Donots im Interview über Textleichen und Dresdens beste Joggingstrecken

Am 6. März 2018 kommen die Donots mit ihrem neuen Album „Lauter als Bomben“ in den Alten Schlachthof. Wir haben mit Frontmann Ingo gesprochen.

Seit fast einem Vierteljahrhundert stehen die Donots gemeinsam auf der Bühne. Am 6. März 2018 führt sie ihre Tour zum aktuellen Album „Lauter als Bomben“ auch in den Alten Schlachthof. Wir haben mit Frontmann Ingo über das On-Off-Bandleben, Text-Leichen und Dresdens schönste Joggingstrecken geplaudert.  

Ihr habt inzwischen sieben „Bandkinder“. Das ist ja schon eine andere Situation als noch vor ein paar Jahren – wie kriegt ihr das Band- und Tourleben und die Familie unter einen Hut?

Naja, du kannst natürlich nie hundertprozentig für die Band da sein und auch nicht für die Familie, aber das ist echt schon Meckern auf hohem Niveau. Das kriegen wir schon ganz gut hin und so hat man auf beiden Seiten auch immer was, worauf man sich tierisch freuen kann. Wenn du auf Tour bist, freust du dich drauf, wieder nach Hause zu kommen und umgekehrt weißt du aber auch, dass da irgendwann der Bus wieder los fährt und die Bühne ruft. Wir proben jetzt punktueller, das war früher mehr so „Komm, wir haben Bock, lass mal machen!“ – Jetzt planen wir anders, machen eine Tour-Woche und eine Off-Woche, wo wir wieder bei den Familien sind und proben punktgenauer, direkt vor einer Tour.

Bestimmt gar nicht so einfach. Da hängen ja jetzt noch viel mehr Personen dran als in einer Band sowieso schon und da ist ja dann auch immer irgendwas los, wo jemand nicht fehlen kann oder will …

Absolut. Und ich kann dir auch ehrlich sagen, dass ich nicht mit mir oder uns zusammen sein wollte (lacht). Das ist wirklich die Pest an der Sache, dass du immer sehr kurzfristigen Terminen unterworfen bist. Wenn dann einer aus der Band sagt, dass er das Konzert nicht spielen kann, betrifft das natürlich die ganze Band und die Crew. Unsere Ladies zu Hause müssen da eine ganze Menge Verständnis aufbringen und Respekt für diese Sache, die wir da machen, weil das planungsmäßig echt der Wahnsinn ist.

Und musstest du schon mal ein Konzert schwänzen?

Das einzige von den über tausend Konzerten, die wir gespielt haben, wo ich nicht dabei war, war tatsächlich, als meine Tochter geboren wurde. Da habe ich im Kreißsaal gesessen und gewartet, bzw. davor. Die Jungs haben sich da die Gesänge mehr oder weniger untereinander aufgeteilt und danach auch direkt gesagt: Einmal und nie wieder! Das muss fürchterlich für die gewesen sein. Aber ich war auch noch nie so nervös bei einem Konzert wie bei diesem einen, wo ich gar nicht dabei war (lacht).

 

Worauf freust du dich am meisten im Hinblick auf die Tour?

Dass es losgeht! Das ist so der Punkt, wo du das echte, unmittelbare Feedback auf das Album bekommst. Wir haben zwar allerorts großartige Rezensionen für „Lauter als Bomben“ gekriegt und viele positive Kommentare in den sozialen Netzwerken – und das ist total lohnend, wenn du dein eigenes Label bist und das alles von der Pike auf selbst machst. Das ist ein tolles Gefühl. Aber das wirklich merkbare Feedback auf die Songs kriegst du eben erst auf Tour, wenn du sie live spielst, und darauf freuen wir uns alle wie die Sau! Es macht jetzt schon im Proberaum unfassbar viel Spaß, aber auf Tour merkst du dann auch, was so die Favorites von den Leuten sind und dann kann man anfangen, mit der Setlist ein bisschen rumzuexperimentieren und schon mal Richtung Sommerfestivals zu überlegen. Das macht halt alles einfach total Laune.

Hast du ein Lieblingslied auf dem neuen Album?

Ich mag „Keiner kommt hier lebend raus“ total. Den haben wir schon in verschiedenen Fernsehshows gespielt, der hat einfach super Dampf. „Gegenwindsurfen“ mag ich auch sehr gerne, nicht zuletzt wegen des Gastgesangs von Jan von Turbostaat, das ist so meine Lieblings-Deutsche-Band. Insgesamt bin ich aber sehr froh über diese gesamte Bandbreite, die das Album hat. Wenn ein Album fertig ist, geh ich immer los und mache den Jogging-Test. Ich lauf dann meine klassische Joggingstrecke hier in Köln und erst dann, wenn so die perfekte Playlist für das Album am Start ist, platzt bei mir der Knoten. Wir hatten noch nie ein Album, wo die Songs besser ineinandergreifen als bei diesem hier, die gehen alle super Hand in Hand.

