Baru: „Levit“ und De La Soul: „And the Anonymous Nobody“ Hingehört – Plattenkritik: Baru und De La Soul

Wir haben bei Baru und De La Soul ein Ohr riskiert und unseren Eindruck für euch festgehalten.

Hingehört I: Baru – „Levity”

Fröhliche Melancholie

© Martin Köhler
Vier Snarehits zerreißen die Stille. Es folgt ein sanfter Beat, zu dem sich wabernde Synthie-Sounds gesellen, die den Charme eines 80er-Jahre-Sci-Fi-Streifens versprühen. Der Beginn von “Levity” zaubert einem sofort ein Lächeln auf das Gesicht. Nach 3 Jahren Arbeit haben die vier Jungs aus Leipzig nun ihr zweites Album vollendet. Auf der Scheibe finden sich 10 Indie-Pop-Songs, die durch eine Fülle an elektronischem Sounddesign ausgemalt werden. Baru runden dieses Paket mit einer angenehm warmen Produktion und der glasklaren Stimme von Sänger Ferdinand Weigel ab.
Nach den ersten zwei Stücken, die zum sentimentalen Mitsummen einladen, folgen 2 Minuten vertripte Klangwelt, in der Pauken, Electronika und mystische Stimmen zu einer träumerischen Textur verschmelzen. Der Titeltrack versprüht somit am wenigsten der besagten Leichtigkeit. Danach wird es wieder eingängiger. Die Songs sind allesamt abwechslungsreich arrangiert, bauen sich auf und brechen wieder zusammen. Sobald der Refrain einsetzt, macht sich ein unbeschwertes Feeling breit. Nach der ersten Hälfte nutzen sich die oft wiederkehrenden Elemente und Strukturen allerdings etwas ab. Der letzte Song „Patience“ kriegt aber noch die Kurve. Sich ausbreitende Flächen, Percussion und ein spaciges Outro sind ein würdiger und angenehm anderer Abschluss.
Barus zweites Album versprüht Melancholie ohne weinerlich zu sein, verbreitet Fröhlichkeit ohne aufgesetzt zu wirken. Trotzdem wird es „Levity“ nicht leicht haben, denn das Alleinstellungsmerkmal liegt hier im Detail: Die Tiefe in den elektronischen Klangcollagen, songtragende Basslinien und eine Stimme, die zu berühren weiß. Ohren spitzen!

Hingehört II: De La Soul – „And the Anonymous Nobody“

Think outside the box

© Presse
Mehr als 10 Jahre nach ihrem letzten Album kommt die New Yorker Hip-Hop-Legende De La Soul mit einem neuen Silberling um die Ecke. Die drei Jungs „Plug Won“, „Trugoy“ und „Maseo“ mischten Ende der 80er mit ihrem Debütalbum „3 Feet High and Rising“ die Szene gewaltig auf. Intelligente Wortspiele statt fette Goldketten, Sozialkritik statt Dicke-Hose-Lyrik und der eine oder andere Seitensprung in poppige Gefilde, mit diesem Konzept hat sich die Gruppe nicht nur Freunde in der Szene gemacht. Nun sind sie mit „And The Anonymous Nobody“ zurück und erteilen dem musikalischen Schubladendenken erneut eine Absage. Songfundamente und alle Samples sind aus Jamsessions mit einer Band entstanden und wurden in den Vox Studios, in denen auch Frank Sinatra schon einmal gastierte, mit einem warmen, zeitlosen Sound veredelt.
Dieses Machwerk in ein paar Worten abzuhandeln, ist eigentlich unmöglich. Jeder Song macht durch die unterschiedlichen Samples und die teils prominenten Gäste wie Snoop Dog oder Usher seine ganz eigene Tür auf. Während wir bei „Pain“ gechilltem Sonntag-Nachmittags-Rap lauschen, haben wir es bei „Memory of…(Us“) mit einer waschechten Ballade inklusive Streicher und weiblicher Stimme zu tun. Und da ist noch viel, viel mehr: Jazz, Country(!), Rock, Funk, Gospel, es gibt kaum einen Stil, der hier nicht zitiert wird. Zusammengehalten werden die Songs vom rhythmisch wie lyrisch raffinierten Sprechgesang der drei Protagonisten und den omnipräsenten 90er-Vibes.
Egal, ob ihr auf Hip-Hop steht oder nicht, dieses Album besticht durch Qualität!