Eine Kneipenoase im „Schnullerviertel“ Blick hinter die Kulissen: Schlechtes Versteck No.32

Die Raucherkneipe mitten im Windeln wechselnden Schleußig würde ihren Sitz niemals verlegen. Die Vorteile dieses „schlechten Verstecks“ erfuhren wir vor Ort!

Es klingt so einfach: eine Kneipe auf der Könneritzstraße, die um 18 Uhr öffnet und jeden willkommen heißt, der sich, in welcher Stimmung und woher auch immer, an den Tresen setzt. Ist es auch.

Edit (7. Mai 2015): Leider wurde dem Schlechten Versteck für den Standort auf der Könneritzstraße 32 der Mietvertrag gekündigt. Das heißt: ab sofort ist geschlossen! Es ist wohl kein Platz mehr für die Kneipe im Familien-Schleußig. Wir bedauern das sehr und hoffen, dass bald ein neues Versteck gefunden wird, wo man den Wert dieser Kneipe zu schätzen weiß!

© Bianca Rositzka
Aber das hat sich über zehn Jahre entwickelt und natürlich steckt neben dem bürokratischen Kram noch etwas viel Wichtigeres dahinter: die Offenheit für Menschen ohne Scheu und Blick auf die Herkunft.„Komm vorbei und setz dich zu uns an den Tresen – der Rest passiert von allein.“ So sitzen bei Inhaber Philipp, seiner rechten Hand und „guten Fee“ Patrice und dem Rest des Teams dann Familienvati oder -mutti neben Anwalt soundso neben dem Typen vom Bau neben dem zerstreuten Künstler, der außerdem gerade seine Werke in der Kneipe ausstellt. Dann wird philosophiert, diskutiert, das eine oder andere Mal angestoßen und bis in die Morgenstunden zusammengesessen. 

Das Schlechte Versteck auf der Könneritzstraße 32 ist eine wahre Wohngebietskneipe. „Die Leute kommen so aus einem Kilometer Umkreis vorbei und es kam sogar schon vor, dass Eltern ausprobiert haben, ob ihr Babyfon bis zu uns runter reicht … “ Zeigt, dass das Lokal trotz oder gerade wegen der Lage fester Bestandteil im „Schnullerviertel“ Schleußig ist!

Unfamiliär familiär

© Bianca Rositzka
Und da gegen lockeren Umgang das beste Konzept abstinkt, gibt es auch keines. Jedenfalls nicht so richtig. „Das ergibt sich hier alles eigentlich, wir fragen auch nicht irgendwelche Veranstalter an oder so. Ankündigungen machen wir spontan auf Facebook, weil es eben immer kurzfristig ist, und auch,  weil es mit 40 Leuten dann schon eng wird.“ So „verstecken“ sich in Schleußigs Raucheroase Konzerte, Ausstellungen, Filmabende, Lesungen und Stand-Up-Comedy. Fest etabliert ist auch das sonntägliche Tatort-Gucken.

Die Kneipe ist familiär, ohne familiär zu sein. Freunde sind ja schließlich die Familie, die man sich aussuchen kann … Der gelernte Ergotherapeut Philipp hat das Schlechte Versteck 2009 übernommen, nachdem er selbst lange angestellt war. „Was uns und auch schon dem Vorbesitzer wichtig war, ist das echte Gastgebertum: auch ohne einen Cent bekommst du hier auf jeden Fall Leitungswasser und Erdnüsse. Das war‘s aber auch schon an Essen bei uns.“ Also mit gut gefülltem Magen hingegangen, finden sich neben netten Schnapsvariationen u.a. Fassbiere von Pilsner Urquell, Tyskie und Haake Beck.

Altes und Neues

© Bianca Rositzka
An sich gibt es das Schlechte Versteck seit zehn Jahren und entstand mehr oder weniger daraus, dass das Besser Leben aus den Nähten platzte – man hat sich im Prinzip nur weiter ausgebreitet.

2015 stehen Renovierungen an, weswegen es zu ein paar geschlossenen Tagen kommen kann. „Wir überlegen auch, zukünftig schon am Nachmittag zu öffnen, ein Familiencafé werden wir aber nicht – das geht schon nicht, weil hier geraucht wird und der Zutritt erst ab 18 Jahren erlaubt ist. Aber durch unser freies WLAN kam Studenten auch schon die Idee, sich hier reinzusetzen und für die Uni zu arbeiten.“ Und vielleicht gibt‘s dann ja sogar offiziell Käffchen und Kuchen!?

HIER geht’s zum Schlechten Versteck auf Facebook