Wir sind Helden im Interview Die Musik ist reifer geworden

Nach 3 Jahren Schaffenspause für unsere Helden läutete das neue Album „Bring mich nach Hause“ im August 2010 das Comeback der vier Berliner ein.

Nach 3 Jahren Schaffenspause für unsere Helden läutete das neue Album „Bring mich nach Hause“ im August 2010 das Comeback der vier Berliner ein. Ein witziges Wortspiel ist es, dass sie dieses Album unter dem Tourtitel „Bring mich nach draußen“ 2011 auf die Bühnenbretter bringen. Am Freitag, den 2. September 2011 hörten wir sie endlich wieder live um 20 Uhr auf der Parkbühne im Clara-Zetkin-Park.

© Christopher Häring

Wer dachte die alten Hasen versuchen akzentlos hinter vergangenen Erfolgen her zu hetzen, wurde überrascht. Neue Einflüsse verschmelzen mit dem einzigartigen Helden-Stil, den wir die letzten Jahre vermisst und immer geliebt haben. Die neuen und die alten Helden können wir direkt vergleichen: Neben den neuen Songs des Albums „Bring mich nach Hause“ spielte die Band auch Altbekanntes. 2011 veröffentlichten sie mit „1000 wirre Worte“ ihre Lieblingslieder aus der Zeit von 2002 bis 2010, die wir ebenfalls auf ihrer Tour genießen durften.

Nicht nur uns, auch den Vieren kam die abstinente Zeit wie eine Ewigkeit vor. Die Bandmitglieder Judith und Pola Roy haben nach ihrem Sohnemann nun ihr zweites Kind, eine Tochter zur Welt gebracht und auch die anderen beiden haben es etwas ruhiger angehen lassen. Im Interview zum Comeback der Band geht es um die Hintergründe des Neuanfangs, um Glück, die persönliche Entwicklung und die der Band. Dass im neuen Album andere musikalische Einflüsse nicht zu überhören sind, freut Judith ganz besonders: „Was mir wahnsinnig entgegen gekommen ist dieses Mal, ist natürlich dieser stärkere Einschlag in Richtung Folk oder gar Folklore…Das find‘ ich so toll, dass wir sowas jetzt machen, dass ich zum Teil meinen Gesangseinstieg verpasst habe. Dass ich hinterm Mikrophon stand und dachte: Hey, Ihr seid so geil!“

Die Vier sind nach der langen Helden-Pause noch näher zusammengerückt. Für die Aufnahmen des neuen Albums hockten sie sich mit zig neuen Instrumenten, Okulele voran gemeinsam ins Studio, nahmen die Songs „live“ auf und spielten nicht einzelne Spuren ein. „Ungenauigkeiten, die man schnell mal wegpoliert hätte…“ so Jean-Michel wurden, „…jetzt genau bewusst drauf gelassen…“ Mark ergänzt: „Es gibt ja einige Dinge, die wir anders gemacht haben, wir haben ja nicht nur live aufgenommen, wir haben zum Beispiel auch ohne Metrum aufgenommen, ohne Klick….Das hat dann einfach einen anderen Charakter…die Stücke atmen, man hat eine menschliche Tendenz die Stücke langsamer oder schneller zu spielen und der folgt man dann.“

Der ehrliche und lebendige Charakter, der die Helden schon immer ausgemacht hat, wird noch übertroffen? Ein klares Ja! Die neuen Songs sind unverwechselbar wie einst, haben aber nicht mehr diesen poppigen Charakter. Die Helden sind reifer geworden. Ihrer Meinung nach haben die sowohl euphorischen, als auch düsteren und dunklen Momente der neuen Songs eine gemeinsamen Wurzel: Lebendigkeit, aus sowohl Freude, als auch Trauer und Schmerz hervorgehen. Neue Heldensongs haben ihr eigenes Tempo, haben eine Seele, sind lebendig und brauchen „Raum“ zum „atmen“, da sind sich die vier Berliner einig. Sie tun nicht, was sie wollen sollen, sondern genau was und wie sie es wollen. Das haben wir vermisst und das können die Helden gern.