Sonntags wird hier gegessen, was auf den Tisch kommt... Neumond | Die Freundlichkeit von Fremden

Ein Jahr nach seiner Eröffnung in den Räumlichkeiten des Restaurant und Kaffeehaus Honigmond und des einstigen DDR-Bohemien-Hotspots Borsigeck hat sich das Neumond im Romantikerkiez südlich des Nordbahnhofs als Adresse für unkompliziertes Fine Dining etabliert…

© Neumond

Ein Jahr nach seiner Eröffnung in den Räumlichkeiten des Restaurant und Kaffeehaus Honigmond und des einstigen DDR-Bohemien-Hotspots Borsigeck hat sich das Neumond im Romantikerkiez südlich des Nordbahnhofs als Adresse für unkompliziertes Fine Dining etabliert. Grund genug für die Inhaber Tim Hansen und Vitali Müller, die auch privat ein Paar sind, über die Grenzen von Mitte hinaus zu schauen. Gerade der Sonntag ist bislang ganz in der Hand des Stammpublikums – was besonders schade ist, da das Konzept, das sich die beiden für diesen Tag überlegt haben, gerade die Begegnung von Fremden zum Ziel hat.

„Gegessen wird, was auf den Tisch kommt“ heißt das Drei-Gänge-Dinner, für das man sich an den großen Holztisch in der Raummitte gesellt. Der doppelte Clou: Vorspeisen, Hauptgang und Desserts werden auf Platten und in großen Schüsseln serviert, aus denen sich jeder selbst bedient; und man weiß vorab nicht, was überhaupt drauf bzw. drin sein wird. Klar ist nur, dass niemand außen vor bleibt: Neben Fisch und Fleisch gibt es stets auch vegetarische Alternativen, Unverträglichkeiten und Allergien fragen die Inhaber in einem kleinen Vorgespräch ab. Schmecken tut ohnehin alles: Die Qualität der Zutaten ist durchweg sehr gut, teilweise herausragend.

So kam bei unserem Besuch zunächst saisongerecht eine intensive, geradezu puristische Spargelcremesuppe auf den Tisch, begleitet von gemischten Platten mit unter anderem Roast Beef und einer herrlich öligen Tampanade. Dazu gab es reichlich warmes Brot mit feiner Kruste. Highlights im Main waren der zarte Ibérico und der aus Zuchtfang stammende Thunfisch, dessen Farm Hansen und Müller allerdings nicht benennen konnten. So waren wir eigentlich schon vor den Erdbeertörtchen glücklich und satt, zumal die Portionierung durchgängig sehr üppig ausfällt – was nicht zuletzt wegen des Preises von 34 Euro (inklusive Mineralwasser sowie Espresso zum Dessert) überrascht. Eine fixe Weinbegleitung wird nicht arrangiert, doch das Stöbern in der überraschungsreichen Auswahl lohnt sich. Was freilich auch für die Karte im Allgemeinen gilt – die preislich allerdings höher liegt.

Und noch ein Hinweis für Spielverderberg und arg Verliebte: Wer mag, bekommt das „Gegessen…“-Dinner auch an einem der kleinen Tische reserviert. Von gleicher Güte – aber eben ohne die Freundlichkeit von Fremden.

NEUMOND

Borsigstraße 28 | 10115 Berlin

Gegessen wird, was auf den Tisch kommt

Sonntags ab 18 Uhr; letzter Start des Menüs 20 Uhr

Reservierung erforderlich

www.neumond-restaurant.de

© Daliah Hoffmann