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MiA. über Castingshows und warum das Leben doch ein Wunschkonzert ist

Im Interview verraten Sängerin Mieze und Schlagzeuger Gunnar ihre Pläne für 2017, ihre Lieblingslieder und sprechen darüber, wie wichtig gute Freunde sind.

Bei MiA. kannst du sein, wie du willst. Das ist die Botschaft, die der Titelsong „Biste Mode“ der aktuellen Platte der Berliner Band in die Welt rausruft. Mit diesem Album geht’s auf große „Jede Sekunde“-Tour, bei der die Musiker am 15. Dezember 2016 auch im Täubchenthal in Leipzig spielen werden. Wir treffen Sängerin Mieze und Schlagzeuger Gunnar, die uns ihre Pläne für 2017 verraten, über ihre Lieblingslieder philosophieren und darüber sprechen, wie wichtig gute Freunde sind. 

Ihr seid ja gerade auf „Jede-Sekunde-Tour“ unterwegs. Auf was kann man sich denn freuen?

Gunnar: Im besten Fall auf jede Sekunde! 

Mieze: Wir haben ein Motto, es heißt immer so schön, das Leben wäre kein Ponyhof, kein Zuckerschlecken und kein Wunschkonzert. Das sehen wir anders: Wir sagen, Leben ist ein Wunschkonzert. Vor allen Dingen mit MiA. Wir haben super gute Erfahrungen in der Vergangenheit gemacht, wenn Fans sich von uns Lieder wünschen. Und wir haben beschlossen, dass wir darauf unser Programm aufbauen. Das heißt, wir haben noch mal in einer größeren Aktion auf Facebook gefragt und sind auch immer noch aktuell dabei: Welche Lieder wünscht ihr euch? Überrascht uns. Und wir sind dabei, diese Lieder zu bearbeiten, zu proben, sie anzuprobieren – passt uns das überhaupt noch? Wie würden wir sie in die Jetztzeit übersetzen? Was finden wir total unsexy? Das ist eine ganz tolle Beschäftigung mit dem eigenen Material. Wir würden uns sicherlich selbst für andere Lieder entscheiden, deshalb finde ich das so geil, dass die Fans, die uns vielleicht auch anders sehen, sagen „probiert doch mal das, das bedeutet mir …“. Insofern ist es das Thema und auch eine Idee des MiA.-Konzertes: Wunschkonzert. Und das bedeutet, dass man davon im besten Fall jede Sekunde intensiv erlebt und genießt.

Und das, was jetzt unsexy erscheint, spielt ihr trotzdem?

Mieze: Nö.

Gunnar: Naja, das versucht man dann wieder neu zu konfektionieren.

Mieze: Vor allem ist es auch witzig, ich sag dazu nee, dabei haben wir so was ja schon gemacht!

Gunnar: Eben! Es gibt natürlich Situationen oder Beispiele, da geht das einfach nicht. Aber in der Regel ist so etwas ja auch immer eine ganz interessante Situation, und eine Aufgabe, festzustellen: Ja ich würde das Stück gern machen, aber es passt mir gerade nicht in den Kram, so wie es ist. Und deswegen muss ich etwas dran ändern. Es gibt auch Stücke, die brauchen das nicht, aber eben auch die anderen. Das muss man probieren. Am Ende: probieren geht über studieren.

Ihr habt im Dezember unter anderem auch einen Auftritt in Leipzig. Was verbindet euch mit dieser Stadt?

Mieze: Eine Freundin von mir hat hier Kunst studiert und deshalb war ich auch tatsächlich eine Zeit lang öfter hier. Das ist ein gutes Gefühl, wenn man weiß, dass man sich hier ein bisschen auskennt. Und dann habe ich immer Cafés und Straßen im Kopf, wo ich weiß, da muss ich hin, um zu gucken, ob noch alles da ist. Da fängt die Vorfreude auch schon an. Wir durften jetzt auch schon in verschiedenen Clubs spielen. Im Täubchenthal spielen wir zum ersten Mal, aber ich war schon bei meinem letzten Besuch in Leipzig bei Bonaparte im Täubchenthal, insofern hab ich jetzt auch Lust, das von der anderen Seite zu sehen.

