Love, Peace and Happiness 20 Jahre Flowerpower

Am 2. August wird das Flopo 20 Jahre jung. Das haben wir zum Anlass genommen, mit Besitzer André Streng über sein Schätzchen zu plaudern.

© Max Hunger

„Und dann waren wir noch im Flowerpower … “ So beginnt so manche Partystory aus dem Leipziger Nachtleben. Die Kultkneipe ist ein Urgestein in der Clubszene und die Adresse für Feierbiester, Freaks und alle, die auch nach Tagesanbruch noch nicht in die Federn wollen. Am 2. August wird die Musikbar in der Riemannstraße 20 Jahre jung. Das haben wir zum Anlass genommen, mit Besitzer André Streng über sein Schätzchen zu plaudern.

Schlägt man den schweren Vorhang, der das Flowerpower von der Außenwelt trennt, zur Seite und setzt einen Fuß über die Schwelle, ist man sofort in der Zeitschleife gefangen. Kein Tageslicht, 70er-Jahre-Rock, überall Kunststoffblumen und eine kleine Plastikkuh, die an einem Drahtseil ihre Runden über der bunt beleuchteten Theke dreht. Nimmt man dann in der Kuschelecke auf dem roten Lederbezug Platz und lässt seinen Blick durch den Raum gleiten, sieht man Punks, Yuppies, Psychos und reguläres Partyvolk – im Flopo respektieren sich alle. Das war nicht immer so.

„Hier wurde mit der Knarre rumgeschossen“

„Als ich das erste mal hier war, bin ich fast über die Klinge gesprungen“, verrät uns Besitzer André. Bevor der ehemalige Punk und Kellner den Laden nach der Wende übernahm, herrschte hier das Gesetz der Unterwelt. „Hier wurde mit der Knarre rumgeschossen“, erzählt er. Um die zwielichtige Gesellschaft in Zukunft von seinem Laden fernzuhalten, entschied er sich für ein abschreckendes Motto: Love, Peace and Happiness! Auf die Frage, wie es ein Kellner im Handumdrehen zum Kneipenbesitzer schaffte, gibt uns der 45-Jährige eine einfache Antwort: „Ich war geil.“ Und das glauben wir ihm auch. Fängt er an zu quatschen, geht einem das Herz auf.  Wird er etwa nach seinen kultigen Firmenbussen gefragt, bietet er sie sofort als Umzugsvehikel an. André ist eben immer noch mehr Freigeist als abgeklärter Geschäftsmann. Heute hält sich der ehemalige bunte Hund der Nachtszene eher im Hintergrund, als „alter Silberrücken“, wie er sagt. Wie sein Laden ist sich der Grenzgänger zwischen Yuppietum und Anarchismus aber treu geblieben: „Ich bin Kellner und Diener, das hat sich nie geändert.“

© Max Hunger

„Leipzig ist meins!“

Die Zeiten sind nicht leicht in der Gastro-Branche. Die große Baustelle an der KarLi, die Flüchtlingskrise, der 1. Januar in Köln – feiern gehen in der Südvorstadt hat nicht gerade Konjunktur. Um die Zukunft des Flopo muss sich aber niemand ernsthafte Sorgen machen, denn „es gibt immer ein Rockpublikum.“ Außerdem ist es ja „bloß Geld“. Warum das Gewerbe für Nachtmenschen durchaus attraktiv ist, erklärt uns André auch gleich: „Stell dir vor, du gehst für 100€ weg; und du gehst Arbeiten und verdienst 100€, dann hast du 200€ gespart!“ Und es läuft ja. Das Flowerpower ist mittlerweile auch Franchisegeber. In Magdeburg, Halle und Jena steht ebenfalls eine Hippiebude, die das krisensichere Konzept weiter trägt: Jeden Tag Mukke, jeden Tag freier Eintritt, jeden Tag zwangloses Miteinander, bis der Letzte geht. In Leipzig hat aber immer noch André das Sagen: „Leipzig ist meins!“ Wir hoffen, dass das auch die nächsten 20 Jahre so bleibt!

INFOS: tägl. ab 19 Uhr geöffnet, freier Eintritt 
Flowerpower Live-Bühne (jeden Fr u. Sa): 8. Juli The Smokkings • 9. Juli Killers of Germs • 15. Juli Dinkel Beats • 16. Juli Nervous Germans •  22. Juli YSGTKU • 23. Juli Karolynn und Chris Heron 
HIGHLIGHTS: Karaoke Weltmeisterschaft Qualifikation am 30. Juli • 20-Jahre-Flowerpower-Party am 12. und 13. August mit Mr. Twist und  Mambo Kurt 
WEB: www.flowerpower-leipzig.de