Lotte im Interview

Querfeldein wandert die Singer-Songwriterin LOTTE nicht nur in ihrer Freizeit durch die Natur, sondern auch mit ihrem gleichnamigen Debütalbum durch eine breite Palette ihrer Gefühle. Mit der aktuellen Platte geht sie erneut auf Tour und stattet am 22. April auch der Scheune in Dresden einen Besuch ab. Wir haben mit LOTTE vorher über Pläne, richtige Menschen zur richtigen Zeit und ihren Trick gesprochen, mit dem sie sich vor zu viel „Nacktheit” in ihren Texten schützt.

Querfeldein wandert die Singer-Songwriterin LOTTE nicht nur in ihrer Freizeit durch die Natur, sondern auch mit ihrem gleichnamigen Debütalbum durch eine breite Palette ihrer Gefühle. Mit der aktuellen Platte geht sie erneut auf Tour und stattet am 22. April auch der Scheune in Dresden einen Besuch ab. Wir haben mit LOTTE vorher über Pläne, richtige Menschen zur richtigen Zeit und ihren Trick gesprochen, mit dem sie sich vor zu viel „Nacktheit” in ihren Texten schützt.

Wie geht’s dir, wo bist du gerade?

Mir geht’s gut, ich bin gerade zu Hause, in Hamburg, das erste Mal seit einer gefühlten Ewigkeit. Das ist schön, ich schreibe viel, entwickle Neues, koch seit Langem mal wieder. Ganz normale Dinge, die Menschen, die zu Hause wohnen, auch so machen (lacht). 

Du warst ja auch mächtig viel unterwegs die letzte Zeit! 

Ja, das letzte Jahr war vollgepackt. Es war ja das erste Jahr, wo es so richtig los ging. Der Sommer war voll mit Festivals, dann kam die Herbsttour und das hat sich fast bis an Weihnachten ran gezogen. Jetzt war ich kurz im Urlaub und bin schon wieder voll dabei und am Songs-schreiben.

Am 22. April spielst du in Dresden. Warst du schon mal hier?

Nee! Aber das ist unser Tourabschluss, das heißt wir werden dort übernachten und dann habe ich hoffentlich zwischendurch Zeit, mir was anzuschauen. Ich kenne ein paar Leute in Dresden, Freunde von früher, war aber selber noch nie hier und könnte sagen: Dresden sieht SO aus.

Dein Album heißt „Querfeldein“ – Bist du mehr so der „Umwege erhöhen die Ortskenntnis“-Typ?

Auf jeden Fall! Ich werfe mich gern ins kalte Wasser, fordere mich heraus. Ich habe so eine kleine Abneigung gegen normale Wege, was aber auch irgendwie schön ist, weil ich eben einfach alles mitnehme, was geht. Und so ist auch der Albumtitel entstanden. Ich schreibe sehr bio
graphisch und gerade dieses erste Album ist so ehrlich und kommt aus dem Herzen. Das bin absolut ich und des
wegen hat auch ein Titel gepasst, der mich beschreibt.

War das dein Plan, nicht planvoll vorzugehen? Hast du dich da einfach treiben lassen?

Ich habe 2015 mein Abi gemacht und hatte eigentlich fest vor, zu studieren. Ich brauche auch die Sicherheit so sehr, wie ich die Freiheit und das Abenteuer will. Mir war immer klar, dass ich Musik liebe und das immer ein Teil von mir sein wird. Mir haben aber auch alle immer gesagt, dass das nicht geht, dass ich nicht von der Musik leben kann; einfach so von der Straße weg. Und ich habe das mit dem Studium ja auch probiert, war in Innsbruck und habe dort Philosophie studiert. 

Ich habe das dann so ein halbes Jahr gemacht und einfach mal geguckt, wie das so ist, habe dann aber ziemlich schnell gemerkt, dass ich gerade einfach nur Musik machen will. Und dann ging das plötzlich so überraschend schnell alles. Damit war natürlich auch niemals zu rechnen.

Wie erklärst du dir das? Den ganzen Casting-
Show-Zirkus hast du dir ja zum Beispiel komplett gespart.

Da war auf jeden Fall sehr viel Glück dabei, ist es auch immer noch. Es waren einfach die richtigen Menschen am richtigen Ort. Ich war in Mannheim an der Popakademie und habe da an einem Coaching-Programm teilgenommen. Daraus habe ich sehr viel mitgenommen. Darüber habe ich so viele Menschen kennengelernt, unter anderem auch mein Label und später mein Management. Da ist so ein Kreativ
pool an Menschen, die immer wieder zusammen kommen. 

Das hat mir viel geholfen, am Ende war aber auch viel Glück dabei – zum Beispiel den richtigen Produzenten zu finden, der die gleiche Vision hat wie ich, und eine Band, die genau so viel Bock hat wie ich, da alles reinzulegen. Und es ist auch die richtige Zeit: Vor zehn Jahren war deutsche Musik auch einfach nicht so selbstverständlich populär wie heute.

                                      

Deine Texte sind schon sehr privat – ist das manch-
mal schwierig, so Persönliches auf der Bühne rauszuhauen? Hast du einen Trick 17, um dich vor zu viel „Nacktheit“ zu schützen?

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass wenn ich mich öffne und so ehrlich bin, die Menschen es auch schaffen, sich für die Musik zu öffnen und sich fallen zu lassen. Was ich aber nie mache: Ich sage nie, von wem genau der Song handelt. Das ist so die letzte Privatsphärenhülle, die ich mir erlaube, weil ich sonst nicht auf eine Bühne gehen und sagen könnte: Ich wünschte, dich hätte es nicht in meinem Leben gegeben. Das wäre glaube ich dann einfach zu viel. Aber so funktioniert das ganz gut.

Und die Leute, um die es geht? Merken die das?

Es kamen schon Leute und haben gefragt, ob der Song womöglich von ihnen handelt. Das war dann meistens nicht der Fall (lacht).

War da die Freude größer oder die Enttäuschung?

Das war vor allem Verwirrung. Ist ja auch klar, dass wenn man zusammen eine wie auch immer intensive Zeit hatte, vielleicht dann denkt: Hach, das könnten ja wir sein. Aber ich würde es tatsächlich auch nicht 
sagen, wenn es stimmen sollte (lacht).

Ist das eigentlich alles nur schön gerade oder hat das Musikerleben auch irgendwelche Schattenseiten offenbart für dich?

Nee, eigentlich gar nicht. Ich merke nur gerade, dass es auch sehr schön ist, zu Hause zu sein, Freunde zu treffen, all sowas. Das kommt leider immer ein bisschen zu kurz.

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