Der Verein "Leipzig.Courage zeigen." Keinen Fuß breit für Neonazis

E dda Möller wurde fast schlecht, als sie in der Tagesschau wieder die Neonazis sah, die mit ihren Parolen vor dem Völkerschlachtdenkmal aufmarschierten. Das war am 1. Mai 1998. Ein NPD-Aufmarsch mit 6000 Anhängern mit anschließender Straßenschlacht in Stötteritz. Möller, damals Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes in Leipzig, war aber auch stolz: Einen Tag zuvor nämlich fand auf Initiative von Gewerkschaftsjugend und dem Prinzen-Sänger Sebastian Krumbiegel das erste Courage-Konzert am Völki statt. „Wir dürfen den Neonazis keinen Fuß breit lassen, wir müssen den Platz besetzen“, das war der Grundgedanke von Möller und anderen Besorgten. Initiativen, Gewerkschaften und die Stadt riefen zur friedlichen Gegenwehr auf. Und prominente Künstler veranstalteten am 30. April zum ersten Mal mit einem großen Konzert einen Protest gegen den Aufmarsch der Rechtsextremen.

„30.000 Menschen waren dabei, da bekommt man eine Gänsehaut, wenn gerufen wird: ‚Nazis raus‘ und ‚Nie wieder Faschismus’“, sagt Möller.
Um die Veranstaltung besser organisieren zu können, gründete sich der Verein „Leipzig.Courage zeigen.“ mit Edda Möller als Vorsitzende. Unter diesem Motto versammeln sich seit 1998 jedes Jahr am 30. April Tausende Leipziger, um ein Zeichen gegen politisch motivierte Gewalt zu setzen. Das Festival steht nicht nur für den Kampf gegen Neonazis, sondern auch für Demokratie und Toleranz. Mit dabei waren bisher neben den Prinzen auch Fool’s Garden, Bell, Book & Candle, Fury in the Slaughterhouse und BAP. „Uns ist bei der Musikauswahl wichtig, dass wir alle Altersgruppen ansprechen, vor allem die Jugendlichen. Denn sie für eine Haltung zu gewinnen oder zu stärken, halte ich für ganz entscheidend“, so Möller. Die Künstler spielen ohne Gage, das Konzert ist kostenlos. Dafür sucht der Verein jedes Jahr Sponsoren und beantragt Fördermittel.

Fünf Bands treten zum 15. Jubiläum auf, unter anderem Silly und Yellow Umbrella. Das Konzert bietet auch Gelegenheit für Nachwuchsmusiker: Im Vorfeld des Protesttages findet das Jugendfestival „Junge Musiker gegen Gewalt und Rassismus“ statt. Dabei treten Bands in Jugendzentren auf und der Sieger spielt an der Seite der Profis am 30. April. In diesem Jahr erstmals auf dem Marktplatz, zuvor war das Courage-Konzert auf das Gelände der Alten Messe ausquartiert. „Das war zu weit weg. Wir müssen ins Zentrum, um die Menschen direkt zu erreichen.“ Mit bis zu 8000 Besuchern rechnet der Verein.


(Foto: Veranstalter)

Das Konzert ist nur eine neben einer Reihe von Aktionen, um sich gegen Neonazis und für ein tolerantes und weltoffenes Leipzig einzusetzen. Der Verein arbeitet dabei mit verschiedenen Initiativen und Bündnissen zusammen. „Leipzigs Bevölkerung ist politisch, Gott sei dank auch die Jugend. Es gibt einen großen Widerstand“, sagt Möller. Die Situation in Leipzig schätzt sie so ein: „Solange es das NPD-Zentrum in der Odermannstraße gibt und von dort möglicherweise Gewalt ausgeht, solange sind Neonazis hier nicht unter Kontrolle.“

Und auch die Ereignisse um den rechtsextremen Terror hätten gezeigt, „dass es in Deutschland und auch in unserer Nähe weiter eine Gefährdung der Zivilgesellschaft von rechts außen gibt. Rechtsextreme Terroristen konnten über Jahre in unserer Gesellschaft unbemerkt von Nachbarn und Staatsschutz agieren. Das zeigt, dass es wichtig ist, weiterhin für Toleranz und Miteinander zu werben. Wir rufen weiter dazu auf, nicht weg zu sehen und füreinander einzutreten.

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Weiterführende Links

Das Konzert am 30.4.