Mein Viertel: Barockviertel

In elf Jahren Dresden hab ich so Manches schätzen gelernt an unserer schönen Stadt. 
Besonders cool finde ich aber, dass man eigentlich gar keine Straßenbahn braucht, um von der Neustadt
auf die Altstadtseite zu kommen. Selbst für fußfaules Volk ist die Strecke nicht nur gut zu bewältigen, 
sie bietet auch derart schöne Aussichten und viele tolle Verweilmöglichkeiten, dass ihr eventuell 
gar nicht erst auf der anderen Seite ankommt.

In elf Jahren Dresden hab ich so Manches schätzen gelernt an unserer schönen Stadt. 
Besonders cool finde ich aber, dass man eigentlich gar keine Straßenbahn braucht, um von der Neustadt
auf die Altstadtseite zu kommen. Selbst für fußfaules Volk ist die Strecke nicht nur gut zu bewältigen, 
sie bietet auch derart schöne Aussichten und viele tolle Verweilmöglichkeiten, dass ihr eventuell 
gar nicht erst auf der anderen Seite ankommt. 

Hier bezahlt man gern in Hüftgold

Los geht’s am Albertplatz, seines Zeichens der Verkehrsknotenpunkt der Neuse. Hier treffen sich die Linien 3,6,7,8 und 11. Die lassen wir aber links liegen und betreten über den Jorge-Gomondai-Platz die Hauptstraße. Vor allem jetzt im Frühling ist die 1687 angelegte, von Platanen gesäumte Allee ein Fest für die Augen – Grün und farbenfrohe Blumen allüberall. Aber auch wenn die Weihnachtszeit anbricht, lässt sich die Hauptstraße nicht lumpen und fährt allerhand stimmungsvolle Beleuchtung auf. In der Zwischenzeit beherbergt die beliebte Fußgängerzone immer wieder zahlreiche Straßenfeste: Ob Familien-, Frühlings-, Herbst- oder Winzerfest – hier ist immer was los. Nach wenigen hundert Metern erreichen wir das Schwarzmarktcafé, unschwer zu erkennen am nostalgisch anmutenden Briefkasten davor. Hier könnt ihr zu jeder Jahreszeit gemütlich sitzen, Leute gucken und dabei das eine oder andere Stück grandiosen Kuchens in die harte Währung Hüftgold verwandeln.

 DER Markt in Dresden

Wer die zusätzlichen Kalorien scheut, kann hier abbiegen und einen Abstecher in die Neustädter Markthalle machen. Diese öffnete erstmals 1899 ihre Pforten, damals noch mit 229 Verkaufsständen. Heute beherbergen die 4.757m2 Mietfläche 16 Händler und ein Fitnessstudio. Regelmäßig werden hier auch Trödelmärkte veranstaltet, sogar ein hipper Streetfood-Markt findet öfter in den altehrwürdigen Kellerräumen statt. Ihr seht: Vor kulinarischen Verlockungen seid ihr hier natürlich auch nicht sicher. Schon eher in der Dreikönigskirche gegenüber. Auch wenn ihr mit christlichen Bräuchen nicht viel anzufangen wisst, lohnt sich ein Besuch hier allemal. Präsentiert sich die Kirche äußerlich barock, erwartet euch innen ein sehr modernes Veranstaltungs- und Tagungszentrum. Regelmäßig finden hier klassische Konzerte, Kunstausstellungen und Workshops statt. Ans Herz gelegt sei euch in diesem Zusammenhang die großartige Konzertreihe „Musik zwischen den Welten“, die als Kooperation der Dreikönigskirche und dem Staatsschauspiel Dresden bereits in der 13. Saison über die Bühne geht. Schaut mal ins Programm, wenn euch der Sinn nach einem außergewöhnlichen Konzerterlebnis steht oder die Verwandtschaft mal in Town ist und nach kulturellen Highlights verlangt. 

Was für ein Theater!

