Demonstration gegen die industrielle Landwirtschaft „Wir haben es satt!“

In der deutschen industriellen Landwirtschaft läuft einiges schief. Daran wollen die Kampagne „Meine Landwirtschaft“ und die zahlreichen Teilnehmer der „Wir haben es satt!“-Demonstration am 18.1. in Berlin etwas ändern. Urbanite hat von Jochen Fritz, dem Pressesprecher von „Meine Landwirtschaft“, die Forderungen der Demoteilnehmer erfahren.

In der deutschen industriellen Landwirtschaft läuft einiges schief. Daran wollen die Kampagne „Meine Landwirtschaft“ und die zahlreichen Teilnehmer der „Wir haben es satt!“-Demonstration am 18.1. in Berlin etwas ändern. Urbanite hat von Jochen Fritz, dem Pressesprecher von „Meine Landwirtschaft“, die Forderungen der Demoteilnehmer erfahren.

© Die Auslöser Berlin
Ob durch die Massentierhaltung, durch die Landnahme durch Staaten und Investoren oder durch die Lebensmittelskandale – Deutschlands industrielle Landwirtschaft bedient die Medien immer wieder mit negativen Schlagzeilen. Daran wollen viele etwas ändern und gehen dafür am 18.1. ab 11 Uhr auf die Berliner Straßen, um die Öffentlichkeit darauf aufmerksam zu machen.
Wie jedes Jahr so ist auch in diesem Jahr die Internationale Grüne Woche der Anlass zur vierten „Wir haben es satt!“-Demo, die Grüne Woche als die größte Landwirtschafts-Messe weltweit, bei der sich die internationalen Agrarminister treffen und einen neuen Fahrplan für die Agrarpolitik erstellen.
Die Anwesenheit der vielen Vertreter der Agrarindustrie während der Grünen Woche haben 40 ökologische Träger aus den Bereichen Tierschutz, sowie konventionelle bäuerliche Organisationen, Bio-Verbände und viele mehr genutzt, um daraus die Kampagne „Meine Landwirtschaft“ ins Leben zu rufen.
Diese Kampagne hat sich ihrer Aufgabe sehr gut angenommen und ist im Jahr 2011 das erste Mal mit der „Wir haben es satt!“-Demo auf die Straße gegangen und hat von Beginn an mit ca. 20.000 Teilnehmern ein riesiges Publikum angesprochen.

„Wir haben es geschafft, Vegetarier und Veganer, sowie Bauern und Imker auf die Straßen zu holen und sich gemeinsam für eine ökologischere Landwirtschaft einzusetzen“, so Jochen Fritz.

© Die Auslöser Berlin

„Meine Landwirtschaft“ und die 20.000 Menschen, die jedes Jahr in Berlin zeigen, dass sie keine Lust mehr auf diese Art der Landwirtschaft haben, haben schon einiges geschafft. Das Thema Landwirtschaft ist in den letzten Jahren immer fester in den Köpfen der Bevölkerung verankert worden, sodass auch die Politik heute nicht mehr darum herum kommt sich damit zu beschäftigen. Schlachthöfe und Massenställe, die geplant waren, wurden nicht gebaut, „das hätte es früher nicht gegeben, da wurde von der Politik einfach alles durchgewunken.“ Jochen Fritz ist sich der Erfolge der Kampagne bewusst, weiß aber auch, dass sich noch einiges ändern muss, und dass die Fortschritte der Europäischen Landwirtschaft gerade im Jahr 2014 auf die Probe gestellt werden und wieder kippen könnten.
Daher wird wohl auf den meisten Schildern der erneut erwarteten rund 20.000 Demoteilnehmer eine dieser beiden Hauptforderungen stehen:
„Kein Freihandelsabkommen zwischen Europa und den USA!“ oder „Deutschland hat schon eine Überproduktion an Fleisch – mehr Massenställe brauchen wir nicht!“
© Die Auslöser Berlin
Die hart erkämpften, verbesserten europäischen Standards in der industriellen Landwirtschaft könnten sich durch das Freihandelsabkommen wieder in Luft auflösen, denn die USA desinfiziert Hühnchen mit Chlor, nutzt Hormone zur Fleischproduktion und hat keine so strikte Gentechnik-Grenze in ihren Lebensmitteln wie die europäischen Länder.
Doch auch andere Themen wie zum Beispiel, dass 840 Millionen Menschen weltweit hungern müssen, oder dass die Antibiotika-Resistenzen aus der Tiermast die Gesundheit der Menschen bedrohen, bringt ein buntes, kostümiertes, Mehrgenerationen-Publikum am 18.1. um 11 Uhr auf den Potsdamer Platz.

Aber auch das Rahmenprogramm ist nicht ohne:
Um sich schon im Vorhinein auf das grüne Wochenende vorzubereiten, gibt es besonders für die jungen Leute am Freitag Abend ab 19 Uhr in den Zirkuszelten hinterm Post-Bahnhof die „Schnippeldisko“. Bringt eure Brettchen und Messer von zu Hause mit und schnippelt zusammen die etwa 800 kg Gemüse, die von den Bauern aussortiert werden mussten, weil sie vom Aussehen und ihrer Größe her nicht den geforderten Normen entsprechen und daher für den Verkauf nicht zugelassen werden. Begleitet von elektronischen Klängen hört sich dies nach einem leckeren Party-Essen mit Freunden an.
Wer wenig über das Thema weiß, sollte sich auch nach der Demonstration den ca. dreistündigen „politischen Suppentopf“ in der Heinrich-Böll-Stiftung nicht entgehen lassen, bei dem sich im fünfminuten Takt ökologische Betriebe und Initiativen aus ganz Deutschland präsentieren.