Gunnar: Wir hatten auch immer das Glück, dass die Locations, in denen wir hier gespielt haben, immer eine interessante Umgebung haben. Beim Haus Auensee z.B. weiß ich noch, dass das an dem Konzerttag, an dem wir da das letzte Mal spielten, total cool war. Es war im Winter, saukalt und ich musste ganz, ganz lange mit meiner Freundin telefonieren. Ich bin während des Telefonats zwei- oder dreimal um den Auensee herumgelaufen. Er ist nicht so groß, aber es war total geil. Es war blauer Himmel, Winter, richtig krachend kalt und es war auch eine gute Beschäftigung, um richtig wach zu werden und frische Luft zu bekommen. Die letzten beiden Male waren wir im UT Connewitz, was wirklich eine Traumlocation ist. Und Connewitz sowieso, ein toller Stadtteil. Und so hat man einfach Glück, deswegen bin ich gespannt aufs Täubchenthal in Plagwitz.

Euer aktuelles Album „Biste Mode“ ist 2015 erschienen. Darauf sind verschiedene Stile vereint, wie Clubmusik der 90er oder klassische Pop-Musik. Was hat euch inspiriert?

Gunnar: Einerseits wollten wir Dinge ausprobieren, die man so in der Vergangenheit noch nicht probiert hat, das kommt auch aus der Beschäftigung mit sich selbst. Was fehlt denn noch, was haben wir noch nicht probiert? Ansonsten können wir uns auch nicht vor der Musik verschließen, die around ist und die durch die Gegend fliegt. Das führt in irgendeiner Art und Weise dazu, dass man Dinge macht, die so klingen, wie sie klingen. Aber in erster Linie ist es tatsächlich so, zumindest auch bei der Platte, dass man danach sucht, was wir noch nicht gemacht haben. Und bei jedem Album, das wir gemacht haben, ist auch immer die Musik im Gespräch, die es aus irgendwelchen Gründen nicht auf das letzte Album geschafft hat, die noch da war, mit der man noch etwas wollte und etwas zu sagen hatte.

Welcher Song des neuen Albums liegt euch besonders am Herzen?

Mieze: Das ist, glaub ich, bei jedem ein anderer. Zurzeit ist es „Biste Mode“, das Titelstück der Platte. Weil es für mich den MiA.-Gedanken, den MiA.-Geist, die MiA.-Seele wirklich perfekt zum Ausdruck bringt. Auch unperfekt perfekt. Und es drückt auch unsere Verbindung zwischen uns und unseren Fans aus und auf welcher Ebene wir uns begegnen. Gleichzeitig zeigt es das Bedürfnis, eine Gegenbewegung zu sein zu einem Bedürfnis nach Perfektion, maximaler Leistung und immer ein Optimum bringen zu müssen. Einen Gegenpol setzen zu wollen, das vereinbart für mich dieses Lied. Du kommst, wie du bist und so wie du bist, bist du perfekt. So wie du bist, bist du vollkommen. Du musst kein Anderer sein. Man hat so oft in dieser Gesellschaft das Gefühl, jemand anderes sein zu müssen, als man ist. Noch nicht gut genug zu sein für die Bedürfnisse, die hier eben auch rumfliegen. Dazu lädt mich dieses Lied ein und dazu soll auch der Text einladen, weil er sehr unperfekte Charaktere beschreibt, denen wir ganz offen und ohne jede Wertung begegnen. Und das ist für mich ein MiA.-Konzert. Das ist für mich der Inbegriff dieser Gruppe. Meine Stimme habe ich immer eher für Minderheiten gegeben. Ob das auf dem Schulhof war oder jetzt in der Band ist. Das ist mein Charakter und ich finde, dass das Lied das gut beschreibt. Deshalb ist es mein Lieblingslied. Und das ist das erste Lied, bei dem ich berliner (lacht). 

