Indoor-Camping, Friedel & Schneewittchen: Campen auf Berliner Art Indoor-Camping in Berlin: Kreative Unterkünfte in der Hauptstadt

Der Sommer naht und somit auch die Campingsaison. Die Berlinerinnen Sarah und Silke haben sich hierfür etwas ganz Besonderes ausgedacht. Was man unter Indoor-Camping versteht und wie man zum „Glamper“ wird, lest ihr hier.

Berlin ist der absolute Vorreiter, wenn es um kreative Urlaubsunterkünfte in Deutschland geht. Nun zeichnet sich ein neuer Trend ab: Indoor-Camping.

Während das Camping an sich in Großstädten früher eher eine exotische Vorstellung war, gibt es mittlerweile rund um Berlin sowie auch mitten in der Innenstadt zahlreiche Campingplätze, wie auf qiez.de beschrieben. Fahrbare Unterkünfte in Berlin sind eine echte Alternative zu Hotels oder Hostels und bieten gleichzeitig zahlreiche Möglichkeiten, wie Flexibilität, Mobilität und Unabhängigkeit, wie das mit einer klassischen Unterkunft undenkbar wäre. Deshalb steigt die Beliebtheit der neuartigen Unterkünfte in Berlin vor allem bei jungen Reisenden, häufig in Verbindung mit einer Deutschland- oder Europareise.

Campingplätze im Berliner Zentrum

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Natürlich gibt es außerhalb von Berlin, sobald die Häuser weniger und die Bäume mehr werden, zahlreiche klassische Campingplätze in der Natur. Wirklich interessant wird es jedoch innerhalb der Metropole. Wo Platzmangel und Plattenbauten vorherrschen, wurden die Berliner besonders kreativ, was mobile Unterkünfte angeht. Sei es nun, um sich etwas Taschengeld nebenher zu verdienen, oder einfach um die eigene Kreativität ausleben zu können. So oder so: Wer das nächste Mal nach Berlin geht, sollte das Hotel einmal durch eine ganz neue Erfahrung ersetzen. Die Natur genießen und gleichzeitig das urbane Flair Berlins aufsaugen. Die Attraktionen erkunden und abends auf dem Zeltplatz ein Lagerfeuer anzünden. Ein ganz privates Heim haben und dennoch billig hausen. Das ist Camping in Berlins Zentrum. Wer ein eigenes Wohnmobil mitbringt oder mit dem Auto kommt, sollte die Umweltzone in der Innenstadt beachten.

Indoor-Camping, was ist das überhaupt?

 

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Das sogenannte „Indoor-Camping“ ist nicht nur für die Hauptstadt, sondern eigentlich allgemein ein neuer Begriff. Die zwei Gründerinnen, Sarah und Silke, hatten vor einigen Jahren mitten in der Wirtschaftskrise die zündende Idee: In ihrem Viertel im Berliner Neukölln fehlte es an Hotels. Zuerst sollte daher in der Hobrechtstraße 66 ein schlichtes Gästehaus entstehen. Doch die zwei Räume waren riesig, offen, ohne Elektrik oder Sanitäranlagen und für ein klassisches Hotel allemal nicht geeignet. Ein Umbau wäre teuer und aufwändig geworden. Die Rettung: Ein Raum-im-Raum-Konzept. So bestand die nächste Idee darin, einzelne Hütten in die Hallen einzubauen und ihr so die leere Atmosphäre zu nehmen. Doch je flexibler die Hütten sind, desto besser können die zwei Gründerinnen auf die Wünsche der Gäste eingehen sowie Veränderungen und Instandhaltungsmaßnahmen vornehmen. Die Lösung war simpel: Wohnwagen. Die Wohnwagen, die heute in der Hobrechtsraße 66 in Neukölln stehen, sind wahre nostalgische Kunstwerke. Schließlich muss der Wohnwagen ja nicht mehr voll funktionsfähig sein. Daher steckten Sarah und Silke viel Arbeit und Fleiß in die Restaurierung alter Camper, stets unterstützt von befreundeten Handwerkern und Künstlern. Hüttenpalast nannten die zwei Existenzgründerinnen Ihre Kreation und feiern mittlerweile große Erfolge.

Das Erfolgskonzept „Indoor-Camping“

Seit dem Jahr 2010 ist der Indoor-Campingplatz von Berlin Neukölln nun in Betrieb. Nach nur zwei Monaten war das Hotel mit 50 bis 60 Prozent ausgelastet. „Die Idee ist eingeschlagen wie eine Bombe“, so Silke. Mittlerweile zählt das Unternehmen 15 Angestellte. Im September 2013 wurde eine zusätzliche Halle angemietet, in welcher nun fünf weitere Wohnwagen sowie eine Hütte stehen. Und das mit einer Auslastung von 80 Prozent seit dem ersten Tag. Ein weiterer Ausbau oder eine Franchisestrategie sind derzeit nicht geplant. Besonders beliebt sind bislang die kultigen Wohnwagen. „Friedel“ zum Beispiel stammt noch aus der DDR der 60er Jahre und fungiert als Doppelzimmer. „Schneewittchen“ war ursprünglich ein Wohnanhänger für den Trabant und ist nun ein Ein-Zimmer-Apartment. Das „Schwalbennest“ ist sogar noch mit der originalen Ausstattung geschmückt. Zwischen den Gefährten und den Hütten stehen ganz klassisch Campingstühle, Retromöbel und Gartenzwerge. Einziger Unterschied zu einem „normalen“ Campingplatz: Schlechtes Wetter, Sturm und Regen wurden hier einfach ausgesperrt.

Warum das Camping wieder im Aufschwung steht

 

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Kein Wunder, dass das Konzept von Silke und Sarah so gut aufgeht. Schließlich erlebt das Camping in Deutschland derzeit wieder sein Revival. Allein im vergangenen Jahr haben laut n24 sieben Millionen Gäste in Deutschland rund 25 Millionen Nächte im Campingurlaub verbracht. Damit stieg die Zahl der Campingplatzbesucher seit 2008 um mehr als elf Prozent, neun sind es bei den Übernachtungen. Dauercamper wurden dabei noch nicht einmal berücksichtigt. Ähnlich verhält es sich in Brandenburg: Das Bundesland rund um Berlin knackte im Jahr 2014 das erste Mal seit 1995 wieder die Millionen-Grenze bei den Camping-Übernachtungen. Der Focus berichtet von einem starken Anstieg der innerdeutschen Touristen. Allein zum Vorjahr gab es eine Steigerung in Höhe von 4,6 Prozent. 312.000 Gäste waren es im Jahr 2014 und damit ganze sieben Prozent mehr als noch 2013. Ganz besonders beliebt sei das sogenannte Glamping, eine Mischung aus Glamour und Camping.

Glamping – die neue Art zu campen

Camping wird allgemein mit Freiheit, Naturnähe und Flexibilität in Verbindung gebracht. Doch viele, vor allem junge, Deutsche lassen sich auch gerade davon abschrecken. Sie wünschen sich bequeme Betten, ausreichend Platz, ein richtiges, voll ausgestattetes Bad sowie eine eigene Dusche. Gemeinschaftsräume und -toiletten sind passé. Das sogenannte Glamping – glamorous Camping – ist derzeit der letzte Schrei der Camping-Szene. Dabei geht es nicht nur um die luxuriöse Ausstattung des Urlaubsheims, sondern auch um eine möglichst besondere und exklusive Unterkunft. Baumhaus, Wohnwagen mit Meerblick oder Lodge-Zelt…die Glamper lassen sich immer wieder neue Highlights einfallen.