Nachgelesen: "Im Stein" von Clemens Meyer und "Der Widerschein" von David Schönherr Bücherrezensionen: „Im Stein“ und „Der Widerschein“

Wir haben für euch nachgelesen: Lest hier unsere Buchrezensionen über Clemens Meyers „Im Stein“ und David Schönherrs „Der Widerschein“.

Im Lauf verreckt – „Im Stein“ von Clemens Meyer

Warum und für wen werden solche Bücher bloß geschrieben? 600 Seiten hastigstes Taumeln, ein Potpourri sich selbst bespiegelnder Personen. Angekündigt als der Burner des literarischen Herbst, verreckt das Buch in Innenschau. Der schwere Schinken namens „Im Stein“ liegt dem Leser im Magen und lässt er ihn mal los, um der Hektik der Kreisel zu entfliehen, verlieren sich die Andeutungen und Hinweise im Nebulösem. Das Feuilleton wird sagen: Hui, große Literatur! Nur sind die dem Feuilleton Folgenden eben auch nur Nachplapperer und Papageien. Das Buch sollte „Der Leipzigroman“ werden, das Standardwerk zum horizontalen Gewerbe schlechthin, wurde jedoch nur dick – und nicht mal vielseitig trotz so vieler Seiten.
Fazit: Sprachlich wird das Buch Germanistikstudenten freuen, doch sind eben nicht alle Menschen Germanistikstudenten und das ist auch gut so. Viel Vorschusslorbeer – leider kein Genuss beim Lesen. Schade.

Im Stein
Clemens Meyer
Roman
S.Fischer
ISBN: 978-3-10-048602-8
Zu Clemens Meyer kommt ihr hier.

Besessene Maler – „Der Widerschein“ von David Schönherr

Endlich mal ein Buch mit einer guten Geschichte. Passend zu Leipzig mit einem Malergenie, dessen Bilder Menschen zerstören, berühren und verführen können. Das Genie ahnt jedoch nichts von seiner Kraft, malt, wie ein Besessener und lässt Besessene hinter sich. Schönherrs Schreibe ist flüssig, gibt sprachlichen Freuden Raum und treibt den Leser ins Buch hinein, so dass man es gar nicht weglegen will. Spannungsbogen, Tempo und Figurengestaltung hat der Mann raus, klar, kommt er ja vom Regiefach und ist derzeit am Theater der Jungen Welt in Leipzig als Theaterpädagoge engagiert.
Schön bei Schönherr ist auch, dass der Leser mitfiebern darf, weil er sympathisieren darf, weil die Handelnden so gezeichnet sind, dass sie nachvollziehbar agieren. Ein selten gewordener Griff derzeit, wo die Dauerselbstschauschleife Preise generiert.
Fazit: Unbedingt empfehlenswert!

David Schönherr
Der Widerschein
Roman
Frankfurter Verlagsanstalt
ISBN: 978-3-627-00195-7
Zu David Schönherr kommt ihr hier.

Volly Tanner