Gunnar: Mein Lieblingslied ist der Song, wo das Tourmotto herkommt: „Jede Sekunde“. Weil das ein Stück ist, auf jedem MiA.-Album drauf sein könnte. Es steht für eine Art von Musik, die wir zusammen machen und bei dem viel zusammenkommt, von dem, was wir auch an Dispositionen mitbringen.

Mieze: Ja inhaltlich finde ich es auch mega, es bedeutet mir sehr, sehr viel. Es hat auch innerhalb des Sets eine wichtige Bedeutung bekommen über den Sommer, und auch von den Gedanken her, dieses „Nix mehr aufheben“, auch egal wie viele Lieder jetzt noch kommen oder schon waren, wofür etwas aufheben? Wofür Glücklichsein, das Tanzen, das Mitsingen aufheben. Das ist ein ganz dolles jetzt im Jetzt erleben. Ich will keine Sekunde verlieren von unseren gemeinsamen Erlebnissen. Das ist auch total MiA. Also vor allem inhaltlich voll MiA. Das ist musikalisch total MiA., da gebe ich dir Recht. Man fragt immer: „Was macht ihr für Musik?“, „Jede Sekunde“ ist ein tolles Beispiel.

Gunnar: Es ist eine Art Abdruck, den man hinterlässt. Das würden auch viele Leute mit uns verbinden. Das ist einerseits etwas, das ich empfinde und jetzt so behaupte, aber andererseits, und die Mieze gibt mir schonmal recht, das ist gut, würden es Leute, denen wir etwas bedeuten auch so sehen, dass es sehr typisch für uns ist.

Wie ist es, die einzige Frau in der Band zu sein?

Mieze: Das ist etwas, das ich nur wahrnehme, wenn ich danach gefragt werde. Manchmal hab ich das Gefühl, man merkt’s, wenn es um Kräfteverteilung geht. Die Jungs würden auch ohne mit der Wimper zu zucken 10 Konzerte hintereinander spielen, auch auf dem letzten Loch pfeifend, sie würden es tun. Dadurch, dass ich die Stimme bin und die Stimme tatsächlich das sensibelste Instrument ist, gibt’s ganz natürliche Grenzen, die meine Stimme vorgibt und das, was ich damit leisten kann. Thees Uhlmann spielt auch knallhart 30 Gigs nacheinander. Also, ich nicht. Das kann ich einfach nicht. Nach vier Auftritten brauche ich erst mal Regeneration. Ich bin vielleicht ein Stück weit sensibler und das bringe ich in die Gruppe mit. Aber ich bin mit einem großen Bruder und seinem Freundeskreis aufgewachsen, für mich ist das nie etwas merkwürdiges gewesen. Es gab nie Situationen, in denen die Jungs mich irgendwie wie „Du bist hier das Mädchen“ behandelt haben. Das ist immer nur Thema, wenn mich das jemand fragt.

Gunnar: Man muss aber auch ganz klar sagen, dass es eigentlich immer eine aktuelle Diskussion oder ein aktueller Sachverhalt ist. Du bist in einer total männerdominierten Welt unterwegs. Wenn man sich das ganze Unterhaltungs-Rock’n’Roll-Business anguckt: alle wesentlichen Entscheidungsträger, seien es Konzertagenturen, Veranstalter, Leute, die Festivals machen, MTV war mal eine Ausnahme, weil es eine Geschäftsführerin gab, aber ansonsten ist es eine „man’s world“. Ich finde es superwichtig und auch gut, dass sich das ändert und mischt. Das hat damit zu tun, dass Frauen auch in unserer, ach so aufgeklärten Gesellschaft tagtäglich an vielen Stellen immer noch benachteiligt werden. Man fragt sich, in welchem Jahr leben wir eigentlich, Leute, was ist denn hier los? Deswegen finde ich das gar nicht so selbstverständlich und auch immer eine gute Frage, und auch eine Frage, auf die ich gern antworte, obwohl ich gar nicht Miez bin. Aber es betrifft mich natürlich trotzdem und ich finde einfach, dazu gehört etwas, sich hinzustellen und zu sagen, „Hier bin ich“, sowieso, egal ob man ein Mann oder eine Frau ist, ein Transgender oder was auch immer. Als Frau, gerade in diesem Business, ist es an vielen Stellen immer ein Kampf. Und ich kann nur versuchen, es mir vorzustellen und daran Anteil zu nehmen, aber ich finde es nicht gut. Deshalb kann ich es nicht akzeptieren. Es ist eben nicht selbstverständlich. Man begegnet auch immer noch vielen Gegnern. 

