Gruppenquälerei an der frischen Luft Erlebnisbericht: Trimm-Dich-Kurs in Leipzig

Kraft, Ausdauer, Koordination – das alles verbindet der Leipziger „Trimm-Dich-Kurs“. Wir haben die Fitnessvariante für euch getestet.

Der Frühling kommt bekanntlich vor dem Sommer. Auch 2016 wird das so sein. Somit wird es Zeit, den über die Wintermonate runtergekommenen Kadaver wieder in Form zu bringen und strandtauglich zu machen. Dafür gibt es mittlerweile mehr als genug Möglichkeiten. Von „Mach dich krass“ bis „I make you sexy“ ist für jedermann etwas dabei, doch quält man sich durch diese Workouts vorzugsweise in den eigenen vier Wänden. Wir haben die Augen aufgemacht und eine interessante Leipziger Freiluft-Variante genauer unter die Lupe genommen.

Egal, ob man vom 1970er-Jahre-Trend der Trimm-Dich-Pfade schon einmal etwas gehört hat oder nicht: Der Name hört sich schon einmal nach Arbeit und Quälerei an. Der klassische bzw. typische Trimm-Dich-Pfad besteht dabei aus einem drei bis vier Kilometer langen Rundkurs, bei dem etwa alle 200 Meter eine Übungsstation auftaucht, an der mit Hilfe der Anweisungen auf einem Schild die Art und Wiederholungszahl einer sportlichen Betätigung veranschaulicht wird. Von Station zu Station wird natürlich gejoggt – es soll einem ja auch der Schweiß auf die Stirn getrieben werden. Die Pfade können ganz individuell beschritten werden – mit eigenem Tempo und wann einen die Lust mal packt.

Ich hatte mich in Leipzig umgeschaut und tatsächlich … es gibt keinen! Fehlanzeige! Lediglich im Clara-Park stieß ich auf ein einige separat angebrachte, leider von ein paar Möchtegern-Künstlern beschmierte Übungsschilder, allerdings nicht im traditionellen Parkour-Design. Ich wagte einen weiteren Blick ins Internet und erfuhr von den so genannten, speziell in Leipzig angebotenen „Trimm-Dich-Kursen“.  Dort trainieren die Bewegungswilligen, angeleitet von qualifizierten Coaches, in kleineren Gruppen. Ein wenig Mailverkehr sowie ein, zwei Anrufe später und zack – hatte ich meinen Startplatz gemeinsam mit einem Trainingspartner in einer kleinen Probeeinheit, um in der gesamten Thematik einen Einblick zu gewinnen. Zumindest dachte ich in diesem Fall, dass es sich um eine kleine Fitnesstour mit ein wenig Joggen und ein, zwei Hampelmännern handeln würde. Doch schwer gefehlt!

Klassische Selbstüberschätzung trifft fordernden Parkour

© Daniel Markscheffel
Wir trafen uns an einem Donnerstagabend vor der Arena Leipzig mit Jan, unserem zuständigen Coach, für unsere Probetour. Als alle Teilnehmer in einer sehr übersichtlichen Gruppe versammelt waren, starteten wir sofort unser Workout. Über kleinere Erwärmungsübungen ging es direkt los zur ersten Station: minütlich wechselnde Squats und Dips an einer Parkbank. Nun gut – das war jetzt für uns als Sportler noch nicht so die Quälerei. Spätestens bei Treppensprints und Push-Ups die Treppe hinauf am Fuße der Red Bull Arena merkten wir aber, dass es hier ganz schön zur Sache geht. Eine Wasserflasche mitzubringen, hätte also doch gut getan – im Nachhinein ist man ja immer schlauer. Klassische Selbstüberschätzung, aber Jan konnte meinem Durstproblem Abhilfe schaffen.

Nach einer Stunde beendeten wir unseren Rundkurs wieder im Lichte der Arena. Wir hatten einen gesunden und fordernden Mix aus Koordinations-, Beweglichkeits-, Sprint- und Kraftübungen quer durch alle Körperpartien an Bänken, Treppen, Fahrradständern und vielem mehr hinter uns. In der Gruppe machte das gleich doppelt Spaß und motivierte umso mehr. Mit Jan hatten wir einen erfahrenen Coach an der Seite, der uns auf Fehler bei der Übungsausführung sofort aufmerksam machte und somit die Verletzungsgefahr, anders als bei Sololäufen, verschwindend gering hielt. 

Kurse im Sommer bis zu 3 Mal pro Woche

© Daniel Markscheffel
Wer jetzt von der Intensität des Trainings abgeschreckt sein sollte: keine Angst! Das Training absolviert jeder so weit, wie er/sie es schafft. Bei Wehwehchen können Übungen ausgelassen werden, jeder trimmt sich in seinem eigenen Tempo. Für die ganz Schnellen gibt es dann eine Extra-Übung vom Coach. Der gestaltet dann auch die Einheiten je nach Gruppenkonstellation. D.h., dass es keine Einheit doppelt gibt: andere Teilnehmer, andere Übungen, sogar andere Trainingsorte wie bspw. das Völkerschlachtdenkmal oder der Clara-Park.

Wenn es wieder zunehmend wärmer wird, kann sich neben Dienstag- und Donnnerstagabenden auch an Samstagmorgenden verausgabt werden. Zudem werden Kurse zur Vorbereitung auf den Firmenlauf angeboten. Vom Angestellten auf der Suche nach einem Ausgleich nach der Arbeit zum Sportler, der nach einer Verletzung versucht, wieder Anschluss zu finden – bei den Trimm-Dich-Kursen ist die Personenvielfalt groß. Ein Probetraining kann jeder mitmachen und schaden wird es sicher nicht, sofern man sich im Sommer nicht vollends von den Leipziger Seen fernhalten möchte.

Info: www.trimm-dich-kurs.de