Ehrenamt und Engagement im Tierheim Dresden

Ein Tag im Tierheim Dresden.

Als ich das Tierheim erreiche, ist das Erste, was ich höre Hundegebell. Innen ist es sehr viel leiser, Katzen schleichen umher, die Vogelvoliere im Eingangsbereich wartet mit unfassbar coolen Vögeln auf – in den Großen Alexander-Sittich verliebe ich mich sofort. Neckisch neigt er den Kopf in unerklimmbare Winkel, ich versuche es ihm gleich zu tun und mache mich damit scheinbar beliebt.

Der gefiederte Kollege kommt näher heran und am liebsten würde ich ihn adoptieren. Das ist leider nicht möglich, wie Tierheim-Leiter Hanns-Hendrik Kluge betont. Der Vogel ist nicht zu vermitteln, da er inzwischen zum Inventar gehört. Schade, aber auch irgendwie gut. Immerhin habe ich mich auf dem Weg hierher schon in eine schwarze Katze und nun auch noch in einen zu hochfrequenten Tönen neigenden Schreihals verliebt. Meine Vermieterin würde Purzelbäume schlagen vor „Freude“.

Neuzugänge kommen von überall

Das Dresdner Tierheim liegt ein bisschen weit draußen, verfügt aber über unglaubliche 13.000qm Fläche, um gestrandeten Tieren ein Zuhause zu geben. Und das betrifft nicht nur die Klassiker wie Hund und Katz oder Meerschwein und Karnickel, auch Vögel und Reptilien finden hier ein Zuhause auf Zeit. Zwar könnte man glauben, dass die anstehenden Urlaubsmonate zusätzliche Neuzugänge generieren, das ist aber ein Irrglaube, wie Leiter Kluge erklärt: „Wir wissen nie, was heute vor der Tür steht. Die Urlaubszeit fällt da kaum ins Gewicht“. Interessant ist dabei der extra eingerichtete Reptilienbereich, der so eigentlich nicht geplant war. „Da kommen auf einmal Wohnungsräumungen auf einen zu, wo jemand einfach mal 20 Schlangen gehortet hat – die müssen wir dann unterbringen. Das Reptilienzimmer war so nicht vorgesehen, hat sich aber aus dem Bedarf heraus ergeben“, sagt Kluge.

Tatsächlich finden sich hier Pythons und Leguane gleichermaßen. „Wir hatten auch schon zwei mexikanische Klapperschlangen. Die konnten wir aber nach einem Tag an die Schlangenfarm in Leipzig vermitteln“.

Unverhofft kommt oft

Generell hat das Tierheim es immer mit unverhofften Neuzugängen zu tun: Ob illegale Importe aus Polen oder Tschechien, unzählige Schildkröten aus Fernost oder Katzenbabys: Was kommt, kommt unter. Ursache sind oft Inhaftierungen, unverhoffte Krankenhausaufenthalte oder auch Beschlagnahmung durch Veterinär- oder Ordnungsamt. Gegen Entgelt kann der tierische Liebling auch kurzzeitig im Tierheim untergebracht werden, wenn sonst niemand aufpassen kann.

„Davon habe ich deutlich mehr, als Zuhause auf dem Sofa zu sitzen“

Im Dresdner Tierheim kümmern sich neben den acht hauptamtlichen Mitarbeitern auch etwa 20 Ehrenamtliche um die tierischen Bewohner. Einer von ihnen ist Stefan Nürk. Was als Maßnahme vom Arbeitsamt begann, ist inzwischen zu einem beeindruckenden Engagement geworden: „Als die Maßnahme auslief, habe ich mich entschlossen, einfach weiter herzukommen. Mir macht die Arbeit mit den Tieren großen Spaß, ich lerne unheimlich viel von meinen Kollegen und der Umgang untereinander hier ist sehr wertschätzend und respektvoll“ erzählt der 50-Jährige, der sich vor allem um die rund 40 Hunde im Tierheim kümmert – und das fast jeden Vormittag!

„Wenn ich ALG2 beziehe, kann ich genau so gut auch hier helfen. Davon habe ich deutlich mehr, als Zuhause auf dem Sofa zu sitzen“, macht Nürk, selbst Hundebesitzer, deutlich. Wer aber glaubt, die ehrenamtliche Arbeit bestünde vor allem aus dem Streicheln der Tiere, der irrt: „Natürlich wird auch immer mal gestreichelt und geschmust, das gehört dazu. Vor allem ist aber die Arbeit zu machen, Näpfe sind zu säubern und zu füllen, Decken müssen bei Bedarf ausgetauscht und die Freigehege von Kot gesäubert werden. Manchmal sind auch Besuche beim Tierarzt notwendig“, erzählt der engagierte Ehrenamtliche von seinem Alltag. Zum Gassi gehen kommt er selbst eher selten, das übernehmen andere Ehrenamtliche, die regelmäßig die Hunde zum gemeinsamen Spaziergang abholen.

Erschwerte Bedingungen

Während junge Hunde meist relativ problemlos einen neuen Besitzer finden, haben es etwas betagtere Tiere schwer. „Wenn ein Hund alt ist, ist die Vermittlung schon sehr schwierig. Wenn er außerdem noch groß ist, wird es noch problematischer. Ist die Fellfarbe dann auch noch schwarz, ist eine Vermittlung so gut wie utopisch“, bedauert Leiter Kluge, „so traurig das ist, aber die meisten unserer ‚alten Herren‘ werden hier ihren Lebensabend verbringen“.

Schwierig ist auch die Vermittlung der sogenannten Listenhunde, hier gilt es eine „Sachkundeprüfung“ zu absolvieren, ehe ein solcher Hund einziehen darf. Das Interesse ist zwar da, viele der potentiellen neuen Besitzer sind für die mitunter als gefährlich eingestuften Hunde jedoch schlicht nicht geeignet. „Wir schauen da sehr genau“, sagt Kluge, „wenn es nicht passt, dann wird von uns auch nicht vermittelt“.

Als schwer vermittelbar gelten außerdem Wildtiere – für Füchse, Waschbären und ähnliches muss ein Tierpark gefunden werden, der bereit ist, die Tiere aufzunehmen. Übrigens finden auf seltsamen Wegen auch Nutztiere den Weg ins Dresdner Tierheim: „Wir hatten wirklich schon alles, mit Ausnahme einer Kuh“, lacht Kluge und erzählt, wie einmal die komplette Besatzung erstmal das Melken lernen musste, weil eines von vielen neu aufgenommenen Schafen noch gemolken werden musste.

Auch wenn das Tierheim städtisch finanziert ist, sind bestimmte Sonderanschaffungen für die Tiere nur über Spenden zu stemmen. Wenn ihr das unterstützen möchtet, geht das am besten über das Spendenkonto: Ostsächsische Sparkasse Dresden, IBAN DE23 8505 0300 3120 0000 34, BIC OSDDDE81XXX, Verwendungszweck: Tierheim Dresden.

                         

Ein Kommentar

  1. Sehr geehrte Damen und Herren,

    mich würde interessieren, ob es die Möglichkeit gibt, ehrenamtlich mit den Hunden regelmäßig gassi zu gehen.

    Bzw. darf man sich dazu mal vorstellen?

    Mit den besten Grüßen
    Juliane Brocke

Schreibe einen Kommentar