Ihr seid ja politisch und sozial engagiert in verschiedenen Projekten. Würdet ihr sagen, dass bekannte Persönlichkeiten auf diesem Gebiet mehr erreichen können?

Mieze: Man kann eine Art Fokus legen und Aufmerksamkeit darauf lenken. Wir sind eigentlich weit davon entfernt, für andere Menschen die Moralapostel zu spielen. Das sind Entscheidungen, die wir auch unabhängig von der Band in unserem Leben so treffen würden. Sich für Greenpeace zu engagieren oder für Amnesty ist uns einfach ein natürliches Bedürfnis, wir machen da jetzt kein großes Fass auf. Wenn wir uns einmal für eine Organisation entscheiden, sind wir sehr loyal, sehr treu und bleiben verbandelt. Wer das verfolgen möchte, ist gerne dazu eingeladen, aber wir wollen nicht dafür werben, wir wären so engagiert. Es darf jeder für sich entscheiden. Uns ist es gerade auch wichtig, die Menschen hinter den Kulissen in dem was sie tun zu unterstützen. Wir ketten uns nicht an Gleise, stellen uns Öltankern in den Weg oder rücken Menschen wie Amnesty in den Fokus, denen die Todesstrafe droht oder Gefängnis. Wir unterstützen die Menschen, die anderen Menschen helfen. Da sind wir tatsächlich engagiert.

Eure politische Einstellung setzt ihr auch konsequent durch, denn 2013 habt ihr euch von der Nominiertenliste des Echos streichen lassen, weil ihr das Weltbild von „Frei.Wild“, die ebenfalls nominiert wurden, „zum Kotzen“ findet. Wie waren die Reaktionen darauf?

Gunnar: Damit haben wir uns ehrlich gesagt nicht wirklich beschäftigt. Wir haben das spontan gemeinsam entschieden. Ob wir es nochmal so machen würden, weiß ich gar nicht. Es ist in dem Moment, glaub ich, auch immer wichtig, dazu zu stehen und es zu tun. Natürlich muss man sich damit beschäftigen, wenn man sich so verhält oder sich so äußert, was es auch für eine Konsequenz für einen haben kann. Ich hab mich ehrlich gesagt mit den Reaktionen danach nicht so wahnsinnig viel beschäftigt.

Mieze: Es wirkte alles sehr konstruiert, bleib ich nun dabei oder nicht? Man hat sich eher als Spielball empfunden als als aufrichtig nominierter Künstler einer Kategorie. Man hatte das Gefühl, es geht mehr um Presse als um Inhalt. Es war einfach ein Moment, in dem wir uns extrem unwohl gefühlt haben. Wir brauchen keine Preise, um uns als Musiker zu verstehen oder zu leben und insofern glaube ich persönlich, ich würde mich, wenn du mich heute fragst, wieder so entscheiden. 

Der Song „Mein Freund“ wurde 2008 von euch als Mia-Hymne beschrieben. Hat man als Künstler eigentlich noch viel Zeit für seine Freunde?

