Die klein(er)en Dinge im Leben Gastro-Test: Tapas in Leipzig

Wir haben uns dieses Mal an die wahlweise herzhaft-salzig-süß-scharfen Tapas aus spanischer Küche gewagt. Wer dabei am besten abgeschnitten hat, seht ihr hier.

Die oberste Faustregel beim Tapas-Verzehr: Keinen unmenschlichen, sich verzehrenden Hunger mit in die Gaststube schleppen – Appetit trifft es eher! Die wahlweise herzhaft-salzig-süß-scharfen Gimmicks aus der spanischen Küche sollen genossen werden und nicht verschlungen – einfach von allem etwas in die Schälchen hauen lassen und auf Aromareise gehen. Dazu ein süffiges Bier, einen mundigen Vino oder für die Kenner einen Cherry und fertig ist das gesellige in-die-Schalen-Greifen nach spanischem Gusto.

Unser Testsieger: La Cantina

Speisen & Getränke: 5/5

Ambiente: 5/5

Service: 5/5

© Philipp Löffler
Schlicht, einfach, genial! Beim Betreten werden wir direkt wie Stammgäste begrüßt und auch bis zum Ende des Abends so behandelt. Wir sitzen im Zentrum des Lokals, das sich durch gemütliches, mediterranes Ambiente im Kerzenlicht auszeichnet. Bei der Weinauswahl wird uns sofort unter die Arme gegriffen. Eine separate Speisekarte gibt es nicht. Entscheiden können wir uns zwischen drei (9€), fünf (15€) oder zehn (28€) Tapas-Schälchen, die an der Theke individuell zusammengestellt werden. Nach dem Motto „Wer hat, der kann“ genehmigen wir uns die 10er-Platte und testen uns quer durch das gesamte Sortiment. Besonders zu empfehlen sind wohl die Datteln im Speckmantel sowie die Albondigas in Tomatensoße. Klasse Auswahl und Geschmack, super Service und geringe Preise sowie tolles Ambiente.

Karl-Heine-Str. 54, 04229

Mo-Sa 16-23:30 Uhr

Barcelona

Speisen & Getränke: 5/5

Ambiente: 4/5

Service: 5/5

© Lisa Schliep
Fast wären wir an der kleinen Bar vorbeigestiefelt, hätte das gelbe Schild mit schwarzen Lettern nicht unsere Iris gekitzelt: BARCELONA! Ist hier viel Betrieb, heißt es „anstehen“, damit man schubweise den schmalen Gang zwischen Bar und Sitzfläche passieren kann. Das fördert aber irgendwie auch die Geselligkeit. Wir schnappen uns einen hinteren Platz am Fenster und gucken auf den wunderschönen Innenhof. Wie gemütlich es dort erst ist, wenn es blüht, alle Lichter brennen und die Gläser klirren! Aber drinnen ist es auch schön: Dunkle Wände mit gekonnten Akzenten und die urige Bar mit unwiderstehlicher Tapasvitrine machen das Barcelona zu einem Ort gemütlichen Purismus‘. Alles hat seinen Platz und nichts ist zu viel. Was das Essen anbelangt, können wir aus kalten und warmen Tapas aus der Vitrine oder der Küche wählen. Die Auswahl ist vielseitig: Wir schnabulieren Datteln mit Manchegokäse (4,20€), Salsa Verde (Petersilienpesto mit Knobi und Manchego) mit Baguette (4,20€), Champignons in Knoblauchmarinade (3,40€) und Gambas in einer unfassbar gut gewürzten Marinade (4€). Preislich im Rahmen, bekommen wir wirklich gute Qualität für unser Geld und vor allem Geschmacksharmonien, die uns tatsächlich dazu anhalten, in wohlüberlegten Kinderhäppchen zu speisen. Ein spanisches Bier unkompliziert aus der Flasche und der unaufdringliche Service tun ihr Übriges, sodass wir uns festsetzen. Eine Bar, die sich auch auf der La Rambla nicht verstecken müsste. Delicioso!

