Zwischen altbewährtem, neuem Feuer und dem Wunsch sich rauszuhalten Porträt: Der außergewöhnlich gewöhnliche José González

Am 9. August 2016 kommt José González nach Leipzig ins Geyserhaus. Wir haben erfahren, um was es ihm beim Musikmachen wirklich geht, woher er sein musikalisches Talent hat und von welchem Musiker er sich inspirieren lässt.

Der schwedische Sänger José González wird am 9. August 2016 die Parkbühne GeyserHaus mit sanften Gitarrenklängen und seiner einfachen, aber dennoch einzigartigen ruhigen Stimme verzaubern. Wir haben erfahren, um was es ihm beim Musikmachen wirklich geht, woher er sein musikalisches Talent hat und von welchem Musiker er sich inspirieren lässt.

© Malin Johansson

 

Alter: 38

 

Geburtsort: Göteborg/Schweden 

 

Genre: Indie-Folk 

Wenn José González einen Auftritt hat, herrscht meist Totenstille – aber nicht, weil er seine Fans nicht mitreißen kann, im Gegenteil. Der Schwede ist ein Minimalist, wenn es um seine Bühnenauftritte geht. Eine Lichtquelle, eine gekonnt gezupfte Gitarre und eine sanfte Stimme – González kreiert aus diesen wenigen Zutaten wunderschöne Songs. 

José González wuchs als Sohn argentinischer Einwanderer im schwedischen Göteborg auf. Bei einem Privatlehrer lernte er klassische Gitarre. Mit dem Singen tat er sich etwas schwerer: „Ich hatte Probleme, meinen Stil beim Singen zu finden und dann gemerkt, dass ich gut darin bin, so zu singen wie João Gilberto, Chet Baker oder andere Soul-Sänger.“ Ursprünglich wollte der Musiker in der Forschung Karriere machen, aber die Leidenschaft an der Musik wuchs und so brach er sein Studium ab. Sein Interesse in der Musikszene ist breit gefächert, die Liebe reicht sogar bis zum Hip Hop. „Für mich war es immer wichtig, die Balance zu finden zwischen dem, was ich liebe und dem, was ich kann – und das ist nunmal softe Indie-Folk-Musik.“ González ist aber auch Sänger der Band Junip, die im Bereich Dark Pop angesiedelt ist. Ob nun als Solokünstler oder in der Band, beides hat natürlich seine Vor- und Nachteile. „Wenn ich alleine Musik mache, fühle ich mich beim Schreiben und Komponieren etwas freier. In einer Band zu spielen dagegen ist abwechslungsreich und manchmal vermisse ich es.“ Sein aktuelles Album „Vestiges & Claws“ soll ein Überbleibsel symbolisieren, das nach langer Zeit gleich geblieben ist, aber seine Funktion verloren hat. 

„Mehr Gitarren, mehr Beats – mehr Harmonie“

Acht Jahre dauerte es, bis er nach „Out of Nature“ 2007 sein nächstes Soloalbum rausbrachte. Produziert hat er das Album zu Hause. „Wenn ich aufnehme, sitze ich mit Kopfhörern in meiner Wohnung. Ich finde, die Einsamkeit spiegelt meinen Stil in den Liedern wider.“ Der Clou sei, dass es zwischen seinem aktuellen Album und seinen ersten beiden kaum einen Unterschied gebe. „Prinzipiell mache ich genau dasselbe: Gitarre und Gesang. Nur diesmal mache ich noch ein bisschen mehr davon: mehr Gitarren, mehr Beats – mehr Harmonie.“ „DIE“ Story hinter dem Album gibt es eigentlich nicht, es geht eher darum, Stimmung zu schaffen und eine Diskussion zu entzünden. José González schreibt seine Lieder aber nicht, um eigene Gefühle oder Emotionen zu verarbeiten. „Ich mag es allgemein und nicht spezifiziert zu schreiben, sodass es jeder auf sich projizieren kann.“ Woher nimmt jemand wie er seine Inspiration? Silvio Rodriguez hat José mit seinen ersten Scheiben sehr beeinflusst. „Seine Art, Gitarre zu spielen und seine Texte sind poetisch, ohne kitschig zu werden. Seine Melodien sind harmonisch, klassisch und kompliziert. Ich denke, diesem Stil komme ich mit meiner Musik sehr nahe.“