Afrikanische Restaurants Gastro-Test: Afrikanisch essen in Kreuzberg

Cassava, Injera, Tamiya und Aswad gehören immer noch zu den weniger bekannten kulinarischen Höhepunkten Berlins. Zeit das zu ändern, dachten wir, und aßen uns einmal quer durch den Kontinent.

Cassava, Injera, Tamiya und Aswad gehören immer noch zu den wenig bekannten kulinarischen Höhepunkten Berlins. Zeit das zu ändern, dachten wir, und aßen uns einmal quer durch den Kontinent.    

Testsieger: Langano

© urbanite
Speisen & Getränke: 4 von 5

Ambiente:
 5 von 5 

Service: 5 von 5

Nahe dem Kottbusser Tor und doch idyllisch gelegen, bietet das Langano äthiopische Küche in gemütlichem Ambiente. Die großzügigen Räumlichkeiten sind in warmen Farben gestrichen und mit etwas Hang zum Kitsch landestypisch dekoriert. Eine Speisekarte mit vielfältigem Gruppenangebot wird dem Essen als Gemeinschaftserlebnis gerecht: Probierplatten mit verschiedenen Beilagen auf Injera, dem traditionellen, gesäuerten Fladenbrot aus Teffmehl, sind die Spezialität des Hauses. Geschmacklich schwanken diese zwischen gewöhnungsbedürftig und fantastisch. Während sich der saure Kokos-Karottensalat erst auf  längere Distanz in die Geschmacksnerven einschmeicheln konnte, entpuppte sich eine Soße aus roten Linsen als nachhaltig glücksbringender Happen Soulfood. Der Service fiel äußerst freundlich und zuvorkommend aus. Bei moderaten Preisen lohnt sich das Langano wohl besonders für experimentierfreudige Freundeskreise. Es empfiehlt sich eine abendliche Essenszeit, kurz nach Öffnung ist man noch etwas verloren. 

FAZIT: Ein abenteuerlicher Streifzug durchs kulinarische Äthiopien.

Kohlfurter Str. 44, 10999 Kreuzberg, Mo–So 16–24 Uhr

Senegambia Imbiss

© urbanite
Speisen & Getränke: 5 von 5

Ambiente:
 3 von 5 

Service: 4 von 5

Wer eine kulinarische Reise antreten möchte, ist im Senegambia Imbiss genau richtig. Hier kocht die Besitzerin in familiärer Atmosphäre und hin und wieder nehmen auch die sonst spielenden Kids eine Bestellung auf. Die Gerichte entstammen der westafrikanischen Küche aus Gambia und Senegal, nach einer der großen Portionen dürfte auch der hungrigste Gast pappsatt sein. Einige bekannte Spezialitäten gibt es nur an bestimmten Wochentagen, freitags beispielsweise Cassava – ein anderer Begriff für die der Kartoffel ähnlichen Knolle Maniok – mit Reis. Natürlich wird auch hier der Erdnuss gefrönt und so war besonders unser Rindfleisch-Domoda eine vollmundige, wenn auch kalorienreiche, herzhafte Sünde. Wer es exotischer mag, kann mit der Mischung aus Fleisch und Fisch im Plassas seinen Horizont erweitern. Besonderes Highlight, das sich wirklich niemand entgehen lassen sollte: die Accara-Bohnenbällchen. Heiß frittiert erinnern sie an saftigen Brötchenteig und werden von der Chilli-Zwiebelsoße perfekt komplettiert. Besteck und Essen wird dem Gast gut gelaunt an den Platz gebracht – da lassen sich auch die längere Wartezeit und das einfache, kühle Ambiente ohne Murren verkraften.

FAZIT: Authentischer Imbiss mit lohnenden, exotischen Gerichten für den großen Hunger!

