Zwischen Aliens und Schwarzmärkten Review zum WGT 2010

Für unwissende Touristen skurril bis gruselig, für Leipziger längst Routine – beim WGT 2010 hatte die Gothicszene die Stadt 4 Tage lang wieder im Griff!

Überfüllte Straßenbahnen mit makaber gekleideten Menschen. Für manch unwissende Touristen mag das recht seltsam erscheinen. Leipziger aber wissen: die Gothicszene erobert für ein langes Pfingstwochenende die Stadt. Dieses Jahr waren es wieder mehr als 20.000 Besucher, welche die Auswahl zwischen zahlreichen Events hatten. Darunter natürlich Konzerte und Lesungen, aber auch Führungen über Friedhöfe. Ein besonderes Event war auch das Heidnische Dorf, wo sich auch viele Nichtfestivalbesucher und Familien für ein paar Silberlinge Eintritt verschaffen konnten.

© Thomas Fischer

Der Mittelpunkt des Treffens war wie jedes Jahr das AGRA-Messegelände in Markkleeberg. Wer nicht auf der Flaniermeile sein Outfit zur Schau stellte, konnte auf dem Schwarzmarkt, der Händlermeile, alles käuflich erwerben, was das schwarze Herz der Goths begehrte. Neben Spezialitäten- und Bierständen kam auch die Kleinkunst zu großen Ehren: Noctulus (Stichwort: außerirdische Geigen, gefunden von Wissenschaftlern des dritten Reiches) spielte ein Ein-Mann-Konzert direkt vor der Konzerthalle. In dieser traten Künstler verschiedenster Stilrichtungen auf. Die Highlights waren in der Szene als Urgesteine bekannte Künstler wie z.B. Brendan Perry oder Lacrimosa.

 

Nach Meinung vieler Festivalbesucher war allerdings der Auftritt von Alien Sex Fiend am Sonntag der absolute Höhepunkt des Festivals. Mit einer Mischung aus harten Rock- und Post-Industrial-Sounds, heftigem Sampling und Loops mit stark verzerrtem Gesang und einer mehr als surrealen Bühnenshow heizten sie den Fans ordentlich ein. Den meisten Menschen eher unbekannt, zählen sich doch wegen ihres deutlichen Einflusses auf die alternative Szene unter anderem auch Größen wie Marilyn Manson, Iggy Pop oder Alice Cooper zu ihren Fans.

 

© Thomas Fischer
Am Montag feuerten Klinik im Kohlrabizirkus ein fulminantes Feuerwerk aus Elektro- und Industrialsounds ab. Sie waren zugleich die letzte Liveband des Festivals. Nach dieser Show zog es viele Feierwütige in die Moritzbastei, wo sie das Wave-Gotik-Treffen 2010 bis in die frühen Morgenstunden bei Clubsounds und Musik aus den 80ern ausklingen ließen. Nächstes Jahr startet das Wave-Gotik-Treffen in die 20. Runde. Anhänger der schwarzen Szene können gespannt sein, was sich die Veranstalter in der Jubiläumsausgabe des Treffens alles einfallen lassen werden.
Es findet vom 10. Juni – 13. Juni 2011 in Leipzig statt.