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Willy Nachdenklich im Interview über sein Buch und die Vong-Sprache

Willy Nachdenklich ist der Vater von „Nachdenkliche Sprüche mit Bilder“. Mit seinen Kurzgeschichten „1 gutes Buch vong Humor her“ ist er aktuell auf Tour.

Willy Nachdenklich ist der Vater von „Nachdenkliche Sprüche mit Bilder“, einer Facebookseite, die fürchterliche Bilder mit Sinnsprüchen-veralberndem Unsinn in haarsträubender Rechtschreibung kombiniert. Mit seinem Kurzgeschichten-Band „1 gutes Buch vong Humor her“ ist er aktuell auf Tour. Wir haben vorab für euch in Erfahrung gebracht, ob Willy inzwischen in Vong-Sprache träumt, was euch in der Show erwartet und warum es erstmal keinen Roman von ihm geben wird. 

Du bist gerade mit deinem Buch unterwegs, was ja doch ein bisschen was anderes ist als deine „nachdenkliche Sprüche mit Bilder“. Wie läuft die Tour und was passiert eigentlich in der Show?
Es läuft ganz gut, die Leute lachen sich Gott sei Dank auch kaputt über das, was ich dort so mache (lacht). Im Prinzip ist es eine Lesung, ich lese aus meinen Kurzgeschichten vor und mache drumherum noch einigen Quatsch.

Worum geht es in den Kurzgeschichten?
Das ist ganz verschieden, die meisten Themen behandeln irgendwelche belanglosen Alltagsgeschichten, die ich dann einfach ausschmücke und eskalieren lasse.

Durch die Wahl zum Jugendwort 2017 – „I bims” – bist du ja gerade wieder sehr präsent in der öffentlichen Wahrnehmung. Warum, glaubst du, ist das ganze Ding, das du damals aus einer Laune heraus angefangen hast, eigentlich so riesengroß geworden?
Damit war natürlich überhaupt nicht zu rechnen! Ich hatte auch nie das Ziel, dass das überhaupt mal groß werden sollte. Das ist alles aus Quatsch heraus passiert, insofern ist das natürlich Wahnsinn. Aber festmachen kann ich das nicht an irgendwas konkretem.

Was hältst du denn überhaupt von dem Wettbewerb „Jugendwort des Jahres“?
Ich hab das meiste davon noch nie einen Jugendlichen sagen hören, sowas wie „Smombie“, und ich bezweifel auch ganz stark, dass das irgendein Jugendlicher jemals gesagt hat. Es hat eher so den Anschein, dass das teilweise irgendwelche Eigenkreationen der Jury sind, die da so zur Auswahl stehen und das nicht wirklich aus der Jugendsprache hervorgeht. Ich fand das mit dem Jugendwort immer schon sehr albern. „I bims“ ist vielleicht wirklich mal wieder etwas, das sich im Sprachgebrauch wiedergefunden hat.

Wie viel Zeit nimmt denn die Seite inzwischen in Anspruch?
Gar nicht so viel mehr als früher. Ich hatte ja schon ganz am Anfang den „Memes-Montag“, den „Energy-Dienstag“ und den „Power-Freitag“, wo ich jeweils vier bis fünf Bildchen gepostet habe. Das mache ich heute auch noch so, was dann letztendlich immer den Abend davor beansprucht. Das sind manchmal zehn Minuten, manchmal ist das eine Stunde. Also im Prinzip gar nicht so viel Arbeit, wie man vielleicht denkt. Und halt zwischendurch, wenn es gerade passt, teile ich irgendwas oder stelle eine Geschichte rein. Im Schnitt ist es vielleicht so eine Stunde am Tag, die ich in die Seite investiere.

Inwieweit inspiriert dich das aktuelle Zeitgeschehen beim Ersinnen deiner Sprüche?
Wenn es gerade passt, greife ich das aktuelle Zeitgeschehen natürlich gern auf. Die Quintessenz sind ja die nachdenklichen Sinnessprüche, die ich veralber. Seit neuestem suche ich immer so ganz üble und schlechte Stock-Fotos raus und versehe die mit Sprechblasen.

Hast du unter all den Sprüchen einen All-Time-Favourite, über den du dich besonders zerfeiert hast?
Ja, das war „Wenn man das Leben nochmal Pürre massieren lässt, wird einem klar, dass es trotz all der Probleme doch eine super Sache ist“. Also sinngemäß. Da steckt ja auch tatsächlich ein bisschen Wahrheit drin.

