Mein Viertel: Mickten


Nachdem ich für mein Studium vor drei Jahren meinen Transporter in der Südvorstadt vollgestopft habe und damit ins Niemandsland Brandenburg fuhr, bin ich nun endlich wieder im geliebten Dresden. Diesmal wollte ich was Neues, die andere Elbseite erleben. Nach einer Besichtigung habe ich mich direkt entschieden, woraufhin ich mit meinem Freund und den zwei Stubentigern den Inhalt des Transporters an der schwammigen Grenze zwischen Pieschen und Mickten ablud.


Nachdem ich für mein Studium vor drei Jahren meinen Transporter in der Südvorstadt vollgestopft habe und damit ins Niemandsland Brandenburg fuhr, bin ich nun endlich wieder im geliebten Dresden. Diesmal wollte ich was Neues, die andere Elbseite erleben. Nach einer Besichtigung habe ich mich direkt entschieden, woraufhin ich mit meinem Freund und den zwei Stubentigern den Inhalt des Transporters an der schwammigen Grenze zwischen Pieschen und Mickten ablud.

Ein Streifzug durch die neue Hood

Die Mieten sind überschaubar und wir wollten nicht wieder in die Platte. Von hier kommen wir zu jeder 
Tages- und Nachtzeit in alle Teile der Stadt und auch die Autobahn ist super schnell erreicht. Wenn wir abends noch Lust auf eine Party haben, sind wir in zehn Minuten mit der Linie 13 mitten in der Neu
stadt. Die 4 und die 9 verbinden uns mit dem Zentrum.Mickten selbst ist hingegen recht ruhig, mit schönen Altbauten und vor allem direkt an der Elbe. Gleich am Umzugstag sprach uns eine Nachbarin darauf an, 
warum man als junges Paar nach Mickten will. Die Frage ist uns bis heute schleierhaft, denn egal wo: Graue Haare sehen wir hier kaum. Unser Haus und auch die Nachbarschaft ist voller junger Leute und Familien. Nach dem Umzugsstress will ich jetzt also endlich mal mein neues Viertel erkunden und nehme euch einfach mit. 

Los geht es am alten Straßenbahnhof Mickten. 1899 erbaut, war dieser das Depot der Lößnitzbahn und später der DVB. Nachdem er zwölf Jahre leer stand, wurde er in ein kleines Einkaufszentrum mit Lebensmittelläden, einer Drogerie und einem Fitnessstudio umgestaltet. Aber warum ich da eigentlich beginne: Bumüller Back ist jetzt schon mein Lieblingsbäcker. Jeden Tag gibt es dort andere Naschereien und für 1,40 € erwärmt mir ein großer Cappuccino den Start der Reise. 

Guten Morgen Elbe

Mit Snacks und Kaffee laufe ich zunächst zum Ballhaus Watzke. Dahinter soll es – laut einem Freund – einen der besten Flammkuchen der Stadt geben. Aufgrund der eisigen Februarkälte, hebe ich mir dieses Schmankerl aber für den Sommer auf … Am Elberadweg gibt es eine kleine Lücke in der Mauer und eine Treppe führt hinab zur Elbe. Je nach Wasserstand könnt ihr dort dann direkt am Wasser lang laufen. Ich setze mich auf die oberste Treppenstufe und genieße den perfekten Blick zum Frühstücken. Links von mir sehe ich das Dresdner Altstadtpanorama und die Sonne scheint mir ins Gesicht. Vor mir die Elbe und dahinter die dichten Bäume um das Messegelände. Und zu meiner rechten ein breites Elbknie mit dem Übergang zur bekannten Flutrinne. So könnte jeder Morgen starten! 

Nach einer Weile beschließe ich einfach an der Elbe zu bleiben und laufe Richtung Westen. Durch die beeindruckend große Flutrinne, vorbei an Kneipen und Biergärten, die mir Vorfreude auf den Sommer machen, finde ich mich in verwinkelten kleinen Straßen wieder. 
Ein kleiner Kreis aus Fachwerkhäuschen und alten Mauern bildet den Kern von Altmickten. Dieser Teil wurde erstmals 1378 zusammen mit dem Nachbarort Übigau erwähnt. Mein Weg geht weiter durch die Häuser bis zum Schloss Übigau. Das hat zwar die besten Jahre definitiv hinter sich, seinen Charme hat es aber behalten. Als ich später mal recherchiere, entdecke ich, dass man Übigau sogar an der Ostsee kennt. Die riesigen Wale im Stralsunder Ozeaneum kommen zum Beispiel vom Ardelt Peter Figurenbau aus Übigau.

„Für dieses absurd geile Fleisch würde ich sogar laufen bis nach Mickten!”

Aber zurück zu Mickten. Wieder an der Flutrinne, stehe ich vor diesen eher merkwürdigen Neubaublöcken kurz vor dem Elbepark. Da Wohnraum in Dresden ja Mangelware ist, wird auch direkt daneben mit drei riesigen Kränen für neue Wohnungen gesorgt. Platz ist um den Elbepark immerhin noch genug und es muss kein schöner Citybeach neumodischen, weißen 
Blöcken weichen. 

Für die 90s-Kids und die zukünftigen Olympia-
2020-Teilnehmer unter euch entdecke ich einen kleinen Skatepark mit Quarterpipe an der Haltestelle Sörnewitzer Straße. Den dahinter liegenden Elbepark werden die meisten von euch kennen. Was ich aber für mich dort neu entdeckt habe, ist die zweite Etage. Dort oben ist es viel ruhiger, man findet immer was Leckeres zu Essen und auch ein paar schicke Läden. Vom Schweden nehme ich gleich noch ein paar Wohnaccessoires mit, quäle mich wieder durch den sich langsam überfüllenden Elbepark und nehme die 9 zurück bis Haltestelle Mickten. Nach so einem großen Rundgang gönne ich mir ein Abendessen beim vietnamesischen Street Food Laden „Do“. Leute, die Online-Rezensionen lügen nicht: Mein Gott ist das lecker! Wie eine Kollegin letztens meinte: Für dieses absurd geile, zarte Schmorfleisch würde ich sogar laufen bis nach Mickten! Wer von euch Street Food deutscher Art mag, folgt bitte der Leipziger Straße (und den Erinnerungen meines Freundes an seine Jugend), bis er ein kleines rotes Häuschen mit der Aufschrift „Orig. Thüringer Rostbratwurst“ findet. Guter alter Imbiss mit leckerer Currywurst – ich kann es empfehlen. Wie ihr merkt, hat Mickten einiges zu bieten … Altes, Neues, Leckeres, nur einen Katzensprung von den bekannten Highlights aus der Neustadt, dem Alten Schlachthof, dem Citybeach und dem „&Rausch“ (Nachbarschaftskneipe deluxe) entfernt.

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