"Die übermächtige amerikanische Kultur sollte nicht unsere eigene unterdrücken." Gianna Nannini im Interview über Fußball-WM-Song, Papst und Rebellion

Beim diesjährigen Rock Meets Classic am 25. März 2015 in der Arena Leipzig könnt ihr euch u.a. auf Ian Gillan von Deep Purple und Rick Parfitt von Status Quo freuen. Mit dem Special Guest Gianna Nannini haben wir vorab gesprochen.

Beim diesjährigen Rock Meets Classic am 25. März 2015 in der Arena Leipzig könnt ihr euch u.a. auf Ian Gillan von Deep Purple und Rick Parfitt von Status Quo freuen. Mit dem Special Guest Gianna Nannini haben wir vorab gesprochen. Die Männer der Show müssen sich vorsehen, denn die italienische Rockröhre ist nach wie vor ein temperamentvoller Wirbelwind, der für den europäischen Sound kämpft. 

© Denis O'Regan

Du bist der Special Guest auf der Rock Meets Classic Tour. Was bedeutet dir das?
Ich finde, es ist ein toller Cast. Ich freue mich, dass ich die italienische Rockmusik präsentieren darf. Diese Art von Konzert – Symphonie-Orchester mit Rockband – ist sehr nah dran an meiner eigenen Musik. 

Neben dir sind auch Ian Gillan von Deep Purple, Eric Martin von Mr. Big, Rick Parfitt von Status Quo und John Wetton von Asia dabei. Freust du dich auf jemanden besonders?
Ja, auf Ian Gillan. Ich habe ihn schon in jungen Jahren in London in der Hauptrolle von Jesus Christ Superstar gesehen. Das hatte mich sehr beeindruckt. Außerdem habe ich seine Karriere immer weiterverfolgt. 

Es ist sehr selten, dass ein nicht-englischsprachiger Künstler international so einen Erfolg hat wie du. Was denkst du, ist der Grund für diesen Erfolg?
Unsere mediterrane Musik war lange Zeit eher unterdrückt. Viele haben die amerikanische und englische Musik kopiert. Ich denke, das ist nun überholt. Es gibt eine enorme Vielfalt in unserer europäischen Musik, die nun auch gehört wird. Mit meinem neuen Album „Hitalia“ will ich zeigen, wie wichtig auch diese italienischen Liedermacher für diese Entwicklung waren. Die übermächtige englische und amerikanische Kultur sollte nicht unsere eigene Kultur unterdrücken.

Du hast in deiner Karriere 17 Alben herausgebracht. Woher nimmst du die Inspiration über all die Jahre?
Ganz ehrlich? Ich bin selbst überrascht. Ich habe keine Ahnung (lacht).

Wie kommst du mit deiner Popularität zurecht? 
Ach, ich lebe ganz gut damit. Ich denke, wenn man ein Geschenk bekommt, mit dem man mit so vielen Menschen kommunizieren kann und man damit Erfolg hat, muss man erst recht immer sein Bestes geben. Man muss stets ehrlich zu sich selbst und den anderen sein – das ist meine Verantwortung.  

Aber du bleibst wahrscheinlich nirgends unerkannt. Ist das nicht stressig?
Ja, manchmal. Aber du musst damit leben, weil du auch andere Vorteile daraus ziehst. Sonst wäre es, als ob du dich beschweren würdest, dass du die Menschen glücklich machen darfst. 

Du hattest mit „Latin Lover“, „Bello e impossibile“ und „I maschi“ Welterfolg. Nerven dich die Songs mittlerweile oder performst du sie noch immer gerne?
Ganz ehrlich: Ich mag es immer noch, sie zu singen. Sie sind alle in einem speziellen Moment in meinem Leben geboren. Es freut mich, dass diese Songs mit zur europäischen Musikkultur und zum europäischen Sound gehören. Besonders auch im deutschsprachigen Raum werden diese Lieder gemocht. 

Du sagtest mal, dein größter Fehler in deiner Karriere war „Un‘ estate italiana“, der Fußball-WM-Song 1990 in Italien.
(Lacht laut) Ja, da waren viele sauer auf mich und sehr erschüttert, dass ich das so krass formuliert habe. Ich finde einfach, die Hymne steht leider auch für den Fußball als Geschäft – mit all den Konsequenzen und Problemen. Mit dem Sport an sich hat das ja nichts zu tun. Ich freue mich über den Erfolg des Songs, aber er ist nicht unbedingt mein Lieblingssong. 


Du wirst eine sinnliche Rebellin genannt. 
Hm, wenn Rebellin sein bedeutet, dass du das machst, was du willst – Ok, dann bin ich eine. 

Kämpfst du heute noch gegen etwas an? 
Wenn ich kämpfen muss, kämpfe ich. Allerdings vorwiegend in Form meiner Musik und meinen Songs. 

Du hast oft die Katholische Kirche und den Papst kritisiert. Was denkst du über den neuen Papst Franziskus?
Ich habe ihn bisher noch nie getroffen. Deswegen kann ich zu ihm nichts sagen. Ich rede niemals über Menschen, die ich nicht getroffen habe. Aber wenn ich ihn je treffen sollte, dann erzähle ich es dir (lacht). 

Was: Rock meets Classic mit Gianna Nannini
Wann: 25. März 2015 um 20 Uhr
Wo: Arena Leipzig