Das was du machst, könnte man ja auch so ein bisschen als One-Trick-Pony sehen, das immer auf dem gleichen Witz rumreitet – wird das nicht irgendwann langweilig?
Es gibt ja immer wieder neue Sachen, die sich auf die Seite anwenden lassen. Die falsche Rechtschreibung und das Veralbern von Sinnsprüchen hat inzwischen so eine Art Eigendynamik entwickelt, das taucht in den Kommentarspalten und auch an anderer Stelle auf, da kann man natürlich auch immer wieder was Neues draus machen. Dann hab ich ja jetzt diese Stockfoto-Sache, die Memes, die Kurzgeschichten, … Da ist das Ende der Fahnenstange noch lange nicht erreicht. Bisher sind mir die Ideen noch nicht ausgegangen, aber es kann natürlich sein, dass der Hype auch mal vorbei ist. Ich hab eigentlich schon längst damit gerechnet, aber er hält sich hartnäckig und so lange, wie das gefeiert wird, mache ich natürlich auch weiter.

Würdest du trotzdem sagen, dass dein Kurzgeschichtenband ein Schritt in eine ernsthaftere Richtung ist?
Mir macht das auf jeden Fall Spaß. Inhaltlich ist das natürlich alles andere als ernsthaft, aber ich habe zum Beispiel auch alle Texte im Buch zusätzlich in normaler Rechtschreibung mit drin, damit auch Leute, die mit der falschen Variante oder meiner Seite so gar nichts anfangen können, einen Zugang dazu bekommen können – wenn sie denn möchten. Ist natürlich auch ein Versuch, da einen Fuß in die Tür zu kriegen, denn ich möchte schon behaupten, dass die Geschichten nicht so ganz schlecht geschrieben sind (lacht).

Einen Roman in Vong-Sprache blüht uns aber erstmal nicht, oder?
(lacht sich kaputt) Nee, ich glaube, das kann ich nicht. Da hab ich auch gar nicht die Geduld dafür. Ich glaube auch nicht, dass sich das über einen Roman überhaupt tragen kann, da ist die Kurzgeschichte einfach die geeignetere Form.

Träumst du inzwischen eigentlich in dieser Sprache?
Zum Glück nicht. Die findet ja auch nur in der geschriebenen Sprache im Internet statt, geredet habe ich noch nie so, außer auf der Bühne, wenn ich die Geschichten vorlese. Mir liegt auch tatsächlich nichts ferner als diese Art, sich auszudrücken, in meinen normalen Sprachgebrauch zu übernehmen.

Was hältst du vom Einsatz der Vong-Sprache im Schulunterricht?
Da muss man schon genau wissen, an welcher Stelle man so eine Schreibweise anwenden kann und wo man das besser bleiben lässt (lacht). Das wär ja ein Horrorszenario, wenn man das in der ersten Klasse als Lehrstoff vemitteln wollte. Die sollen schon lernen, richtig zu schreiben und das nur verwenden, wenn sie Quatsch machen möchten. Ansonsten möchte ich in ein paar Jahren keine Bewerbungsschreiben oder wichtige Mails lesen. Aber zum Glück können die Leute, die sich dieser Art zu schreiben bedienen und sich damit befassen, das schon diffenzieren, wann das angebracht ist und wann nicht.

Es gibt ja dauernd auch irgendwelche Diskussionen, ob nun eigentlich du der Urheber dieser Sprache bist oder nicht, vor einer Weile gab es eine Unterlassungsaufforderung einer Agentur an dich, Merch mit „I bims“ zu verkaufen, weil sie sich den Begriff hat schützen lassen. Ist das nicht wahnsinnig nervig?
Der erste Shitstorm beruhte ja tatsächlich auf einem Missverständnis. Ich hatte da mit der DPA ein Interview, in dessen Überschrift ich als Erfinder dieser Sprache genannt wurde – obwohl im Text auch klar stand, dass ich da einiges von Moneyboy übernommen habe. Und die Marketingagentur hat sich das schützen lassen, ohne überhaupt zu wissen, wo es herkommt. Da hab ich aber auch keine Lust, mich da jetzt auf einen Rechtsstreit einzulassen, da es sich sowieso nur um einen Restbestand von ein paar Tassen handelt (lacht). Mich selber nervt sowohl „vong“ als auch „I bims“ inzwischen tierisch und ich verwurste das kaum noch. Daher ist der Trend davon weg nicht der schlechteste.

Termine in der Gegend:

• 19. Januar 2018: Kulturzentrum Moritzhof in Magdeburg

• 7. Februar 2018: GrooveStation in Dresden

• 9. Februar 2018 im Lido in Berlin

• 19. Oktober 2018 im Naumanns in Leipzig (verschoben vom 8. Februar 2018 im Werk 2)

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