Apropos kulturelle Highlights: Ein bisschen versteckt, wie das so üblich ist auf der von schmucken Hinterhöfen dominierten Flaniermeile, findet ihr im Hof der Nr. 19 das Societaetstheater. Das älteste erhaltende Bühnengebäude der Stadt von 1740 wurde aufwändig rekonstruiert und bietet das ganze Jahr über ein buntes Programm. Wenn ihr mal nicht von Eile getrieben die Hauptstraße überquert, nehmt euch ruhig mal die Zeit, einen Blick in den einen oder anderen Hof zu werfen. Ihr werdet überrascht sein, was ihr dort so alles vorfindet. 

Romantikfans jetzt nicht wegducken! 
Alle anderen sowieso nicht!

Das Kügelgenhaus kennt ihr sicher vor allem, weil es von der freundlichen Straßebahndurchsagestimme immer mitgenannt wird, wenn der Neustädter Markt angesteuert wird. Wart ihr mal drin? Wenn nicht: Schreibt euch das ruhig mal auf die To-Do-Liste. Das Kügelgenhaus in der Nr. 13 ist nämlich gleichzeitig Museum der Dresdner Romantik. Benannt wurde es übrigens nach dem Maler Gerhard von Kügelgen – auch wenn es irgendwie immer ein bisschen nach Globuli klingt. Und noch mehr Kunst und Kultur versteckt sich auf der Hauptstraße, nämlich das Kunsthaus Dresden nahe des Goldenen Reiters. Das güldenen Glanz verströmende Standbild zeigt natürlich niemand Geringeren als August den Starken hoch zu Pferde und überlebensgroß. Wer nun denkt, die Hauptstraße sei schon alles gewesen, der möge doch bitte an der City-Apotheke rechts den Obergraben nehmen und sich über diesen auf die Rähnitzgasse leiten lassen. Sie gehört ohne Frage zu den schönsten Barockstraßen der Stadt, wie auch die abzweigenden Straßen Obergraben, Heinrichstraße, Königsstraße und An der Dreikönigskirche. Hier könnt ihr noch richtig alte Häuser sehen, die den großen Stadtbrand 1685 nahezu unbeschadet überstanden haben. Außerdem gibt es viele barocke Gründerzeithäuser zu bestaunen. Verwinkelt, ruhig und irgendwie bezaubernd ist dieses kleine aber feine Labyrinth, das seinen ganz eigenen Charakter hat und Altes und Neues ganz selbstverständlich zu verflechten versteht.

Brotvolle Kunst

Kunstliebhaber kennen sicher die Galerie Holger John – wenn nicht, wird es höchste Zeit, dort mal vorbei zu schneien. Irgendeine spannende und außergewöhnliche Vernissage gibt es dort immer. Wenn ihr euch übrigens immer noch nicht für einen Lieblingsitaliener entschieden habt, solltet ihr mal das Via Re ins Auge fassen. Unweit des Japanischen Palais gelegen, direkt gegenüber der Wenzel Prager Bierstuben mutet das Lokal zwar eher unspektakulär an, wenn ihr euch über die Hintertür nähert, stellt sich angesichts des pittoresken, verwinkelten Häuschens umgehend Urlaubsstimmung ein. Vor allem im Sommer eine kleine, kulinarische Insel. Wenn es etwas lauter und bunter zugehen soll, dann lockt der große Platz An der Dreikönigskirche mit allerlei leckerem Angebot unter freiem Himmel. Ein paar Tapas vom El Espanol, dazu ein Schoppen Rosé – das Leben kann so schön sein! Natürlich ist einiges noch unerwähnt geblieben. Nehmt das jedoch nicht zum Anlass, uns zu zürnen, sondern lieber als Anreiz, am nächsten sonnigen Wochenende selbst loszuziehen um das Barockviertel zu erkunden. Mit etwas Zeit und offenen Augen werdet ihr viel Überraschendes, Schönes und Beeindruckendes finden, dass euch garantiert bislang entgangen ist. … 

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