Liegt das auch daran, dass du inzwischen deutsche Texte schreibst?

Wir sehen das so ein bisschen entkoppelt. Ich schreibe die Texte erstmal losgelöst von den Songs und setze das erst im Studio zusammen und schaue, wie ich das Gefühl eines Songs maximieren kann, indem er den passenden Text bekommt. Aber seit wir auf Deutsch schreiben, schreiben wir auf jeden Fall wieder viel straighter geradeaus. Es ist wieder mehr Punk in Reimform, es ist ganz schön, auf die Art wieder zu den Wurzeln zurück zu kommen.

Findest du es schwieriger, auf Deutsch zu schreiben?

Die englische Sprache vergibt dir eine ganze Menge, es ist im Grunde kein großes Hexenwerk, auf Englisch zu texten. Auch da gibt’s natürlich gute und schlechte Texte, aber die deutsche Sprache vergibt dir sehr viel weniger. Als wir damals „Karacho“ aufgenommen haben, habe ich meine ersten Gehversuche auf Deutsch unserem damaligen Produzenten Vincent Sorg gezeigt und der meinte irgendwann: „Das ist alles schon so ganz gut, aber du verschenkst noch zu viele Text-zeilen“. Das war schon ein Schlüsselmoment für mich. Du kannst es dir im Deutschen nicht erlauben, auch nur einzelne Wörter zu verschenken, also mit irgendwas aufzufüllen, damit es sich mal reimt. Du hast die Möglichkeit, die knackigsten und besten Texte zu schreiben, wenn du es denn hinbekommst. Ich hab dann überlegt, wie ich das am besten mache und habe überlegt, was mich bei den Texten der wenigen deutschen Bands, die ich mag, so begeistert. Das sind meistens wirklich gute Wortspiele und wenn der Text einfach geradeheraus gesprochen wird. Das hab ich versucht umzusetzen.

Hast du, wenn du losgelöst von der Musik schreibst, dann nicht auf beiden Seiten noch unheimlich viel ungenutzt in der Schublade liegen?

Auf jeden Fall. Aber ich bin ein so ekliger Perfektionist, dass ich Tabula rasa mache, wenn so ein Albumturnus durch ist, und alles lösche. Wenn ich es nicht benutzt habe, war’s vermutlich nicht gut genug und dann hau ich das weg. Ich horte keine Texte. Manches landet noch auf B-Seiten, aber ansonsten heißt es bei jedem Album: Mach neu. Streng dich wieder neu an.

Das Video zu „Eine letzte Runde“ habt ihr im Märchenwald gedreht, wie seid ihr auf diese abgefahrene Idee gekommen?

In Ibbenbüren ist ja wirklich nicht viel los, was wir aber haben, ist die Sommerrodelbahn und diesen Märchenpark, den es seit 70 oder 80 Jahren gibt. Das ist einfach ein Waldstück im Teutoburger Wald, wo man ein paar Buden reingezimmert hat und wo diese Puppen drin sind, die sich zum Teil auch noch bewegen, wenn man draußen auf so einen Knopf drückt. Und da gibt es auch so größere Kulissen wie eine Zwergenkneipe. Ich war dann letztes Jahr mal mit meiner Tochter wieder da und dachte dann plötzlich, dass man da eigentlich mal ein Video drehen müsste – einfach weil es viel zu geil wäre, um es nicht zu tun. Dann haben wir bei dem Märchenwald angefragt und die fanden die Idee auch total super. Und siehe da: Auf einmal sind Kindheitsträume wahr geworden. Wir durften in den Kulissen sein. Und mit den Zwergen saufen.

In Dresden wart ihr inzwischen mehrfach – was magst du an der Stadt?

Ich gehe ja auf Tour jeden Tag joggen und habe in Dresden in der Tat inzwischen schon einige ganz gute Joggingstrecken. Ich könnte dir jetzt nicht sagen, welche das sind, aber ich weiß genau, wenn ich vor dem Laden (Alter Schlachthof, Anm. d. Red.) stehe, wo ich lang muss, um in total schöne grüne Ecken zu kommen. Und was in Dresden wirklich geil ist: Dass ich hier als Vegetarier / Veganer unfassbar viele gute Restaurants finde. Es macht richtig Spaß, in der Altstadt oder so vegane Burger zu essen. Voll geil!

LIVE: erleben könnt ihr die Donots am 6. März 2018 um 20 Uhr im Alten Schlachthof Dresden.

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