Wave Gotik Treffen 2012 Die Verwandlung der dunklen Gestalten

Pfingsten bedeutet für die Stadt Leipzig: Es wird schwarz. Denn das alljährliche Wave-Gotik-Treffen lockt nunmehr zum 21. Mal allerlei dunkle Gestalten in die Messestadt. Zwischen dem 25. und 28. Mai pilgern rund 20.000 Anhänger der Gothic-Scene nach Leipzig. Doch besonders in den letzten Jahren hat sich das Erscheinungsbild der „Gruftis“ gewandelt, und immer mehr Stile haben Einzug in die Szene gefunden. Für den Laien wirkt es wie eine bunte Mischung aus Farben, Nieten, Netz und Spitze, doch für die Anhänger ist es eine expressive Art der Selbstinszenierung.

„Früher war die Szene klar geteilt, doch heute werden die Gruppierungen immer bunter“, erzählt Diana Kaminski, Mitbetreiberin des Leipziger Gothic Stores DarXity. Sie selbst gehört zu den „alten Hasen“ der Szene, und hat die Veränderungen der letzten Jahre beobachtet. Gab es in den späten 80ern und 90ern nur die Unterscheidung zwischen „Gruftis“ und „EBM“ (Electronic Body Music), so lässt sich heute eine Vielzahl an Strömungen ausmachen.


Foto: Thomas Fischer

Zum einen trifft man zum WGT auf die Romantiker, die meist auch die beliebtesten Fotomotive darstellen. Die Anhänger verkörpern die ausschweifende Mode des 18. Jahrhunderts, wobei vor allem die Frauen mit ihren Reifröcken und bleich geschminkten Gesichtern ins Auge stechen. Die Männer kleiden sich mit Gehröcken und Fracks. Dieser Kleidungsstil ist der wohl detailreichste, aber auch aufwändigste unter den Besuchern des Wave-Gotik-Treffens.


Foto: Thomas Fischer

Im strengen Gegensatz dazu stehen die futuristischen Cybergoths. Neben schwarz und weiß dominieren bei ihnen fluorisierende Neon-Farben und künstliche Materialien wie Lack und Gummi. „Gefahrensymbole, wie Radioaktiv- oder Biohazard-Zeichen finden häufig Verwendung und erinnern neben leuchtenden Accessoires (Gasmasken und Cyberbrillen) teilweise beabsichtigt an ein farbenfrohes Endzeitszenario“, so Kaminski. Wer sich zum WGT in Leipzig umschaut, erkennt die Cybergoths an den bunten Röhren in ihren Haaren.


Foto: Thomas Fischer

Diese sehr junge Gruppierung gewinnt in den letzten Jahren immer mehr an Zuwachs, auch wenn es viele Gegner gibt, die den Cybergoths vorwerfen, sie würden nichts mit der schwarzen Szene zu tun haben.


Foto: Thomas Fischer

„Doch ist Leipzigs Szene, allgemein gesagt, sehr offen“, bemerkt Kaminski. Die Anhänger versteifen sich nicht mehr nur auf einen bestimmten Stil: „Man trägt, was gefällt.“ So fallen zum WGT auch die mittelalterlich gekleideten Menschen oder die Cosplayer auf, die sich an japanischen Manga-Figuren orientieren. Doch auch einfache schwarze Kleidung oder Bandshirts sichtet man auf dem WGT. Für die Träger steht die Musik beim Wave-Gotik-Treffen im Vordergrund. Doch im Endeffekt heißt es beim WGT: Sehen und gesehen werden!


Foto: Thomas Fischer

Veranstaltungen rund ums WGT für alle Leipziger

Das Wave-Gotik-Treffen ist längst kein reines Musikfestival mehr. Denn neben den rund 200 Bands und Künstlern erwarten die Anhänger der schwarzen Szene viele Veranstaltungen aus Musik, Kunst und Kultur.
Besucher und Anwohner von Leipzig, die kein WGT-Ticket besitzen, können nicht nur in der Innenstadt den Blick auf die geschmückten Goths werfen.


Foto: Thomas Fischer

Die Mittelaltermärkte auf dem Dach der Moritzbastei und am Torhaus Dölitz können von jedermann besucht werden und vermitteln einen guten Einblick in die besondere Atmosphäre des Festivals.

Ein alternative Veranstaltung zum Wave-Gotik-Treffen ist das 7. Gothic Pogo Festival in der Alten Damenhandschuhfabrik. Fünf Tage lang treten hier zahlreiche Bands auf und viele DJs zelebrieren die dunkle Musik, wie Goth Rock, Punk und New Wave. Hier kann man also auch als „Normalo“ das ganze Wochenende lang in die schwarze Szene eintauchen und feiern. Der Eintritt kostet für alle fünf Tage 30 €, jede Veranstaltung kann aber auch einzeln besucht werden.

NR