Steffen Fäth lässt seinen Trainer tanzen Begegnung auf Augenhöhe: SC DHfK Leipzig unterliegt Füchsen Berlin nur knapp

Der doppelte Weltpokalsieger der vergangenen zwei Jahre konnte die hohen Erwartungen erfüllen und eine hoch dramatische Begegnung, die eigentlich keinen Verlierer verdient hatte, mit 31:30 (14:12) Toren gewinnen.

Weder SG Flensburg, THW Kiel oder Rhein Neckar Löwen! Das Spiel des Tages, das sicherlich die meisten Handballfans elektrisierte, wurde in der Leipziger Arena an der Jahnallee ausgetragen. Dort wollten die favorisierten Füchse aus Berlin gegen den äußert heimstarken SC DHfK Leipzig bestehen, der in der laufenden Saison zuhause schon Hüttenberg, Flensburg und Hannover geschlagen hatte. Der doppelte Weltpokalsieger der vergangenen zwei Jahre konnte die Erwartungen auch erfüllen und eine hoch dramatische Begegnung, die eigentlich keinen Verlierer verdient hatte, mit 31:30 (14:12) Toren gewinnen.

© Rainer Justen
Es entwickelte sich eine spannende Begegnung auf Augenhöhe. Das verdeutlichen die verschiedenen Zwischenstände bis zum Seitenwechsel: 3:1, 6:3, 7:7, 10:8, 11:11, 12:14. Die grün-weißen Gastgeber legten tatsächlich ein Höllentempo vor. „Wir wollten zwar eine viel bessere Abwehr auf die Platte bringen, doch haben das Ganze durch unsere offensive Leistung kompensiert“, stellte Trainer André Haber fest. Erst trafen Niclas Pieczkowski und Andreas Rojewski, dann Philipp Weber aus dem Rückraum in den gegnerischen Kasten.

Die Berliner aus dem nordwestlichen Stadtteil Reinickendorf hielten hauptsächlich durch die individuell sehr starken Steffen Fäth und Fabian Wiede dagegen. Obendrein verwandelte der schwedische Nationalspieler Hans Lindberg (242 Ländersspiele) seine Chancen von Außen oder vom Siebenmeterpunkt sicher. Auch Silvio Heinevetter hatte seinen Anteil an der Halbzeitführung der Gäste. Der deutsche Nationaltorwart, der einst die Sportschule in Leipzig besucht hatte, konnte gleich mehrere Versuche der Einheimischen von Außen parieren.

Hochspannung auf dem Feld und im Publikum 

© Rainer Justen
Der knappe Pausenvorsprung der Berliner war ruckzuck wieder weg. Auch in der zweiten Halbzeit konnte sich keine Mannschaft entscheidend absetzen. Dank der blitzschnellen Schlagwürfe von Steffen Fäth durch die Leipziger Deckung, dank der umgehenden Antworten von Philipp Weber. 14:15, 17:19, 21:21, 24:23, 26:27, 30:30. Von dieser knappen Auseinandersetzung profitierten vor allem die Zuschauer in der proppevollen Arena. Sie sahen ein tolles Bundesligaspiel, wurden ständig von den Sitzen gerissen und standen schließlich die letzten Minuten des Matches durch. Als wieder mal Steffen Fäth getroffen und Philipp Weber – vierzig Sekunden vor dem Schlusspfiff – ausgeglichen hatte, rechneten die meisten Handballfans mit einem gerechten Remis.

Die körperkulturellen Handballer hatten sich todesmutig in die allerletzten Aktion der Berliner geworfen, ihr temperamentvoller Trainer Velimir Petkovic forderte einen Siebenmeter, er kriegte allerdings „nur“ einen Freiwurf und eine rote Karte wegen wilden Reklamierens. Diesen – dann direkten – Freiwurf hämmerte der raffinierte Steffen Fäth nach der Schlusssirene zum umjubelten 30:31-Endstand ins Leipziger Tor. Daraufhin war Andrè Haber sichtlich enttäuscht: „Durch einen direkten Freiwurf, einer sehr geringen Chance nach dem Schlusspfiff zu verlieren, ist bitter.“ Anders als Velimir Petkovic auf der Gegenseite: „Das erste Mal in meiner Karriere ich haben getanzt!“

Spielbericht: Leutzscher Welle 

Trainer Velimir Petkovic (Füchse Berlin):

„Meine Mannschaft hat heute sehr gut gespielt und gekämpft, gegen eine richtig, richtig gute Leipziger Mannschaft. Glückwunsch an André für den guten Job, der hier gemacht wird und die erfolgreiche Fortsetzung der Arbeit von Christian Prokop. Ich habe meiner Mannschaft vor dem Spiel gesagt, wir müssen uns hier die zwei Punkte über 60 Minuten erkämpfen. 30 Sekunden vor Schluss muss es einen klaren Siebenmeter geben. Dieser Pfiff muss kommen, doch er kam nicht. Ich habe die komplette Spielzeit mit meiner Mannschaft gezittert und gekämpft, darum bin ich stolz auf meine rote Karte, denn wir wurden ungerecht behandelt. Nach dem Siegtor habe ich zum ersten Mal in meiner Karriere getanzt.“

Trainer André Haber (SC DHfK Leipzig):

„Glückwunsch an die Füchse zum Sieg und danke für die Komplimente. Meine Mannschaft und ich sind heute nach dem Spiel niedergeschlagen. Auch wir haben heute 60 Minuten gekämpft. Ein direkter Freiwurf ist die wohl geringste Chance auf ein Gegentor – und trotzdem geht so ein Ball manchmal rein. So zu verlieren ist extrem ärgerlich, doch das muss jetzt schnell abgehakt werden, denn am Sonntag steht gegen Lübbecke bereits das nächste Heimspiel an. Unsere Abwehr war heute nicht so stark, wie wir es uns vorgenommen hatten, doch das haben wir durch ein überragendes Tempospiel kompensiert und sind verdient in eine spannende Schlussphase gekommen. Leider wurden wir dafür nicht belohnt, auf die bitterste Art, die im Handball möglich ist.“

Statistik:

SC DHfK Leipzig gegen Füchse Berlin 30:31 (12:14)

Torschützen SC DHfK: Weber 11/5, Rojewski 6, Pieczkowski 4, Milosevic 3, Roscheck 2, Strosack 2, Binder 1, Kunkel 1

Torschützen Füchse Berlin: Fäth 9, Lindberg 5/2, Wiede 5, Elisson 4, Nenadic 4, Schmidt 2, Drux 1, Gojun 1

Schiedsrichter: Wild/ Baumgart
Zuschauer: 4132 Handballfans in der ARENA Leipzig Siebenmeter: Leipzig 5/5, Füchse 2/2
Strafminuten: Leipzig 6 Min, Füchse 8 Min
Rote Karte: Petkovic (Trainer Füchse Berlin, 60. Min) 

Info: Das nächste Heimspiel des DHfK findet am 22.10.2017 gegen den HC Erlangen statt und ihr könnt mit urbanite 3×2 Tickets gewinnen.