Gottschedstr. 12, 04109

Mo-So ab 17 Uhr

Café Madrid

Speisen & Getränke: 4/5

Ambiente: 4/5

Service: 3/5

© Lisa Schliep
Mit mehr als 200 Plätzen ist das Café Madrid vom Fassungsvermögen her ungeschlagen. Besonders speziell: Der schwarze Stier, der am Eingang kontinuierlich in einen Brunnen Wasser lässt – ja, Wasser lässt. Die Karte aufgeklappt, überflutet uns eine riesige Auswahl an eigentlich allem, was im Miniaturformat in Schälchen passt. Schließlich siegt der Hunger über die Entscheidungsabstinenz: Wir schlemmen marinierten Ziegenkäse (4,80€), frittierte Kartoffeln mit Salsa (4,50€), gegrillten Lachs mit Knoblauch (4,90€) und einen gratinierten Schafskäse (7,90€). Dazu wird uns freundlich eine wunderbar abgeschmeckte Guacamole angeboten, die wie ein gratis Appetizer wirkt, sich dann aber  doch auf der Rechnung niederschlägt. Dazu gibt es ein kühles San Miguel aus dem Glas. Vor allem der Ziegenkäse ist sehr schmackhaft – schade, dass er so schnell weg ist! Insgesamt etwas mehr Pfiff und wir hätten die Gesamtsumme von satten 33,90€ ein bisschen besser verschmerzt. Ein Rekord wurde auch gebrochen. In einer Stunde wurden wir von vier Kellnern bedient. Effizienz olé, Persönlichkeit passé. 

Klostergasse 3-5, 04109

Mo-So ab 11:30 Uhr, Küche bis 0 Uhr

Papa Hemingway

Speisen & Getränke: 3/5

Ambiente: 3/5

Service: 3/5

© Lisa Schliep
Das lateinamerikanische Restaurant hat von allem etwas: Kolonialstil trifft kubanische Zigarrenlounge trifft barockes Wohnzimmer. Die Atmosphäre wirkt etwas aufgesetzt und die Eleganz gewollt. Aber die Musik ist klasse! Wir vernehmen einen Hauch Latin, Jazz und Klassik. Auf der Karte spielen Tapas eher die Nebenrolle. Wir entscheiden uns für Guacamole mit Brot, frittierte Maniok (3,49€), Teigtaschen mit Käsefüllung (4,99€) und Albondigas in Tomatensoße (4,99€). Nach einiger Wartezeit trudelt die Guacamole ein (im Übrigen 3€ pro Schale!). Wir halten uns zurück, weil wir auf schnellen Nachschub hoffen. Aber nur langsam kommt Schälchen für Schälchen, obwohl das Lokal nicht einmal voll ist. Die Tomatensoße der Fleischbällchenpfanne lässt etwas Salz vermissen, ist aber ansonsten einwandfrei gemacht. Auch der Maniok ist mal etwas anderes und wurde so auch noch nie von uns verspeist. Absolute Enttäuschung sind die Teigtaschen (Empanadillas). Die Käsefüllung sucht man vergeblich und im Mund macht sich nichts als Teig breit. Alles in allem ein durchschnittlicher kulinarischer Abend.

Peterssteinweg 10, 04107

Di-Do 17-2 Uhr, Fr & Sa 17-5 Uhr,  So 17-0 Uhr

Pata Negra

Speisen & Getränke: 3/5

Ambiente: 5/5

Service: 5/5

© Lisa Schliep
Benannt nach dem dunklen Schinken des iberischen Schweins trägt das Pata Negra den wohl klangvollsten Namen im Test. Wir pflanzen uns an rustikales Mobiliar in ultimativer Sichtweite zu den baumelnden Schinken an der Bar. Nicht zuletzt fühlen wir uns in der lauschigen Tapasbar so wohl, weil der Service einfach stimmt. Schnell, höflich, zuvorkommend und trotz vollen Hauses stets den Überblick – das gefällt. Wir bekommen die Karte und sind angenehm überfordert von der üppigen Weinauswahl. Schlussendlich wird es halbtrockener Rotwein für 4,50€ das Glas. Mild und mundig stimmt er unsere Geschmacksnerven ein. Die Auswahl der Tapas ist klassisch, schnell steht der Speiseplan: Brot mit Aioli-Dip (3,50€), Salmon con Mojo (4,80€), Spinat mit Feta (4,50€), ein leckeres Kartoffelküchlein (4,50€) und Nachos mit Käse (3,90€). Bei Letzteren werden wir in der Annahme bestätigt, dass uns solides Kinofutter serviert wird. Zugegeben, Käsenachos sind eben Käsenachos, aber wir haben doch auf einen Hauch Raffinesse gehofft. Der Spinat mit Feta ist leider ungewürzt, der Lachs etwas zäh, aber gut gepfeffert.

Karl-Liebknecht-Str. 75, 04275

Mo-So ab 17 Uhr