Jahrgang 2017: vollmundig und feinwürzig Der Grosse Preis: Leipzigs Bands des Jahres 2017

Was macht die Bands und Musiker aus, die zu den besten des Jahres gewählt wurden? Wir haben mal ein wenig nachgeforscht und -gehorcht.

Der Leipziger Rockwettbewerb, wie er zu seiner Geburtsstunde im Jahre 1991 noch hieß, ehrt (seit 2010 wieder jährlich) die herausragendsten Bands und Musiker aus Leipzig. 162 Musiker, Journalisten, Labelinhaber, Verlage, Booker, DJs und bekannte Aktive der Leipziger Szene wurden angeschrieben, ihr musikalisches Projekt des Jahres zu nennen.

Insgesamt wurden 65 Leipziger Bands und Musiker von den „Musiksommeliers“ nominiert, 13 konnten dabei die 5%-Hürde überwinden (mind. drei Nennungen). Knapp am Titel vorbei schlitterten in diesem Jahr Liedermacherin Sarah Lesch und das Sextett Karl die Große, welches 2014 schon einmal zum Publikumssieger gekürt wurde. Der diesjährige Liebling des Leipziger Lauschvolks sind Last Chapter, die sich per Onlinevoting gegen Far or Near, Flynn und Jody Cooper durchsetzen konnten. 

Doch was macht die Bands und Musiker aus, die zu den besten des Jahres gewählt wurden? Wir haben mal ein wenig nachgeforscht und -gehorcht.

ATLAS BIRD

Hard Fact: Ein Wesen zwischen Sehnsucht und Zuversicht bricht auf mit neuer Erhabenheit.

© Marco de Haunt
Wir fragten: Was ist das Herzstück eurer Musik? 

Ein schweres Fundament aus Postrock-Einflüssen und darüber fliegenden Gitarrenflächen. Wir reduzieren uns dabei auf das Wesentliche – versuchen das aber so breitflächig wie möglich und dennoch kompakt rüberzubringen. Wir konzentrieren uns dabei immer auf die zentrale musikalische Idee und die Story, die wir erzählen. Im Mittelpunkt steht der Gesang, die große Linie. Wir haben Bock, Popsongs zu schreiben, die nicht wie Pop aussehen und sind davon angetrieben, immer wieder neue Songs zu machen, die gern episch klingen können, aber auch einen Hang zur Zerbrechlichkeit haben. Dabei ist es für uns spannend, neue Wege auszuprobieren und sich als Musiker weiter zu entwickeln.

TRETTMANN

Hard Fact: Der Sommer ist für alle da!

© Presse Moritzbastei

Tretti, ehemals Ronny Trettmann, jetzt nur noch Trettmann, ist seit 2006 musikalisch unterwegs und erregte damals wohl vor allem durch seine dialektalen Texte Aufmerksamkeit in der deutschen Reggae- und Dancehall-Szene. Inzwischen hat sich viel getan, mit eigenem Label kam mehr Verantwortung und folgte ein schwindendes Comedy-Image. Neben vielen Kollaborationen in den letzten Jahren (u.a. mit Megaloh, MC Fitti, aktuell Bonez MC & RAF Camora) hat er mit seinem aktuellen und von einschlägigen Medien hochgelobten Album „#DIY“endgültig gezeigt, wie Deutschrap aussieht, wenn er erwachsen geworden ist. Auch Jan Böhmermann war so angetan, vor allem von seinem Song „Grauer Beton“, dass Trettmann im November dem Neo Magazin Royale beiwohnen durfte. 

WHITE WINE

Hard Fact: First Porn Film at age 12

© Tristain Schulze

Nicht nur zum 2. Mal, sondern zum 2. Mal hintereinander wurden White Wine zur Band des Jahres gekürt. Sänger Joe ist 2014 aus den USA ins beschauliche Leipzig gezogen und wird als spooky Zirkusdirektor beschrieben, der etwas entrückt, aber stets zur richtigen Zeit die richtigen Töne anstimmt – was dabei herauskommt, liegt so zwischen Kammer-Pop und Noir-Indie. Alles klar? Nein? Dann nicht verpassen! 

Wir fragten Joe: Dein Lieblingsclub in Leipzig?

Definitely any club in Leipzig besitzt die Qualität, ein Lieblingsclub zu sein. Aber ich mache nicht gerne Werbung. Ich bin Amerikaner, und wir wissen: Business (Trump!) Aber ich neige zum UT Connewitz, weil sie können es von so vielen verschiedenen Blickwinkeln. Auch ist ihr Gebäude alt, aber fällt nicht ab.

LAST CHAPTER

Hard Fact: Muss ja auch einer machen, den Job!

© Presse Moritzbastei

Wir fragten: Was macht euch aus? Was treibt euch an?

Ich glaube, es  ist die bunte Mischung aus härteren und poppigeren Momenten in unseren Songs. Und dass wir in vielerlei Hinsicht fünf verschiedene Charaktere sind. Sowohl persönlich, als auch musikalisch sind wir alle recht verschieden verankert und treffen uns interessanterweise immer genau in der Mitte. Wenn wir das Gefühl haben, dass das, was wir machen, uns und andere irgendwo abholt und mitzieht, dann wissen wir, dass wir auf dem richtigen Weg sind und haben Bock, diesen Weg weiter zu erschließen.

Wir fragten: Eure musikalischen Zukunftspläne?

Nie langweilig werden. Nicht für uns und nicht für die, die zu unseren Konzerten kommen und unsere Platten hören. 

Gala zum Grossen Preis

19. Januar 2018, Werk 2 Halle D, 21 Uhr  •   Karten 12 € im VVK 

Live auftreten werden Atlas Bird, Last Chapter, White Wine & special guest