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Klassik zum Reinloungen

Eine kleine, romantische Zusammenführung von Neoklassik und Elektronik beschreibt Poppy Ackroyds akustische Verschmelzung von Pianoklängen, Violinenzirpen und elektronischen Sounds
wohl am treffendsten. Genau das Richtige also, um nach der Arbeit oder am Wochenende einfach
mal auf Play zu drücken und den Rest der Welt auf Pause.

Hört man die ersten Klänge von Poppys Piano und schließt dabei die Augen, dann sitzt man nicht mehr nur im Büro oder daheim auf der Couch. Man sitzt in einem Kinosaal für einen Film, der nicht nur das Fundament für den damals noch in den Kinderschuhen steckenden „Hipsters“ bildet, sondern weltweit über 140 Millionen US-Dollar einspielte. Selbst diejenigen unter euch, die „Die fabelhafte Welt der Amelie” nicht gesehen haben, können nur schwer von sich behaupten, auch um die berühmte Titelmelodie Yann Tiersens  gekommen zu sein. Ob es sich nun um den Track „Time“ oder „Glass Sea“ von Fräulein Ackroyd handelt: Unweigerlich kommen einem Assoziationen zu einem der meist gecoverten Klavierstücke der Welt.

– doch Halt, Stop!

Bevor die meisten ihre Augen jetzt wieder öffnen, nur um mit ihrem Halbwissen à la „Das ist doch das Stück von …“ zu glänzen , dürfen sie sich an dieser Stelle gern korrigieren lassen. Poppy Ackroyd bringt mit, was sich wohl jedes klassische Label wünscht: Keine schnöden Neuinterpretationen oder das zweite schlechte Cover von Skinny Love. Dafür die passende und vor allem eigens komponierte Hintergrundmusik eines richtig guten Samstagmorgens, der Inbegriff einer beispielhaften arte-
Dokumentation. Die gebürtige Britin lässt sich selbst aber nicht nur von Chopin oder Schubert, sondern auch von den Stones oder Bob Dylan inspirieren. Genau so scheint auch ihre Musik die eigenwillige Prise zu erhalten, die sie nicht allein im Topf der „Klassik“ – zwischen längst verstorbenen Komponisten – oder, um dem anderen Extrem zu frönen, im Mainstream-Cover-Geiger-Pop geschmacklich untergehen lassen. Von Kindesbeinen an mit der Musik aufgewachsen, wirkt der Werdegang mit einer Ausbildung in Klavier und Geige fast streberhaft langweilig. Tatsächlich bildet Poppy Ackroyd eher den Ruhepol in der klassischen Musikszene. Vergleicht man die Alben aus den Vorjahren miteinander, finden sich nur  wenige musikalische Abweichungen oder Neuerungen, auch wenn sie selbst gern mit verschiedenen Klängen mittels Plektren und Sticks experimentiert – Potential mutiger zu werden, gibt es allemal. Allgemein würde man ihre Musik wohl als verträumt, mystisch und entschleunigend bezeichnen. Mit ihrer Tour „Resolve“ macht Poppy Ackroyd auch in Dresden Halt und liefert damit neomusikalischen Import für einen ausgewogenen Abend mit moderner Klassik und zeitgenössischer Elektronik, womit die übliche Dresdener Electro-Szene zwar keinen revolutionären Sturm zu erwarten hat, aber zumindest eine leichte Brise ins Haus bekommt.

Infos: 26.02. // Jazzclub Tonne // Einlass: 19 Uhr// Beginn: 19 Uhr // Tickets: 16 € im VVK

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