Slams damals und Berlintipps heute Still slammin‘ – Berlin für Sprachgenießer

Untergrund, Emanzipation, Battle, Kunst. Der Poetry-Slam-Hype mag abgeklungen sein, lahm ist das Konzept mit der bewegten Geschichte längst nicht. Wer noch nicht hat, der könnte ja mal…

© flickr.com/ CC 2.0/Dominik Leitner

Untergrund, Emanzipation, Battle, Kunst. Der Poetry-Slam-Hype mag abgeklungen sein, lahm ist das Konzept mit der bewegten Geschichte längst nicht.  Wer noch nicht hat, der könnte ja mal… 

Es gibt sie noch, die vielen, die in ihrer Freizeit genüsslich feinsinnig gebauten Sätzen lauschen, die sich begeistern können für die hohe Kunst, Themen Ausdruck und Emotion zu verleihen und maßvoll Glitzer draufzustreuen. Lange schon sind Slams auch in Deutschland eine Plattform für Sprachvirtuosen mit gesteigertem Aufmerksamkeitsbedürfnis. Die Ursprünge der Kunstform sind alles andere als elitär.

Word up! 

In den 1950ern entwickeln Schwarze und Latinos in den USA eine neue, lebensnahe Form der Poesie. Die Treffen der „Spoken-Word-Bewegung“ haben Jam-Charakter, Gesellschaftskritik trifft Kreativität, Sprachperformances werden mit Jazz-Sets unterlegt. Hier werden die heutigen Slams vorbereitet, geboren allerdings woanders.

Von Chicago in die Welt

Der ehemalige Bauarbeiter Marc Kelly Smith treibt sich länger in der freien Dichterszene herum, bevor er die wild wuchernde Idee des Wort-Battles als erster größer aufzieht. In einem Chicagoer Club veranstaltet er in den 80ern die ersten Shows mit den klassischen Elementen Open Mic und Dichterwettstreit. Ein Jahrzehnt und viele erfolgreiche Veranstaltungen später wird die Idee in Clip-Form von MTV aufgenommen und tritt ihren Erfolgslauf durch die Welt an.

Publikumsgunst und Hauptstadtblüten

© flickr.com/ CC 2.0/Very Qiet

Bis heute ist das Konzept fast gleich geblieben: mit eigenen Texten in vorgegebenem Zeitrahmen die Gunst des Publikums gewinnen. Literaturstudium: willkommen, aber unnötig. Auch wenn die Jahre des großen Hypes vorüber sein mögen: Slams bleiben eine der spannendsten Kulturformen des letzten und aktuellen Jahrhunderts. Wer war noch nie bei einem Slam? Na dann aber los! Wir kredenzen ein paar Blüten aka Veranstaltungstipps des Berliner Poesie-Dschungels:

Slam des Westens – In the Dark

In der AHA! wird ein komplett abgedunkelter Raum mit starken Stimmen gefüllt. Die Slamer haben nur ihre Ausdruckskraft, um das Publikum zu überzeugen. Ein atmosphärisch dichte(rische)s Experiment, das per Knicklichtabstimmung ausgewertet wird.

28.Juni 2017, 20 Uhr, AHA!, Monumentenstr. 13, Schöneberg

Tubeslam #53

Hier könnt ihr klassische Slam-Kultur erleben: acht bis zehn Poeten, je fünf Minuten für den bleibenden Eindruck, keine Requisiten. Wer sich traut, kann sich selbst auf die offene Liste setzen lassen. Der Gewinner qualifiziert sich für die nächste Best-of-Show.

1. Juli 2017, 20 Uhr, Jugendklub Tube, Herzbergstr. 160, Lichtenberg

Wortakkord – Poetry Slam meets Soul Music

Über den Dächern Schönebergs, auf einer Terasse im 6. Stock, könnt ihr in lauer Sommerluft einer spannenden Mischung aus Sprache und Musik lauschen. Livemusiker unterstützen Wortakrobaten mit Improvisationen, ungeprobt und spontan harmonisch.

7. Juli 2017, 19:30 Uhr, Y not, Karl-Heinrich-Ulrichs-Str. 10, Schöneberg