Von der Konkretisierung des Unkonkreten Doppelausstellung „Good Morning, Hallo” in der Kunsthalle G2

Die digital-inspirierten Werke Stefan Behlaus und Dennis Loeschs sind zu Gast in Leipzig. Bis 21. Februar 2016 kann man die Arbeiten noch im G2 bewundern.

Für einen Großteil der Menschheit sind gewisse technologische Verfahrensweisen und physikalische Gesetzmäßigkeiten schlicht nicht nachzuvollziehen. Scheitert der Eine schon am Prinzip der Stromgewinnung, stößt das interessierte Alltagsgenie vielleicht spätestens bei den sich immer schneller entwickelnden Speichermedien an seine Grenzen. Eine Fortbildung im Fach Elektrotechnik bieten die Werke von Stefan Behlau und Dennis Loesch nicht, aber sie visualisieren und schaffen die Möglichkeit, eine Welt, die aus Nullen und Einsen besteht, mit anderen Augen zu sehen.

© G2 Kunsthalle Leipzig / dotgain.info
Stefan Behlau, gebürtiger Züricher, studierte am Pratt Institute in New York, Dennis Loesch in seiner Heimatstadt Frankfurt am Main an der Städelschule. Die beiden Künstler leben und arbeiten mittlerweile in Berlin, wo sie sich ein Atelier teilen. Seit dem 27. November 2015 kann man in der Kunsthalle G2 in der Leipziger Innenstadt die erste Doppelausstellung der beiden mit dem Titel „Good Morning, Hallo“ besuchen.

Behlaus Arbeiten orientieren sich dabei an der traditionellen amerikanischen Farbfeldmalerei, welche Farbe als physische Materie instrumentalisiert und so Gegenstandsloses optisch darzustellen versucht. Loesch hingegen bedient sich an Bildern und Farben, welche sich aus digitalen Vorgängen und Prinzipien gründen. Auf realen Bildträgern veranschaulicht Loesch so Speichermedien wie Memory Sticks und SD Cards. Dabei liegt der Fokus insbesondere auf dem Prinzip der Erinnerung, welche sich in fehlerhafter Wiederholung vollzieht. Das regelmäßige Löschen, Überschreiben und Abspeichern auf digitalen Medien, wobei selbst entfernte Daten immer Reste und Spuren hinterlassen, sind auf den zerstückelten, über mehrere Ebenen bemalten Arbeiten Loeschs dargestellt.

© G2 Kunsthalle Leipzig / dotgain.info
Dabei spielt der Künstler auch mit Perspektiven. Blickt man frontal auf die aus mehreren Streben bestehenden Memory Sticks, ist die Mehrteiligkeit unübersehbar. Bewegt man sich allerdings auf eine Seite, so dass die Zwischenräume hinter den hervorstehenden Leisten verschwinden, lässt das Werk seinen Zusammenhang erkennen. Diese Konkretisierung des Technischen durch Zerstückelung oder Umkehrung von Farbverhältnissen ist das verbindende Element beider Künstler.
Das G2 ist für diese Ausstellung übrigens prädestiniert, da das Gebäude in den letzten Zügen der DDR als Datenverarbeitungszentrum geplant wurde. Dies erklärte Unternehmer und Kunstsammler Steffen Hildebrand, dessen Privatsammlung als Dauerausstellung neben „Good Morning, Hallo“ im G2 gezeigt wird, bei der Eröffnung am 26. November 2015.

Bis 21. Februar 2016 kann man die digital-inspirierten Arbeiten der Wahl-Berliner noch bewundern, vielleicht wird dem ein oder anderen Elektronikmuffel sogar ein Licht dabei aufgehen.

Infos:
Ein Besuch ist mittwochs von 15 bis 20 Uhr möglich. Zudem kann man sich über die Homepage der Kunsthalle zu Führungen zwischen Donnerstag und Montag anmelden.
Eintritt: 5€ voll / 3€ ermäßigt (Schüler & Studierende) / frei für Kinder unter 12 Jahren sowie Studierende der Kunstwissenschaften und bildenden Kunst