Malky: „Where is Piemont“ & Kings Of Leon: „Walls” Hingehört – Plattenkritik: Malky und Kings of Leon

Wir haben bei Malky und den Kings of Leon ein Ohr riskiert und unseren Eindruck für euch festgehalten.

Hingehört I: Malky – „Where is Piemont“

Zweischneidiges Paradies

 

© Max Parovsky
Italien, das Land der warmen Sonne, des gechillten Lebensgefühls und dieser Tage auch Sehnsuchtsort für viele, die einfach nur Frieden suchen. Was aber ist dran an diesem Bild des Stiefel-Staates? Dieser Frage widmet sich das zweite Album des Leipziger Duos Malky. Für „Where is Piemont“ haben sich Daniel (Voc+Git) und Michael (Keys+Produzent) in ein Haus irgendwo im Nirgendwo zwischen Berlin und Leipzig zurückgezogen, um das Singer-Songwriter-Genre mit ihrem Stil zu bereichern. Was die sehr facettenreichen Songs von „Where is Piemont“ zu einem Album zusammenschweißt, sind vor allem die omnipräsenten, etwas leiernden Schrammel-Gitarren und ein Sound, der oft so klingt, als würde man eine verstaubte Platte von Opas Dachboden auflegen. Dazu gesellt sich Daniels warmer, kraftvoller und nostalgischer Gesang. Haben wir es hier etwa mit einer Retro-Scheibe zu tun? Die Antwort ist ein klares Jein! 

Denn in die oft orchestral ausgemalten Soul- und Folk-Songs schleichen sich immer wieder überraschende Momente: Harte akustische Schnitte, verstörende, sich ins Kakophonische steigernde Breaks oder einfach die lineare Beschleunigung des ganzen Songs erinnern immer wieder an die technokratische Gegenwart. Dieser Wechsel zwischen Retro-Feeling und elektronischem Chaos lässt den Hörer immer in Erwartung des nächsten Zusammenbruchs verharren, der das Urlaubsgefühl dahinfegt. Ein akustischer Seitenhieb auf das mediterrane Paradies? Die Frage nach einer politischen Botschaft des Machwerks, die sich anhand von Titeln wie „Lampedusa“ förmlich aufdrängt, muss jeder für sich selbst beantworten. Was man den beiden Wahl-Leipzigern aber definitiv attestieren kann, ist ein innovativer Stil. Und der ist rar gesät! 


Am 16. Januar 2017 könnt ihr Malky live im Täubchenthal erleben.

Hingehört II: Kings of Leon – „Walls“

Familienband(e)

© Presse
Man mag von vererbten Talenten halten, was man will, es lässt sich nicht leugnen, dass in der Familie der Brüder Caleb, Nathan und Jared, sowie ihres Cousins Matthew, das Musikergen besonders ausgeprägt ist. Nachdem sie mit ihrer Familieninstitution Kings Of Leon weltweit Preise abräumt und Millionen von Platten an den Mann und die Frau gebracht haben, melden sich die Amis nach drei Jahren endlich mit einem neuen Album zurück. 

Schon nach den ersten Tönen wird klar, dass es sich hier um eine Oberklasseproduktion handelt. Der Sound ist butterweich, alle Instrumente haben ihren Platz im Mix und die Arrangements sind stilsicher. Der gitarrenlastige Alternative-Rock mit Südstaatenflair verwöhnt sofort mit griffigen Refrains, die nicht zu kitschig sind, dafür aber schnell ins Ohr gehen. Das liegt u.a. an den universalen Lyrics, die wohl bei jedem die Synapsen zum Glühen bringen. Sofort macht sich eine irgendwie sehnsüchtige Fröhlichkeit breit. Das können die Jungs einfach! Diese Stimmung wird im Verlauf der 10 Songs zu keiner Zeit gebrochen. Nie wird es wirklich rockig oder minimalistisch. Einzig „Over“ mit seiner langen Steigerung und „Muchacho“ mit der Western-Atmosphäre inklusive Mark-Knopfler-Style-Gitarrensolo bilden Ausnahmen unter den aufgereihten Radiohits. Na gut, auch der Titeltrack verdient eine Erwähnung, nicht weil er besonders innovativ wäre, sondern weil er einfach emotional mitnimmt. Schönes Ding! 

Es bleibt der Eindruck eines wirklich guten Albums, das durchaus bewegt, bei dem man aber trotzdem das Gefühl nicht loswird, alles schon einmal gehört zu haben. Wer sich einfach mal wieder unkompliziert fallenlassen will, ist hier goldrichtig! Musikfreaks, die überrascht, gefordert und manchmal auch gequält werden wollen, müssen weitersuchen.