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Ausstellungsrezension: „Sex und Evolution“ im Japanischen Palais

In den Senckenberg Naturhistorischen Sammlungen wird die Sonderausstellung „Sex und Evolution“ gezeigt. Darin wird Sex und Fortpflanzung näher beleuchtet.

Noch bis zum 31. März 2018 läuft in den Senckenberg Naturhistorischen Sammlungen die Sonderausstellung „Sex und Evolution“. Auf 400 qm Ausstellungsfläche wurde in den letzten neun Monaten der Sinn und vermeintliche Unsinn von Sex und Fortpflanzung näher beleuchtet. 

Auch wenn sich die Sonderausstellung im Japanischen Palais scheinbar bedeutungsschwanger über neun Monate erstreckt, spielt der Mensch angenehmerweise nur eine Nebenrolle. Der Fokus liegt auf Flora und Fauna, ihren zum Teil wirklich verblüffenden Strategien, um erfolgreich zum Zug zu kommen sowie möglichen Alternativen zu Sex. Denn nüchtern betrachtet ist diese Art der Fortpflanzung ausgesprochen anstrengend, aufwendig und zeitintensiv: Genetische Vorteile müssen visuell kommuniziert, Geschenke gemacht und Tänze aufgeführt, Monumente errichtet und Kämpfe ausgefochten werden.

Und all das umfasst meistens nur das notwendige Vorgeplänkel. Der eigentliche Akt ist hier noch gar nicht passiert. Demgegenüber wirkt die Vermehrung durch Zellteilung schon fast wie ein gemütlicher Spaziergang. Daher überrascht es wenig, dass gleich zu Beginn der Ausstellung die Frage aufgeworfen wird, wieso sich bei so vielen Lebewesen, einschließlich der Menschheit, Sex als Mittel der Wahl zur Fortpflanzung durchgesetzt hat. Interessant und lehrreich – im wirklich bestmöglichen Sine des Wortes – gibt „Sex und Evolution“ eine Antwort auf die Frage und illustriert zugleich – Achtung Spoiler – verschiedene Vari-ationen der sexuellen Fortpflanzung. Obwohl sich spürbar viel Mühe gegeben wurde, die Ausstellung anschaulich, multimedial und interaktiv zu gestalten, kommt man als Besucher nicht umhin, überwiegend Infotafeln zu lesen.

Kompakt, spannend und unterhaltsam

 

Ein bisschen erinnert es an dem Biologieunterricht in der 10. Klasse, wobei „Sex und Evolution“ das Thema sehr viel eindrücklicher präsentiert. Und Lesen hat schließlich noch keinem geschadet! Die Beschreibungen sind kompakt, spannend und werden durch hübsche Illustrationen ergänzt. Evolution war selten so unterhaltsam. Wer allerdings den Moralgürtel gern sehr eng trägt, sollte vorab ganz tief durchatmen. Denn wenn „gut“ und „schlecht“ keine Grenzen setzen, macht die Evolution für so manche Tierart Sex zu einem lebensgefährlichen Unterfangen:

Während die einen ihre vermeintliche Herzensdame niederstechen – die Fachwelt spricht an dieser Stelle von traumatischer Befruchtung –, verüben andere Massenvergewaltigungen, werfen mit ätzendem Sperma um sich, erleichtern Sexualpartner kurz nach dem Akt um die männlichen Fortpflanzungsorgane oder verspeisen ihn gleich zur Gänze. Kurz: Die besten Chancen hat nicht, wer Blümchensex anbietet. Aber auch romantisch klingendere Maßnahmen hinterlassen einen bleibenden Eindruck. So gönnen sich Bärtierchen ein langes, kuscheliges Vorspiel, bauen Vogelarten ganze Einfamiliennester für ihre Angebetete und so manche Tiere festigen ihre Freundschaften durch Sex. Bei so viel Ertrag erscheint die ganze Mühe für die aufwendigste Nebensache der Welt schon wieder lohnenswert.

INFOS: 

Wo: Palaisplatz 11, Japanisches Palais

Wann: Di bis So 10 – 18 Uhr

Preis: 4 €, erm. 2 €

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