Reichenberger Straße 72a, 10999 Kreuzberg, Di–So 15–23:30 Uhr

Blue Nile

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Speisen & Getränke: 3 von 5

Ambiente:
 4 von 5 

Service: 3 von 5

Wenn man vom verkehrsumtosten Landwehrkanal in den überraschend großen Gastraum tritt, hat man das Gefühl eine freundliche Oase erreicht zu haben. Lehmfarbene Farbtöne, ergänzt durch viel bunte Folklore, erzeugen eine warme, gemütliche Atmosphäre mit viel Patina. Wer sich am Mitte-Minimalismus satt gesehen hat, kann hier eine durchaus charmante Zeitreise in vergangene Epochen der Restaurant-Kultur antreten. Der Service dagegen scheint auf der Höhe der Zeit: eine Bedienung erscheint mit Handy am Ohr am Tisch, die andere ist ganz Mitte-mäßig des Deutschen nicht mächtig. Aus der Karte lernen wir, dass Grundlage jeder äthiopischen Mahlzeit das Fladenbrot Injera bildet, eine Art Pfannkuchen, aus dem man Stücke herausreißt, um damit per Hand die dazu gereichten Ragouts oder Gemüse zum Mund zu führen. Am Verhältnis zwischen reichlich Injera und den zugegebenermaßen gut gewürzten, leicht säuerlichen Rindergulasch muss im Blue Nile definitiv aber noch gearbeitet werden. Vielleicht bezieht sich der montagliche Rabatt aber auch hauptsächlich auf die Portionsgröße. 

FAZIT: Eine Reise durch Raum und Zeit, mit all ihren Unwägbarkeiten.

Tempelhofer Ufer 6, 10963 Kreuzberg, täglich 15–0 Uhr


Nil

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Speisen & Getränke: 4 von 5

Ambiente:
 4 von 5 

Service: 4 von 5

Seit über 15 Jahren verzaubert Walid El Sayed mit seinen Variationen der sudanesichen Küche ganz Berlin. Mit seinem dritten „Nil-Imbiss“ in der Oppelner Straße will er diese Küche weiter etablieren. In dem Laden kommt sofort Imbissstimmung auf, auch wenn es genug Platz gibt, um sich auch mit einer größeren Gruppe zu setzen. Auf der Wandkarte erkennt man den Nil und die Länder, die er durchstreift – allerdings hat man nach der Bestellung kaum Zeit, sich dadurch zu informieren, denn das Essen wird sehr schnell angerichtet. Vor allem für Sparfüchse lohnt es sich hier, ihr Essen mitzunehmen: Brotgerichte auf dem Teller kosten einen Euro mehr. 

Der vegetarische Sudan-Teller mit frittiertem Halloumi, knusprigen Tamiya (Bohnenpasteten) und frischem Salat schmecken dann wie hausgemacht; die dazugehörigen Soßen und Crèmes sind lecker, geschmacksintensiv und liegen schwer im Mund. Alles in allem ist der „Nil“ eine empfehlenswerte Alternative zur typischen Falafel-, Döner- oder Burger-Bude, die man sonst zwischen Tür und Angel besucht. 

FAZIT: Genau der richtige Laden für Experimentierfreudige unter Zeitdruck.

Oppelner Straße 4–5, 10997 Kreuzberg, taglich 11–24 Uhr

Khartoum – Sudanesischer Imbiss

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Speisen & Getränke: 4 von 5

Ambiente:
 4 von 5 

Service: 2 von 5

Das Khartoum wartet direkt am Görli mit einer großen Auswahl an Sandwiches und Tellergerichten aus der nordost-afrikanischen Hauptstadt des Sudan auf. Diese sind nicht nur lecker, sondern auch unschlagbar günstig, bekommt man die Tamiya-Falafel, nach sudanesischer Art frittierte Kichererbsenbällchen, mit Aswad, einer schmackhaften Auberginen-Paste, schon für 2,50 Euro. Besonders an‘s Herz legen wir aber die mit jeder Menge Curry marinierte gegrillte Hähnchenbrust. Dazu veredeln frittierte Bananen und Maniok-Frites das Geschmackserlebnis. Die Maniokknolle ist der Kartoffel geschmacklich recht ähnlich, dabei jedoch als Pommes bissfester und knuspriger. So bietet das Khartoum für wenig Geld ein leckeres Essen mit jeder Menge würziger Erdnusssoße in typischem Imbiss-Ambiente mit afrikanischen Details. Nur beim Service müssen einige Abstriche gemacht werden: Sandwich, Maniok-Frites und die frittierten Bananen kamen im Fünf-Minuten-Takt und nicht gemeinsam an den Tisch und waren so am Ende teils sehr kalt; höfliche Nachfragen werden gehetzt und kurz angebunden quittiert. Ein freundliches Lachen gab’s zum Schluss dennoch für jeden Kunden.

FAZIT: Hier wird zum schmalen Taler bestens gespeist – nur eben nicht gleichzeitig.
Wiener Straße 69, 10999 Kreuzberg, Mo–Fr 11:30–23 Uhr, Sa 15–23 Uhr, So 14–23 Uhr