Editors am 2. April im Haus Auensee Editors im Interview: „Jeder von uns hat eine dunkle Seite!“

Bevor die britische Indierock-Band mit „Violence“ zu uns kommt, haben wir mit Drummer Ed Lay über seine dunkle Seite und die aufkeimende Wut auf das Geschehen in der Welt gesprochen.

Am 9. März erschien das neue Album der Editors – „Violence“. Darauf begegnet euch ein Stilmix aus rockigen Songs, Wave, Pop und melancholischen Elementen. Bevor die britische Indierock-Band am 2. April ins Haus Auensee kommt, haben wir mit Drummer Ed Lay über seine dunkle Seite und die aufkeimende Wut auf das Geschehen in der Welt gesprochen. 

© Rahi Rezvani 2017

Warum war es wichtig für euch, erstmal brav euer Studium zu beenden, bevor ihr eure Musikkarriere gestartet habt?

Ich denke, es ist wichtig für jeden, ein geradliniges Leben zu führen. Ich würde allerdings nie darüber nachdenken, etwas zu machen, wenn ich es nicht muss. Aber ich bin froh, eine so solide Grundlage zu haben. Ich hätte auf jeden Fall immer mein Studium beendet. Ich war aber noch nicht richtig in der Band, als ich an der Uni studiert habe. Deswegen war es ein wenig anders für mich als für meine Bandkollegen. Ich hatte das Glück, gefragt worden zu sein, ob ich in die Band eintrete, als ich mein Studium schon beendet hatte. Es war Zufall, dass ich die Menschen getroffen habe, die ich traf und dass wir die gleichen Inte-ressen geteilt haben. 

Früher wurdet ihr oft mit Joy Division und anderen Bands des New Wave verglichen. Wie würdest du euren Musikstil heute beschreiben? 

Ja, das stimmt. Inzwischen würde ich sagen, machen wir wahrscheinlich so etwas wie Gothic-Pop. Wir hatten schon immer eine Vorliebe für Pop und haben versucht, die Menschen zu begeistern und sie so zu unserer Musik zu bringen. Selbst wenn wir dazu neigen, über die dunkle Seite der Dinge zu schreiben, finden das unsere Fans ganz gut.

Würdest du sagen, ihr habt euch im Stil verändert?

Wir verändern uns von Album zu Album. Aber ich denke nicht, dass wir das Ergebnis, zu dem wir gelangen wollen, verändert haben. Es ist immer ruhig, dunkel und kantig, aber es gibt z.B. auch Disko-Elemente drin. Die Dunkelheit wird immer da sein, dieses Mal ist es außerdem ziemlich poetisch geworden. Wir verändern uns immer etwas, aber es bleiben kalte Themen.

Im Vergleich zu den vorherigen Alben, was ist anders bzw. das Besondere an der aktuellen Platte?

Es ist prägnanter. Wir haben hart gearbeitet und uns Menschen gesucht, mit denen wir zusammenarbeiten wollen, damit wir es produzieren können. Wir haben etwas komplett anderes als die bisherigen Songs kreiert. Beim letzten Album standen wir manchmal so unter Spannung, wir ließen die Songs einfach gehen, wohin sie wollten. Dieses Mal wollten wir die Platte den Zuhörern richtig zugänglich machen. Bei dem aktuellen Album hat alles seinen Platz und passt gut zusammen. 

Warum habt ihr „Gewalt” als Thema eures neuen Albums gewählt? Welche Verbindung habt ihr dazu?

Wir alle kennen Gewalt im wörtlichen Sinne, aber jetzt nicht in anderen Aspekten. Es gibt viele Gründe, warum das Album so genannt wurde. Wir hatten Alben in der Vergangenheit, die wortreiche und langatmige Titel hatten wie „An End Has a Start“, was nicht wirklich die einfachste Sache ist. Deswegen haben wir uns gedreht und dieses Mal versucht, prägnanter zu sein mit einem Ein-Wort-Titel, der starke Konnotationen in jedem auslöst, der ihn hört. Außerdem erregt er natürlich Aufmerksamkeit. 

Gibt es etwas, was ihr euren Hörern mit dem Album sagen wollt?

Nein, ich denke nicht. Wir wollen aufregende Songs kreie-ren. Bei diesem Album haben wir realisiert, dass wir die Tools hinter den Songs nutzen können – den lyrischen Inhalt und die Melodie –, um die Hörer anzusprechen. Ich denke, mit dem aktuellen Track können wir mehr Menschen als mit dem vorherigen Album erreichen. Wir haben alle Elemente, die wir an den verschiedenen Platten mochten, zusammengesammelt und auf das aktuelle Album gebracht.

Auch in der Vergangenheit, habt ihr, wie du schon erwähnt hast, bereits Themen wie Tod oder Dunkelheit in eurer Musik aufgegriffen. Hast du auch eine dunkle Seite an dir?

Ja, ich denke schon (lacht). Jeder von uns hat eine dunkle Seite. Auf den ersten Blick sind wir freundschaftlich untereinander, kommen unglaublich gut miteinander aus, haben ein gutes Familienleben. Das ist toll, aber wenn man älter wird, nimmt man die Dinge in der Welt viel stärker wahr. Die Umwelt, in der wir leben, die Sachen, die auf der ganzen Welt passieren, lassen einen aufschreien und erzeugen Zorn und Frustration. Durch die Musik kann ich das rauslassen. Das ist ohne Zweifel eine echte Befreiung.

Welche Musik hörst du, wenn du alleine bist? Ist es auch eher die dunkle Richtung?

Wenn ich mit dem Auto unterwegs bin, neige ich eher zu rockigem Zeug. Aber sonst höre ich Hip Hop und Down Stuff wie das neue Album von George Fields oder Kendrick Lamar. Die Musik ist klanglich sehr kraftvoll, damit kannst du deinen Kopf freibekommen.

Ihr unterstützt Oxfam. Wie wichtig ist es euch, gemeinnützige Projekte wie Oxfam zu supporten?

Es ist uns enorm wichtig. Für uns ist es auch eine unglaubliche Erfahrung, wenn man direkt in Kontakt tritt mit den Menschen, die man unterstützt. Oft engagieren sich Leute bei zu vielen Charity-Events oder Fundraising-Ideen, sodass sie sich gar nicht auf die einzelnen Projekte fokussieren können und letztendlich nichts mit den Menschen zu tun haben. Wir haben uns entschieden, uns als Band nur auf Oxfam zu konzentrieren. Mit diesem Projekt fühlen wir uns richtig verbunden und können ihm unsere ganze Aufmerksamkeit schenken.

Wir haben so viel Glück mit unserem Leben, wir sind so privilegiert, haben eine gut laufende Karriere, ein Zuhause und können von dem leben, was wir gern machen. Deswegen ist es uns wichtig, etwas abzugeben – und wenn man die Möglichkeiten hat, Zeit mit Menschen zu verbringen, dann machen wir das. Wir genießen die Zeit, auch wenn „genießen” in dem Zusammenhang  ein wenig verrückt klingt.

Freust du dich schon auf eure Tour? 

Ja total! Ich liebe es zu reisen und neue Städte zu sehen. Deswegen bin ich gern auf Tour, auch wenn es, je älter man wird, immer schwieriger wird – man hat ja auch Familie und andere Verpflichtungen. Aber so hat man die Chance, mal rauszukommen.

Live

erleben könnt ihr die Editors am 2. April 2018 im Haus Auensee. Seid aufmerksam auf unserer Gewinnspielseite, denn dort verlosen wir 3×2 Tickets zum Konzert!