"Die Leute tanzen wild, grölen ein bisschen mit und wir haben einen schönen Abend!" LaBrassBanda im Interview über Schlager, Kühe und Mediengedöns

Mit einer einzigartigen Mischung aus Pop, Schlager, Rock und Blasmusik sorgt LaBrassBanda für frischen Wind im pop-musikalischen Einerlei. Uns erzählten sie, wie.

© Atelier Poschauko/Stefan Bausewein
Mit einer bunten Mischung aus Ska-, Punk- und Blasmusik sorgen die Jungs von LaBrassBanda auf Konzerten und Festivals immer für gute Stimmung. Sie spielen barfuß und in Lederhosen, singen ausschließlich bairisch und sind gerade erst von einer Weltreise zurückgekehrt. Wir haben mit dem Sänger Stefan Dettl über zehn Jahre Bandgeschichte, das neue Album „Around the World“ und den Medienzirkus geredet.

Zehn Jahre LaBrassBanda. Und die habt ihr in der Olympia-Halle München groß gefeiert. Geht’s auf den anderen Konzerten so weiter?

 Ja, wir haben dieses Jahr noch eine schöne Bierzelt-Tour mit 35 Bierzelten und dann machen wir noch unsere Deutschland-Tour im Herbst. Das sind dann insgesamt etwa 70 bis 80 Konzerte, was für uns ein wunderbares Jahr ist. Das ist genau die Menge, die wir leisten können und dabei noch sehr viel Spaß haben. Also ja, wir feiern.

Du bist schon von Anfang mit dabei. Was ist denn euer schrägstes und euer schönstes Erlebnis als Band in den zehn Jahren?

Das schrägste Erlebnis war bis jetzt in Dänemark. Da haben wir vor 600 Dänen gespielt. Es war eine ganz heiße Clubshow und es wurde auch wild getanzt. Und auf einmal springt ein Däne rauf auf die Bühne und beißt mir in die Nase. Ganz leicht – aber es war halt überraschend. Ich stand einfach da und hatte auch ein bisschen Angst. Als ich zur Security runtergschaute, erklärten sie mir, das sei ein Ritual: Wenn einem jemand besonders gefällt, dann beißt man ihm in die Nase.

Und das Schönste war gerade erst vor ein paar Wochen in Brasilien, als eine 87-jährige Oma bei unserem Konzert war. Sie ist mit uns auf die Bühne und hat Samba getanzt. Das war echt fantastisch.

Eure Musik wird auch als „Neue Volksmusik “ bezeichnet, ihr spielt Festivals und füllt Konzerthallen mit Fans jeden Alters. Volksmusik ist wohl doch nicht nur was für ältere Menschen …

Das ist für uns auch nicht richtig erklärbar. Ich glaube, diese volkstümliche Musik funktioniert im Moment ganz gut, weil sie ziemlich stark in den Medien ist. Sehr viele Fernseh-Shows und Radio-Stationen spielen diese Musik, allerdings mehr Schlager. Das ist bei uns nicht der Fall. Eher ist es so, dass die Leute einfach Lust haben auf Livemusik, auf das Gefühl, welches wir mit auf die Bühne bringen, wenn wir in unsere Instrumente reinblasen und reinschlagen. Für uns war dieser Weg, bis wir wirklich auf den coolen Festivals gespielt haben, eine riesen Überraschung. Das da 20.000 Leute tanzen und mitsingen, ist ein Kompliment. Etwas, das wir nicht genau erklären können, aber wir freuen uns natürlich, wenn wir eingeladen werden.

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Eingeladen wurdet ihr auch zum ESC-Vorentscheid 2013. Nach dem Zuschauer-Voting lagt ihr vorne, doch am Ende gewann Cascada. Würdet ihr so etwas nochmal machen?

Auf jeden Fall. Ich glaube, wenn man die Möglichkeit hätte, Deutschland zu vertreten, lernt man dabei auch Musiker und Menschen aus der ganzen Welt kennen. Unter dem Aspekt ist so etwas natürlich immer spannend. Auf das ganze Fernsehen- und Mediengedöns könnten wir gern verzichten. Auf alles, was gestellt und unecht ist. Da würden wir sicher nicht mitspielen, wie letztes Mal auch schon. Wir wären gegenüber den Medien einfach spröde, weil das eine Scheinwelt ist, die uns nicht zusagt. Aber wir mögen es, Musik zu machen und deswegen würden wir es nochmal machen.

Euer neues Album heißt „Around the World“, wie der Daft Punk Song von 1997. Ist der Name eures Albums eine Hommage an das Duo?

Auf alle Fälle. „Around the World“ von Daft Punk war eines meiner ersten Lieblingslieder überhaupt und ist es immer noch. Das ist für mich der Inbegriff eines fröhlichen Liedes, bei dem man wirklich eine positive Stimmung entwickelt.

