Buchrezensionen Isch des Bio? und Die Modernisierung meiner Mutter

Wir haben uns im Berliner Literaturdschungel umgeschaut und zwei der schönsten Neuerscheinungen für euch herausgesucht: „Isch des Bio?“ von Bärbel Stolz und „Die Modernisierung meiner Mutter“ von Bov Bjerg

Wir haben uns im Berliner Literaturdschungel umgeschaut und zwei der schönsten Neuerscheinungen für euch herausgesucht: „Isch des Bio?“ von Bärbel Stolz und „Die Modernisierung meiner Mutter“ von Bov Bjerg

Lach- und Sachbuch: Isch des Bio? 

© Goldmann Verlag
Schon bei den Youtube-Videos, mit denen die Prenzlschwäbin berühmt wurde, lagen die Emotionen beim Anschauen im Widerstreit: Auf der einen Seite Begeisterung darüber, wie es Bärbel Stolz aka Prenzlschwäbin gelingt, sämtliche Schwaben-Klischees so fantastisch echt zu spielen, dass man die Maultasche vor Staunen kaum noch zubekommt. Andererseits wollte man sofort den Computer ausschalten, so schrecklich ist das Prenzlauerbürgertum zwischen Helikopter-Muttis, Tofu-Foodporn und Hundekacketüten-Fundamentalismus.

Nun kommt das Buch zu den Videos. „Desch Bärbele“ kämpft darin mit Apotheken- und vielen anderen Untergattungen der Schwaben, spielt aber nicht wie in den Videos selbst die Schwaben-Inkarnation, sondern berichtet mal mehr, mal weniger objektiv – ihre Kinder heißen hoffentlich nicht wirklich Bruno-Hugo-Luis und Wikipedia. Man weiß aber eh oft nicht so genau, verascht sie uns gerade oder muss sie wirklich durch all die Schrecknisse zwischen laktosefreien Kindergeburtstagen und Vätern mit Yuppie-Bärten? Insgesamt ruhiger als die Videos, ist das Buch beobachtungstiefer, macht aber genauso so viel Spaß. 

Infos: Goldmann-Verlag 2016, 271 Seiten, 12,99 €

Text Christian Mentz

Kurzgeschichten: Die Modernisierung meiner Mutter 

© Aufbau Verlag
Für viele Kritiker ist der Berliner Bov Bjerg seit Langem einer der Shootingstars am deutschen Literaturhimmel – nach seinem neuen Buch „Die Modernisierung meiner Mutter“ auch für uns. Unter seinem scharfsinnigen Blick entfalten sich tragisch-komische Geschichten: Etwa die seines Onkels, eigentlich gelernter Schneider, der in Amerika sein Glück suchte und dort als Millionär im Gefängnis verbrannte. Chaotische und gleichzeitig charismatische Figuren sind es, mit denen Bjerg, die Herausforderungen des Lebens zu Papier bringt. So hat der Führerscheinerwerb der Mutter schwerwiegende Folgen, Mensch und Tier sind in Gefahr und der Gemeinderat lässt zufällig zeitgleich eine neue Fußgängerampel aufstellen. Auch dank der Bjergschen Lust an Wortspielereien wie „keine Revolution ohne Kopulation“ richtet sich das Grinsen dauerhaft im Gesicht des Lesers ein. 

Infos: Aufbau-Verlag 2016, 160 Seiten, 16 €

Text Lennart Zinck