Es darf gerne so weiter gehen wie bisher und wir freuen uns über jede neue Hörerin und jeden neuen Hörer. Es ist ein total schönes Gefühl, dass man was macht, was so viele Leute unterhält. Und jetzt freuen wir uns erstmal auf Leipzig. Wir sehen uns!

TERMIN: 26. Mai, 20 Uhr | Kupfersaal | Tickets 17€