Da wir bei „Around the World sind“: Ihr wart schon auf Tour in Sibirien, Südamerika und Asien. Wie kamen denn eure Musik und vor allem die Texte an? Wurde mitgesungen und getanzt?

Es kommt alles vor, aber „Ujemama“ ist zum Beispiel ein Lied, das auf jeden Kontinent fantastisch funktioniert hat. Das hat komischerweise jeder mitgesungen, als wäre es normal in allen Sprachen. Bei den meisten anderen Liedern geht’s, glaube ich, den Menschen dort so, als würde hier eine ungarische Ska-Band auftreten. Die Leute tanzen wild, grölen ein bisschen mit und wir haben einen schönen Abend zusammen.

  

Was hat euch auf eurer Weltreise am meisten beeindruckt?

Unser erstes Reiseziel Vietnam hat zum Beispiel ein ganz anderes Verkehrssystem. Man sieht kaum Autos, aber unheimlich viele Motorräder. Die fahren hintereinander, nebeneinander und übereinander. Und wenn man die Straße überqueren will, muss man mit Bestimmtheit auf die Straße gehen, denn sobald man zögert oder stehen bleibt, wird man über den Haufen gefahren. Das war echt gewöhnungsbedürftig. So war jedes Land anders. In Tokio war es unfassbar ruhig und entspannt, die Leute waren sehr, sehr höflich und es gibt dort keine Abfalleimer in der ganzen Stadt. Die Menschen nehmen ihren Müll mit nach Hause und entsorgen ihn da. Wir haben echt nicht gedacht, dass es so sauber ist, das war skurril.

  

Und was nehmt ihr denn von der Weltreise mit?

Momentan sind die Erlebnisse noch super frisch, wir kommen jetzt erst langsam zur Ruhe und dabei kommen schon die Momente wieder hoch, Bilder und Erlebnisse. Ich glaube, am meisten haben wir Lust auf dieses ganze Internationale bekommen. Gestern waren wir zum Beispiel noch in Belgien und haben dort ein paar schöne Konzerte gespielt. Die Angst vor fremden Spielorten in anderen Ländern, ist wirklich weniger geworden. Man traut sich, auch mal nach Skandinavien zu fahren und ein paar Konzerte zu machen, denn das steht in der Planung für nächstes Jahr.

Könntet ihr euch auch vorstellen, auch auf Englisch zu singen?

Ich habe bei den Konzerten auf Englisch moderiert, da kann ich mich ganz gut verständigen und bei manchen Liedern erkläre ich auch am Anfang, worum es geht und was sie bedeuten. Unser Bairisch ist aber schon eine lustige Sprache, weil es sehr authentisch wirkt, erst recht, wenn man uns kennt. Englisch ist schon okay, aber doch eher eine Zweitsprache.

Das Album „Kiah Royal“ habt ihr in einem Kuhstall aufgenommen … Wir bitten um Erklärungsversuche.

(lacht) Ja, natürlich. An uns ist die Idee herangetragen worden, für die Fans ein Unplugged-Album zu machen. Aber wir fanden ein Theater als Bühne für uns nicht so spannend – wir haben alle Musik studiert und dabei war das Theater ein täglicher Aufführungsort. Wenn, dann wollten wir schon etwas Besonderes. Und außerdem ist es so, dass sobald wir vor Publikum spielen, unsere Musik explodiert. Die einzige Möglichkeit, mal ganz ruhig zu sein, ist ohne Menschen zu spielen. Und dann dachten wir: Na gut, spielen wir halt vor Kühen. Die sind schreckhaft, deswegen mussten wir unheimlich schöne Musik machen, damit sie nicht ausrasten. Das haben wir probiert und es war wirklich eine tolle Erfahrung.

Bald spielt ihr auch in Dresden und Leipzig, verbindet euch etwas mit den beiden Städten? 

Bei den Konzerten, die wir in Dresden und auch in Leipzig gemacht haben, fiel auf, dass die Leute sofort angefangen haben, sich zu bewegen, mitzutanzen und mitzusingen. Das ist in Deutschland sonst nicht so üblich. Vom Partypublikum ist es dann eher wie Brasilien. Man spürt gleich die Liebe zu der Musik.

Macht gute Laune: „Indian Explosion“ von LaBrassBanda:

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+++INFO+++

LaBrassBanda live erleben könnt ihr am 2. September 2017 im Täubchenthal in Leipzig.

1. November 2017 im Alten Schlachthof in Dresden. Noch gibt es Tickets und für Dresden auch 1×2 Karten hier zu gewinnen. 

Außerdem: 

Berlin, 29. Oktober 2017, Astra Kulturhaus