Mieze: Klar! Das ist total wichtig. Witzig ist nur das mit der Hymne, weil die Hymne „Mein Freund“ von mir ja innerlich von „Biste Mode“ abgelöst wurde. Aber „Mein Freund“ ist trotzdem ein absoluter MiA.-Gedanke, Menschen zusammenzubringen. Und mir ist es auch scheißegal, wie kitschig das klingt, aber: aus Fremden Freunde machen. Das ist auf einem Konzert tatsächlich möglich und so geschehen. Fremde sind nicht nur Freunde geworden, Freunde sind zu Pärchen geworden, Pärchen sind zu Eltern geworden, dafür sind MiA. der Soundtrack. Und MiA. gäbe es ohne unsere Freunde gar nicht. Freunde sind Familie für uns, das ist ein ganz wichtiger Ort. Wir alle haben lang gepflegte Freundeskreise und ich glaube wir suchen den Austausch, brauchen Menschen, die uns auf Augenhöhe kritisch begegnen. Weil wir einfach immer so viel im Kopf haben und dann brauchst du Leute, mit denen du dich mal hinsetzen und reden kannst oder die auch mal den lieben Gott einen guten Mann sein lassen. Freunde sind für uns sehr wichtig.

Gunnar: Genauso wichtig wie für dich, nur weil wir in einer Band spielen, sind wir nicht anderes als andere Leute. Die meisten Menschen sind Herdentiere, brauchen Menschen, wollen sich spiegeln, wollen reden, wollen bestätigt werden, brauchen Gegenrede.

Mieze: Ja und sie zu pflegen, das ist bei uns in der Musik bewusst ein großes Thema, mit dem wir uns beschäftigen. 

Wenn man im Showbusiness ist, ist es vielleicht schwierig, seine Freundschaften zu pflegen, weil man ständig unterwegs ist, verschiedene Konzerte gibt. 

Mieze: Aber frag mal einen Kapitän, der monatelang auf See ist, unter Umständen ist es für den noch schwieriger. Wir können tatsächlich viele Freundschaften in ganz verschiedenen Ecken dieser Welt pflegen und es ist immer ein Traum, unsere Gästeliste zu füllen und zu sagen: „Hier kommt der und der“, weil wir nach 20 Jahren unsere Freundeskreise auch kennen. Ein MiA.-Konzert ist auch eine schöne Gelegenheit, unsere Freunde zusammenzubringen.

 

Wie kam es dazu, dass du in verschiedenen Castingshows in der Jury sitzt? 

Mieze: „Dein Song“ ist ja ein Kompositionswettbewerb und keine Castingshow und es gibt ganz verschiedene Gründe dafür. Zum einen interessieren mich Fernsehen, Fernsehen und Musik interessieren mich noch mehr. Außerdem interessieren mich Förderung und die Arbeit mit jungen Musikern. Und jetzt im Speziellen bei „Dein Song“ , wo ich im vierten Jahr als Jurymitglied bin, interessiert mich der intensive Austausch, die Inspiration und die Arbeit mit den jungen Komponisten. Ich habe mein erstes Lied komponiert als ich 12 war, es war ein Antikriegslied. Deshalb weiß ich, was ich damals als Input gebraucht hätte. Was mich inspiriert hätte, damit es da noch weiter ging. Ich habe mir das immer alles selbst gesucht, damals gab es so ein Format überhaupt nicht. Bei „Dein Song“ kommt da jetzt viel zusammen: Ich erlebe, was der Beleuchter und der Produzent machen. Das interessiert mich. Oder wie die mit Kindern umgehen. Gerade hier ist es mir möglich, oft den Sprung vom Kind zum jungen Erwachsenen zu erleben. Die Kandidaten sind zwischen 8 und 18 Jahren, dazwischen ist einfach viel Raum. Das bewegt mich sehr. Das inspiriert mich sehr, bewegt mich und bereichert mich.

Würdest du das auch über DSDS sagen, dass dich das bereichert hat?

Mieze: Ja, auf jeden Fall. 

Weil du ja auch vorhin den Umgang mit den Kindern angesprochen hast, es wird ja auch oft kritisiert, dass DSDS immer mehr den Fokus auf das Privatleben der Kandidaten gerichtet hat, anstatt vielleicht auf das musikalische Talent.

