Empfehlungen für Tattoos in Berlin Unter die Haut: 4 Tattoo Studios in Berlin

Von Traditional über Realismus bis zu abstrakter Bildgewalt: Bei diesen Läden macht ihr alles richtig, wenn es um die Ewigkeit unter der Haut geht

Man sagt ja, Tattoo-Shops gibt es in Berlin wie Sand am Meer. Um das Spektrum der facettenreichen Künste zu sortieren, hier unsere Tipps für Unentschlossene.

Bläckfisk Tattoo

© Bläckfisk
Inmitten von Kreuzbergs Charme liegt Bläckfisk Tattoo, ein waschechter Street Shop.

Getreu Berlins Kiez-Gastfreundschaft trotzt eine Bank vorm schwarz gestrichenen Laden Wind und Wetter. Eine Einladung für Unentschlossene, zu verweilen und durchs überdimensionale Schaufenster einen Blick auf zahlreiche Flash-Motive zu werfen – Ideenfindung für Walk-In-Kunden.

Ungezwungen lädt Inhaber Nick Kater ein: „Komm vorbei, such dir was von der Wand aus und lass es dir direkt stechen, ganz ohne Termin!“ Auftragsarbeiten haben die Qual der Wahl. Inklusive Azubi stehen acht Männer ihres Fachs mit Stilvariationen parat: „Wir alle tätowieren Traditional, vom ultraklassischen Bowery Style der 20er Jahre über den Punkrock-Stil der 70er und 80er bis hin zu Neotraditional. Matteo ist ein Meister des Letterings, bei Louis kann man sich Lehrlingstattoos holen, die auch der kleinste Geldbeutel hergibt.“ Dotwork, Realistic, Blackwork – was funktioniert, wird gemacht. Gasttätowierer aus aller Welt kommen regelmäßig vorbei, dafür lohnt sich ein Blick auf die Website und Facebook. Pauschale Preise gibt es nicht, Design und Körperstelle entscheiden. „Als Faustregel gilt: handtellergroße Tattoos 150 Euro, handflächengroße 250 Euro! Los geht‘s bei 60.“

INFOS: Bläckfisk Tattoo, Reichenberger Str. 133, 10999 Berlin, Mo-Sa 13-20 Uhr, www.blackfisktattoo.de

Für Immer Tattoo

© urbanite
Körperschmuck mit Familiengeschichte im Szeneviertel: Das Studio liegt seit 1999 auf der belebten Revaler Straße.

Fide und Jan heißen die ehrlich sympathischen Betreiber, die schon über 20 Jahre zusammen Ideen spinnen. Im Moment hantieren noch drei weitere Stammtätowierer unter ihrem Dach: Walde tätowiert düsteres Neotraditional, Toshihide – mit der Hand, also ohne Maschine – traditionell japanisch und Csaba lacht: „Ich versuche wirklich, meinen Stil nicht zu bennen.“ Beängstigender Realismus liegt ihm ebenso wie bizarre Abstraktion in allen Farben – je schriller, desto lieber.

Fide bewegt sich zwischen Traditional und Comic; New School und Realismus setzt er als iTüpfelchen. Dagegen bleibt Jan traditionell japanisch und ornamental. Keiner im Shop nutzt aber Vorlagen, nur Maßanfertigung findet seinen Weg unter die Haut. Walk-Ins sind willkommen: „Für kleine Sachen kannst du kurzfristig einen Termin bekommen“, sonst kann die Wartezeit von zwei bis zu sechs Monaten variieren. „Wir führen lange, intensive Beratungsgespräche. Ich will meine Kunden vorher sehen, mich mit ihnen unterhalten können.“ Also lieber direkt vorbeischauen. Der Stundenpreis liegt übrigens bei 100 Euro. Bei großen Flächen wird ein Sitzungspreis festgelegt.

INFOS: Für immer Tattoo, Revaler Straße 11, 10245 Berlin, Mo-Sa 13-19 Uhr, www.fuerimmertattoo.de

Good Old Times Tattoo

© Maximilian Motel
Die Torstraße, Berlins belebte Stadtmitte. Hier sprießen Geschäftsideen nur so aus dem Boden wie Pilze im Herbst.

Länger als ein halbes Jahr halten es nicht viele Läden aus. Den genauen Gegenpol zum hektischen Treiben markiert Good old Times Tattoo: Inhaber Swen Losinsky hat sich oldschool auf die Fahnen geschrieben. Sein Shop setzt auf die Langlebigkeit traditioneller Tattoos. „Ich will auch noch die zweite Generation tätowieren, wenn Mütter mit ihren Töchtern wiederkommen“, schmunzelt Swen, wenn er auf seine klassischen Traditional-Motive schaut, mit denen die Wände seines harmonischen Shops bepflastert sind. Alles, was nicht ins abstrakte Aquarell abtaucht, wird kräftig im bewährten Farbschema unter die Haut gebracht.

Altmodisch? Von wegen, zeitlos ist die Devise. Saubere Linien, sichere Strichführung, klarer Stil. Wenn einmal im Monat ein Gasttätowierer reinschaut, passt er sich dem Motto an: „Kein Schnickschnack, nur Tattoos. Bei einer Metalband spielt ja auch kein Schlager als Support.“ Wann Freunde eintreffen, das erfährt man über die gut sortierten und reich bebilderten Social-Media-Kanäle des Stores. Also: Direkt vorbeikommen und das Wunschmotiv besprechen. Echter Blickfang ist der massive, mit Bunsenbrenner angeröstete Holztresen.

INFOS: Good old Times Tattoo, Torstraße 145, 10119 Berlin, Mo-Sa 12-20 Uhr, www.goodoldtimestattoo.com

Zum frischen Lutz

© Zum Frischen Lutz
Sonja Lehmann und Marshall Griffin haben‘s sich mit Hündin Lena vor drei Jahren direkt neben der aufblühenden Rummelsburger Bucht heimisch gemacht.

Zwischen Wuhlheide und Friedrichshain steht seitdem das liebevoll eingerichtete Studio Zum frischen Lutz. Ihre Tattoo-Stile können und wollen sie nicht genau beschreiben. Offenheit siegt. Marshall meistert eine große Auswahl an Schriften über Portraits bis hin zu stadtverbundener Realistic. Sonja widmet sich geometrischem Dotwork und Blackwork im Wechselspiel mit zärtlicher Naturverbundenheit. Eigenbrötler sind die Beiden auch beim Konzept: „Wir sind ein Privatladen. Das bedeutet: Gar keine Öffnungszeiten und keine Walk-ins“, so Marshall. Die Tür ist immer zu.

Deshalb empfiehlt es sich, im Vorfeld anzurufen oder eine Mail zu schicken. Grund für die Exklusivität: Um Ablenkungen zu vermeiden und den Fokus in aller Ruhe auf das momentane Projekt zu legen. „Ein Tattoo wurde noch nie schlechter, wenn man ein bisschen mehr Zeit investiert hat.“ Wer nun lange Wartezeiten vermutet, irrt: „Glückssache: Ein Termin kann einen Tag oder drei Monate später gemacht werden.“ Preise sind Verhandlungssache, statt Anzahlung herrscht Vertrauensbasis. Wer schnellen Handlungsbedarf verspürt, kann Marshall und Sonja auf Facebook folgen. Dort posten sie Absagen und freuen sich auf spontane Kunden.

INFOS: Zum frischen Lutz, Nöldnerstraße 5,  10317 Berlin, mail:marshall@zumfrischenlutz.de, facebook.com/zumfrischenlutz