Poetry Slams und Lesebühnen in Leipzig Literarisches Kräftemessen

Dass Lesungen mehr sind als staubtrockenes, monotones Vorlesen mit Tendenz zum Dauer-Gähnen, beweisen die ansässigen Lesebühnen und Poetry Slams. Hobby-Literaten und Schriftsteller tragen hier ihre Texte vor und erzeugen damit fast schon Rockkonzert-Atmosphäre.

Der Hauptunterschied zwischen einem Slam und einer Lesebühne ist der Wettkampfgedanke. Während bei einer Lesebühne meist ein fester Autorenstamm seine neusten Texte zum besten gibt, herrscht beim Poetry Slam ein „literarischer Hahnenkampf“, wie es Julius Fischer ausdrückt. Er ist einer der bekanntesten Slammer der Stadt und war schon deutschlandweit auf Bühnen unterwegs.

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„Es geht beim Poetry Slam darum, dass Slammer in einer Wettkampfsituation das Publikum mit ihren Texten davon überzeugen, dass ihr Text der beste des Abends war“, erklärt er weiter. Dafür müssen sie sich an eine Zeitbegrenzung und an bestimmte Regeln halten. So dürfen keine Hilfsmittel außer ein Zettel benutzt werden und die Texte dürfen zwar gesprochen und gerappt, aber nicht gesungen werden.

Der immer am ersten Freitag im Monat stattfindende livelyrix Poetry Slam in der Distillery verleiht dem Ausdruck „krachend voll“ eine ganz neue Bedeutung und verlangt von euch vor allem eines: Geduld. Aber langes Anstehen wird hier ausgezahlt, denn die besten Slammer Deutschlands treffen auf blutige Anfänger, die überraschend mitreißend vortragen können.

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Fans des literarischen Kräftemessens sollten sich außerdem den 26. Oktober vormerken. Beim Best of Poetry Slams in der Musikalischen Komödie treten die besten deutschsprachigen Slammer gegeneinander an. Und einen guten Einblick in die Szene vermittelt Marion Hütters Film „Dichter und Kämpfer – Das Leben als Poetryslammer in Deutschland“. Die Dokumentation begleitet vier Poetry Slammer, u.a. Julius Fischer und Theresa Hahl, zu den deutschen Meisterschaften und beleuchtet die Tendenz der Entwicklung des Poetry Slams zum Mainstream. Den Film könnt ihr euch in der Kinobar Prager Frühling anschauen.

 

Entspannter, weil ohne Wettstreit, geht es bei den Lesebühnen in Leipzig zu – aber dennoch nicht weniger interessant. Die Lesebühne Schkeuditzer Kreuz lockt euch an jedem dritten Freitag im Monat in die Wärmehalle Süd. Ein festes Team aus sechs Autoren bringt euch zum Lachen und Nachdenken. Wegen des großen Andrangs zieht die Lesebühne Schkeuditzer Kreuz ab November aber ins Kulturkaffee Plan B um.

Dort findet bereits jetzt immer am zweiten Mittwoch im Monat die Lesebühne Stubenreim statt (Ausnahme: 17.10.), moderiert und ins Leben gerufen von Kornelius Friz. Dieser fasst die Lesung so zusammen: „Teenager teilen sich die Bühne mit den bekanntesten Schriftstellern Leipzigs“. Außerdem unterscheidet sich die Lesebühne von anderen, denn „es gibt immer Musiker, die dem Abend einen leichten Rahmen geben“, so Friz.

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Im Westen der Stadt veranstalten Autoren des Verlags Edition PaperOne die Lesebühne West im Noch Besser Leben, immer am vierten Donnerstag des Monats. Und auch der fhl Verlag hat eine eigene Lesung, die Leipziger Lesebühne. Diese findet entweder im Lesecafé Shakunda oder in der Buchhandlung Hugendubel statt und ist auch für neue Autoren offen, denn sie diente schon das ein oder andere Mal als Sprungbrett.

Egal ob Comedy oder ernster Text – Lesebühnen und Poetry Slams sind mitreißend und überzeugen jeden, der sie ein Mal besucht hat.