Mieze: Dadurch, dass ich da selbst dabei war, weiß ich, dass das anders ist. Bevor ein Kandidat im Fernsehen landet, gibt es zwei Vorcastings und das heißt, es ist allen bekannt, was passieren wird. Ich war in der 11. Staffel, da wissen vom Beleuchter bis zum Kandidaten alle, wo sie sind, also der Kandidat weiß tatsächlich, wo er sich da hinstellt, vor wen er sich hinstellt und wie auch die Gefahr ist, wenn man sich mit einer zweifelhaften Gesangsdarbietung vor Dieter Bohlen stellt. Und er weiß, was kommen kann, weil er die Sendung selbst gesehen hat. Es war kein Kandidat dabei, zumindest in meiner Staffel, der die Sendung nicht kannte. Und ich denke, dass gerade bei DSDS der Spagat zwischen dem, was am Ende herauskommt, sehr groß ist. Eine Beatrice Egli würde es ohne DSDS nicht geben, für sie war die Sendung ein Traum, eine Karrierebegründung. Aber da gibt’s auch Künstler wie Thomas Godoj, über ihm hängt das immer noch wie ein Damoklesschwert. Er hat manchmal das Gefühl, dass ihm das im Weg liegt. Von da bis da gehen quasi die Erlebnisflächen, aber auch bei anderen Castingsendungen. Andreas Kümmert hat ja die Erfahrung bei The Voice of Germany kritisch beschrieben und das kann jeder wirklich nur selbst sehen, für wen es gut ist und für wen nicht. Z.B. Roman Lob ist auch ein Castingshow-Gewinner von „Unser Star für Baku“ und hat aktuell die Hauptrolle in „The One“ in DER Show im Friedrichstadt-Palast auf einer der tollsten Bühnen Europas. Das Thema ist einfach so komplex, es kann für den einen etwas bringen, für den anderen nicht. Aber wenn man wissen will, wie Fernsehen geht, dann bringt’s sehr viel. 

Wie haben das Umfeld und die Fans reagiert, als du da mitgemacht hast?

Mieze: Eigentlich wie bei jeder anderen MiA.-Entscheidung, man findet es gut oder nicht. MiA. ist unser Spielfeld, unsere Möglichkeit uns auszuprobieren und auszutoben, ein Ausdruck von Freiheit. Es wäre ja krass, wenn jemand für mich entscheiden würde. 

Was sind die nächsten Projekte eurer Band? Ist schon ein neues Album in Planung?

Mieze: Uns gibt’s nächstes Jahr 20 Jahre und wir liebäugeln mit diversen Projekten. Wir könnten uns ein Best-of vorstellen. Was wir hundertpro machen, ist die Jubiläumstour. So eine Art Best-of-Konzert muss gespielt werden, das wollen wir auch. Dabei würden wir wahrscheinlich auch wieder unsere Lieblingslieder mit den Lieblingsliedern der Fans vereinen. Wir haben auch immer wieder mit Remixen unserer eigenen Sachen geliebäugelt. Eine neue Platte schreiben wir eh, ob die dann zum 20-Jährigen oder 21-Jährigen kommt, können wir jetzt noch gar nicht sagen. Auch wenn das jetzt langsam das Ende des Jahres ist, wir sind noch mittendrin. Es geht gerade nur immer weiter. 

Seid ihr Mode? (Berlinerisch für „Auf dem Kieker haben“)

Gunnar: Ich denke jeder, der sich auf eine Bühne stellt, wird begutachtet, beobachtet und muss damit leben. Das gehört zusammen. Wo gehobelt wird, fallen Späne. So ist das halt. 

Mieze: Mut und Mode gehören zusammen, egal ob es jetzt um Fashion geht oder darum, im Fokus zu stehen.

Gunnar: Insofern sind wir Mode, ja. (lacht)

Info: Am 15.12.2016 spielen MiA. 20 Uhr im Täubchenthal in Leipzig. 

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