Ensemblekabarett-Ballung auf der Leipziger Lachmesse 7 Fragen an Frank Berger – zur Leipziger Lachmesse

An der 26. Lachmesseb beteiligen sich die Kabaretthäuser Pfeffermühle, academixer, Funzel, SanftWut und Central Kabarett und zeigenz eigene und Gastspiele namhafter Kabarettisten, Musiker und Slammer stattfinden.

© Gala zur Lachmesse (Lachmesse Leipzig)
Auch im 26. Jahr der Lachmesse sind ihre tragenden Säulen unsere Kabaretthäuser Pfeffermühle, academixer, Funzel,  SanftWut und Central Kabarett. In diesen werden zahlreiche eigene und Gastspiele namhafter Kabarettisten, Musiker und Slammer stattfinden. Daneben beteiligen sich u.a. auch Moritzbastei, Oper, RevueTheater am Palmengarten, Horns Erben und das Krystallpalast Varieté am Lauschen und Lachen. Seit Anfang 2016 ist Frank Berger der neue Geschäftsführer der Lachmesse. Er löst damit Arnulf Eichhorn ab, der die Lachmesse ab 1991 aufgebaut hat. Berger selbst ist seit seiner Jugend mit dem Kabarett verwurzelt: Angefangen als Einlasskraft bei den academixern, spielt er bis heute Schlagzeug und ist Autor für Kabaretttexte. Die Liebe ist also groß, verrät er uns unter anderem, und sein neuer Posten eine Konsequenz seiner Verbundenheit mit der Leipziger Kabarettszene.

  1. Herr Berger, was ändert sich unter Ihrer Leitung der Leipziger Lachmesse? Welche (neuen) Themen begegnen uns?

    Die Lachmesse fußt ja auf der Idee, dass sich die fünf Kabaretts der Leipziger Innenstadt präsentieren, denn solch eine Ensemblekabarett-Ballung ist zumindest deutschlandweit einzigartig. Ein Schwerpunkt ist seit jeher das politisch-satirische Kabarett, aber wir haben ein ausgewogenes Festival auf die Beine gestellt: Es wird die gesamte Palette an Satire, Comedy, Clownerie und Poetry geben. Ein Ziel, das ich persönlich verfolge, ist auch jüngere Leute ans Kabarett heranzuführen. Und dafür ist die Lachmesse sehr gut geeignet, vor allem, da wir uns jetzt verstärkt auch auf der Poetry-Slam-Schiene bewegen.

  2. Wo ist die Verbindung vom Slam zum Kabarett?

    Ganz einfach: Die Texte ähneln denen auf Kabarettbühnen, sie haben einen politisch-satirischen oder zwischenmenschlichen Touch, aber die Sprecher sind jünger. Wenn diese ein paar Jahre auf den Lesebühnen unterwegs waren, gehen viele in Richtung Kabarett und/oder Comedy. Man gehe mal kurz 40 Jahre zurück: Da war das nicht anders! Die academixer haben sich als Studentenkabarett gegründet und waren im Poetischen Theater unterwegs – aber wir neigen nun mal dazu, schöne neue Begriffe zu erfinden (lacht). Kurzum: Es gibt einfach Menschen, die haben diesen Bühnendrang und auch den Grips, Worte so zusammenzufassen, dass es Leute mitreißt und zum Lachen bringt.

  3. Ist es in der heutigen Zeit generell schwerer geworden, die Leute zum Lachen zu bringen?

    Nein, es ist grundsätzlich ein schwerer Job. Ich denke, dass Humor auf der Bühne mit das Schwerste ist, das man inszenieren kann. Eine Pointe will nicht nur geschrieben, sie will auch gesetzt sein. Das hat mit dem Zeitenwandel nichts zu tun, denn die Themen liegen buchstäblich in der Luft – die gesamte Gesellschaft ist dahingehend ein nicht versiegender Quell.

  4. Was ist noch Comedy, was ist bereits Satire? Kann man das überhaupt noch so trennen?

    Es gibt ja den Klassiker, dass einige Personen in der Politik gewissermaßen schon Realsatire darstellen und man gar nicht so doof denken kann, wie man es dort serviert bekommt – Der Kabarettist übersetzt das dann auf die Bühne. Comedy bedient sich aber auch der Satire. Es gibt Comedians, wie der von mir sehr geachtete Michael Mittermeier, die sehr wohl an einem Abend Haltung beweisen und Flagge zeigen – trotzdem ist es ein Comedyabend. Umgedreht ist es auch so, dass im Kabarett lustige Szenen einfließen, die völlig unpolitischer Natur zu sein scheinen. Aber es gibt auch ganz klare politische Kabarettisten, die das als Solisten knallhart durchziehen. Und es gibt reichlich, die sich in beidem bewegen. Vor allem in der Poetry-Szene: Da spielt das schon gar keine Rolle mehr.  

                   

  5. Im Rahmen der Lachmesse ist das erste Mal „5 vor 5“ der fünf Kabaretthäuser dabei. Was erwartet den Besucher dort? 

    „5 vor 5“ findet ja bereits jährlich statt. In der Vorbesprechung kam der Wunsch auf, das auch mal in die Lachmesse zu integrieren und jetzt ist es unsere Auftaktveranstaltung. Die fünf Kabaretts präsentieren sich in jeweils 20 Minuten mit ihren knackigsten Nummern dem Publikum, wir erleben also geballte Leipziger Ensemblekabarett-Power! Es ist auch Werbung in eigener Sache und könnte ja so manchen wieder auf die Idee bringen, wo er einen seiner zukünftigen Abende verbringen möchte.

  6. Wie ist denn das Verhältnis der Kabaretts untereinander?

    Sie liegen zwar in Konkurrenz, aber das belebt ja. Alle sind fest in der Stadt verwurzelt und das seit mindestens 25 Jahren. Am Rande: Wenn eine Stadt ein Ensemblekabarett hat, ist das schon viel. Die Pfeffermühle als Dienstälteste mit 62 Jahren und das Kabarett academixer mit 50 Jahren haben deutschlandweit eine große Strahlkraft, gelten als Vorbilder in der Szene. Und die Fünf konkurrieren zwar mit ihren Darstellern und ihrer Form, haben aber alle auch ihr Publikum gefunden. So gibt es Magnete wie Thorsten Wolf, Anke Geißler oder Michael Hoffmann, die Pfeffermühle als Altehrwürdige ist sowieso nie verkehrt, im SanftWut wird viel mit Musik gearbeitet – alle treffen einen Nerv.7. 

  7. Ihre Tipps für die diesjährige Lachmesse?

    Es lohnt sich natürlich alles und es lohnt der Blick ins Programmheft! Wer die volle Dröhnung Ensemblekabarett will, sollte bei „5 vor 5“ dabei sein. Freunden der politischen Satire, der Einzelkämpfer, lege ich die Matinee am letzten Lachmessetag ans Herz. Und den Mix aus herausragender internationaler Unterhaltung und herrlichem Humor findet man in der Oper zur großen Lachmesse-Gala.

Infos und Programm unter www.lachmesse.de