"Immersive Art Factory" im Kunstkraftwerk Leipzig Eintauchen in das Kunst(kraft)werk

Die Räume des Kunstkraftwerks werden ab Samstag, den 24. September 2016 von zwei neuen Projekten der „Immersive Art Factory“ erfüllt sein.

© Kunstkraftwerk Leipzig
Die Räume des Kunstkraftwerks werden ab Samstag, den 24. September 2016 von zwei neuen Projekten erfüllt: Neben der Ausstellung „Illusion“, bei der die Sinne erfolgreich getäuscht werden, wird nun die Kunst der „Immersive Art Factory“ zu sehen sein. 

Die beiden Videoinstallationen „Hundertwasser Experience“ und „Werk in Progress“, die von den italienischen Künstlern Gianfranco Iannuzzi, Ginevra Napoleoni, Massimiliano Siccardi und Renato Gatto kreiert wurden, zeigen ganz unterschiedliche Themen. Musikalisch untermalt wird die „Immersive Art“ von Luca Longobardi. Den Künstlern, die bereits in den USA gewirkt haben und auch demnächst in Korea ihre Projekte verwirklichen, wurde im Kunstkraftwerk völlig freie Hand gelassen.

Kunst für alle Sinne

In der „Hundertwasser Experience“ werden die Werke des Wiener Malers Friedensreich Hundertwasser frei interpretiert und für die Videoanimation verwendet. Wie ein roter Faden zieht sich das durch den Namen schon zum Programm gewordene Wasser durch die Präsentation. Beginnend mit Schnee und endend mit Wassertropfen, die sich auf dem Boden zu Pfützen sammeln, werden einige Kunstwerke Hundertwassers den Zuschauern präsentiert. Vor allem Elemente der Architektur und Naturformen werden immer wieder aufgegriffen und verschmelzen miteinander. Die Häuser wachsen förmlich aus der Erde. Aber auch der Künstler selbst ist zu sehen. Zeitweise wird man von großen gemalten Augen beobachtet, die nach einiger Zeit zu den zugehörigen Porträts werden. Mit der Installation soll eine ideale und lebenswerte Stadt im Stil Hundertwassers entworfen werden. Den Zuschauer erwarten sehr farbenfrohe und lebendige Kunstwerke, die an den Wänden und auf dem Boden der Halle wachsen. 

Im thematischen und farblichen Gegensatz dazu steht das „Werk in Progress“. Wie der Name schon verrät, befindet sich das Werk im stetigen Wandel. Sowohl das Kunstwerk, als auch das Gebäude. Als ehemaliges Heizkraftwerk stellt das Kunstkraftwerk einen Ort mit Industriecharakter und voller Traditionen dar, die auch weiterhin so erhalten bleiben sollen. Die Installation „Werk in Progress“ greift diese Einstellung auf und baut sie in ihr Konzept ein. Es werden verschiedene Stadien der Industrialisierung gezeigt, der Auftrieb und das Zusammenbrechen der Wirtschaft. Außerdem werden die Entwicklung der Industrie und das Konsumverhalten thematisiert. 

In beiden Kunstinstallationen spielt die Verbindung zwischen Technik, Architektur und Kunst eine entscheidende Rolle. Für die Hundertwasser-Multimediashow wurden insgesamt 48 Beamer verwendet, um den Eindruck einer Realität zu erzeugen. Diese werden genauso wie die 17 Medienserver vor dem Besucher verborgen, damit die Show optisch nicht gestört wird.

 

© Kunstkraftwerk Leipzig

Erspüren der Atmosphäre

Dass so eine Ausstellung viel Zeit und intensive Beschäftigung mit dem Ort verlangt, ist fast klar. Um vor dem Beginn der Arbeit am besten die Atmosphäre der Räume und des ganzen Gebäudes spüren zu können, ließ sich der künstlerische Leiter Gianfranco Iannuzzi übrigens für zwei Tage in den Rohbau einschließen. So konnte er das Gedächtnis der Fabrik über die Menschen, die hier schon gearbeitet haben, entdecken. Ob nun Künstlerallüren oder nicht, herausgekommen sind zwei sehenswerte Installationen, die zeigen, dass die Räumlichkeiten des Kunstkraftwerks für die Multimedia-Kunst gut eingesetzt und integriert wurde. 

Was genau kann man sich aber unter immersiver Kunst vorstellen, die die „Immersive Art Factory“ produziert? Immersion bezeichnet den Prozess des Eintauchens. Der Besucher soll also in die geschaffene Kunst eintauchen, nicht nur Zuschauer sondern auch Teil des Ganzen sein. So sind die Konzepte auch angelegt. Die im „Hundertwasser Experience“-Raum aufgestellten Spiegel sollen den Besuchern zeigen, dass sie in die Kunst integriert sind und sich selbst vor diesem Hintergrund betrachten sollen. Mit diesem Ansatz hebt sich das Kunstkraftwerk von den üblichen Museen ab. Man soll laut Eigentümer Prof. M. Löffler das Erlebnis von Licht und Klang auf sich wirken lassen, zuschauen, wie die Welt sich um einen herum verändert und sich darin verlieren. Probiert es selbst aus und taucht ein in das multimediale Kunsterlebnis.

Info: Das Kunstkraftwerk arbeitet wie eine Programmspielstätte und bietet deshalb nicht täglich die gleichen Ausstellungen an. Am besten, man informiert sich auf der Website über die Spieltage. Die immersiven Kunstwerke werden voraussichtlich für ein Jahr im Kunstkraftwerk zu sehen sein. Das Kombiticket für beide Ausstellungen kostet 10€ / erm.: 7,50€.