"Das Ziel ist der Weg zu deinem Traum." Interview mit Gregor Meyle

Im Interview erzählt uns der Schwabe, warum sein Job wie der einer Lokomotive ist, von seinem neuen Album und davon, warum aufgeben nie eine Option war.

Unsere Redakteurin konnte Gregor Meyle am 20.8.2016 live auf der Parkbühne GeyserHaus erleben. Der sympathische Schwabe aus Backnang hat seit der Teilnahme bei der Castingshow von Stefan Raab gute und schlechte Zeiten erlebt. Er erzählt uns, warum sein Job wie der einer Lokomotive ist, von seinem neuen Album und davon, warum aufgeben nie eine Option war.

 

Bist du vor Auftritten immer noch nervös? 

Nö, bei 100 Auftritten im Jahr relativiert sich das ein bisschen. Ich bin immer nervös, wenn etwas Unvorhergesehenes passiert. Wenn wir zum Beispiel fünf bis sechs Lieder gespielt haben und noch nichts schief gelaufen ist, denkt man, hier muss doch gleich was passieren. Ich vergesse auch mal den Text oder so, je älter man wird umso öfter vergisst man auch mal was (lacht), aber wir haben ja schon viele verschiedene Dinge erlebt und sind nicht so leicht zu schocken und wenn doch was passiert, nehme ich es mit Humor. 

Egal, ob du vor 30 oder 100 Leuten spielst?

Ja, das ist völlig wurscht. Wenn wir zum Beispiel zwei bis drei Wochen nicht gespielt haben – was wirklich selten vorkommt. Dann muss man wieder schauen, dass man so reinkommt, fast wie Fahrrad fahren. Aber das ist auch gut so, wenn das immer so routiniert ablaufen würde, wäre es doch scheiße.

© Promotion

Bist du zufrieden wie es ist oder willst du mehr?

Ja sehr! Das was wir musikalisch machen, ist ja immer wieder erweiterbar und das ist das Tolle daran. Früher war es mein Traum, mit einer mega Band auf der Bühne zu stehen und das haben wir jetzt seit zwei Jahren. Wir wollen uns aber auch immer weiterentwickeln.

Was hat sich seit dem ersten Album „So soll es sein“ an dir und deiner Musik verändert?

Bei mir ist das so, ich zieh vielleicht nachher ein paar andere Schuhe an (trägt gerade Flip Flops) und vielleicht ein Hut (trägt gerade keinen Hut) und dann geh ich auf die Bühne. Es gibt für mich keinen Unterschied zwischen hinter der Bühne und vor der Bühne. Ich glaube, dass mein Erfolg auf der Authentizität beruht. Ich muss in keine Rolle schlüpfen, ich bin der Typ, der ich bin. Ich bin zwar schon ein Perfektionist, aber das ist alles so ein bisschen vergleichbar mit einer Lokomotive. Ich muss immer schauen, dass jedes Rädchen ineinander läuft, dass immer wieder Kohle nachgelegt bzw. wieder weggenommen wird und ab und zu quietschende Teile ölen. Das ist so mein Job. Du musst genau wissen, wie viel die Lokomotive vertragen kann.

Sind deine Songs Abbilder deines Lebens?

Ich versuch natürlich ganz normale Geschichten zu erzählen, aber ich mache mir da nicht so viele Gedanken. Das wirkt immer alles total romantisch, aber eigentlich ist es nicht so. 

Wo schreibst du deine Songs?

Das ist wirklich ganz unterschiedlich, das kann das Wohnzimmer irgendeiner Studentenbude sein, mit Blick auf die Apotheke, oder das Wohnzimmer eines Freundes. Ich glaube nicht, dass die schönsten, einzigartigsten Songs in einer Villa, am weißen Flügel mit Blick auf das Meer entstanden sind oder entstehen. Der Ort ist eigentlich relativ, denn den trägst du ja in dir rum. Du sammelst Eindrücke, die du verarbeitest und wenn du ein Song schreibst, versuchst du etwas zu machen, was einzigartig ist und Wiedererkennungswert hat. Außerdem versuche ich nichts nachzumachen. Natürlich werde ich von vielen verschiedenen Musikrichtungen beeinflusst und es gibt ein paar Stile, die ich liebe und Songs die mich bewegen. Zum Beispiel Joni Mitchel oder James Tayler. Wenn du es schaffst, dass dein Stil zeitlos ist, dann hast du es schon geschafft.

Du bist jetzt noch auf großer Sommertour, wie geht es danach weiter?

Pause gibt es dieses Jahr nicht, nächstes Jahr auch nicht … und übernächstes Jahr auch nicht (kichert). Ne quatsch, wir nehmen uns schon Pausen zwischendurch. Ich mache zum Beispiel gerne mal eine Woche das Telefon aus, das ist für mich schon fast wie Urlaub, dann noch ein schöner Ort dazu und alles ist perfekt. 

Und Musikalisch?

Ich habe Texte für die Eröffnung der Tanzshow „The One Grand Show“ geschrieben, die am 6. Oktober 2016 Premiere im Friedrichstadt-Palast in Berlin feiert. Das neue Album kommt am 11. November 2016 raus. Das nehmen wir im September und Oktober komplett auf. Dazu kommt auch das Italienische Streichquartett aus Neapel zu uns ins Studio, wir haben dafür eine alte Mühle in Ingolstadt gebucht. Das ist ein wunderschöner Ort um Musik zu machen, fast wie in der Toskana. 

Was für Songs finden wir auf der Platte und sag jetzt nicht, dass es so wie immer wird.

Doch, es wird so wie immer (lacht). Jedes Album hat zwar was neues, weil es neue Songs sind, aber der Stil bleibt gleich. Ich habe versucht in dem Album Ernsthaftigkeiten und Leichtigkeiten zu verarbeiten und daher heißt das Album auch „Die Leichtigkeit des Seins“. Die Botschaft liegt darin, herauszufinden, was eine Leichtigkeit eigentlich ist. Wenn du dich glücklich und zufrieden fühlst ohne woanders hinzuwollen, besteht auch eine gewisse Leichtigkeit, weil du einfach dort sein willst. Wenn ich zum Beispiel auf der Bühne stehe und schon an mein Feierabendbier denke, stimmt irgendwas nicht.  

Gab es in deinem Leben je ein Punkt, an dem du aufhören wolltest, Musik zu machen? 

Nach der Castingshow von Stefan Raab ging es ein Jahr lang steil bergauf und danach halt relativ rapide wieder runter. Ich wollte, weil man soviel gegeben hat, um diesen Punkt zu erreichen, nicht wahrhaben, dass es wieder aufhört. Also habe ich mir was einfallen lassen. Ich habe dann ein altes Auto gekauft und gesagt, wir fahren jetzt einfach rum und spielen. Wir haben dann in irgendwelchen Kneipen, auf Geburtstagen, an Hochzeiten gespielt und an machen Tagen drei bis vier Mal. Du darfst dir für nichts zu schade sein, um dein Ziel zu erreichen. Das Ziel ist der Weg zu deinem Traum.