Und plötzlich lebt man mit einem Flüchtling in einem Haus, und alle Gewissheiten und Überzeugungen werden in Frage gestellt ... Rezension und Gewinnspiel: Maik Siegels Roman Hinterhofleben

Maik Siegel erzählt in dem Roman „Hinterhofleben“ die spannende Geschichte einer Hausgemeinschaft in Prenzlauer Berg, die einen syrischen Flüchtling aufnimmt und dabei mehr über sich selbst lernt, als ihr lieb ist.

Maik Siegel erzählt in dem Roman „Hinterhofleben“ die spannende Geschichte einer Hausgemeinschaft in Prenzlauer Berg, die einen syrischen Flüchtling aufnimmt und dabei mehr über sich selbst lernt, als ihr lieb ist.

© Paloma Aliaga
„Wir schaffen das!“ ist das unterdessen geflügelte, viel umstrittene Wort Angela Merkels zur Flüchtlingssituation seit 2015. Nur – was genau schaffen wir eigentlich? Und wer überhaupt ist wir?

Wir, das sind zum Beispiel all diejenigen, die die Versorgung und das Integrieren der Flüchtlinge nicht als eine Aufgabe verstehen, die ans Amt deligiert wird, sondern als eine gesellschaftliche Herausforderung.

Es kommt dann schnell die Erkenntnis: „Flüchtling“ ist nur eine Etikette. Dahinter stehen Menschen, die wie alle Menschen Stärken und Schwächen, Wünsche und Ängste, positive und negative Eigenschaften haben. Und diese Menschen treffen dann hier, wer hätte es gedacht, ebenfalls auf Menschen mit Stärken und Schwächen, Wünschen und Ängsten, positiven und negativen Eigenschaften.

Wie dann eine Annäherung oder Entfremdung ganz konkret aussehen kann, das erzählt der Wahlberliner Maik Siegel in seinem Roman „Hinterhofleben“. Dort, im Hinterhof eines Altbaus in Prenzlauer Berg, spielt sich das Leben der Hausgemeinschaft ab, die den syrischen Kriegsflüchtling Samih aufnimmt, basisdemokratisch geschult, natürlich nach vorweggehender Abstimmung.

Als es einen gewalttätigen Zwischenfall gibt, droht die neue Gemeinschaft an ihrem schwächsten Glied zu zerreißen.

© Diana Verlag
Die Bewohnerschaft ist gut durchwachsen: Es findet sich ein älteres urberlinerisches Paar, das Neuem skeptisch gegenüber steht, ein vor allem sich selbst für sehr aufgeklärt haltender Schriftsteller, ein junges Paar mit Kind, das gern korrekt sein möchte, aber auch von Befüchtungen ob des neuen Bewohners getrieben ist.

Auch die kenianische Familie im Haus ist skeptisch, während ihr Sohn sehr offen auf den Syrer Samih zugeht. Und dann sind da noch ein schwules Paar und ein paar Studentinnen. Sie alle haben ihre Motive – und im Laufe des Romans wird deutlich, dass nicht nur Samih ein großes persönliches Päckchen mit sich herumträgt, sondern auch der Rest der Hausgesellschaft. Als es einen gewalttätigen Zwischenfall gibt, droht die neue Gemeinschaft an ihrem schwächsten Glied zu zerreißen.

„Hinterhofleben“ buchstabiert so ziemlich jedes Problem und Argument der Flüchtlingsdebatte durch, verteilt auf die verschiedenen Charaktere.

Das Buch bleibt dabei aber spannend und verkommt nicht zur hölzernen Rollenprosa, wie es bei Gesellschaftsromanen oft die Gefahr ist. Ob und wie man sich zusammenrauft – verraten wir natürlich nicht, sondern verweisen auf unsere Gewinnspielseite, wo ihr drei Exemplare von „Hinterhofleben“ gewinnen könnt.

Infos: Maik Siegel: Hinterhofleben. 300 Seiten, Divan Verlag November 2007, 15,90€, kindle 8,90€. Hier gehts zur Verlosung. 


Lesung mit Maik Siegel am 26.1.2018, 20 Uhr, im Literaturcafé Berlin, Bornholmer Str 81A, 10439 Berlin