Hasenhüttl: "Ich habe hier mein Glück gefunden." Leipzig überall: RB Leipzig ist Medienmeister vorm Spiel gegen Schalke 04

„Vorwärts RasenBall, Leipzig überall …“, so der Text eines Fangesangs der Leipziger. Was manche als Drohung wahrnehmen, ist spätestens seit dem letzten Spieltag Realität geworden.

© GEPApictures / RB Leipzig
„Vorwärts RasenBall, Leipzig überall …“, so der Text eines Fangesangs der Leipziger. Was manche als Drohung wahrnehmen, ist spätestens seit dem letzten Spieltag Realität geworden. Leipzig überall. Leipzig auf Platz 1 der 1. Bundesliga. Leipzig im „aktuellen sportstudio“ auf ZDF. Leipzig auf dem Titelblatt der größten Sportzeitung. Leipzig in den internationalen Sportgazetten als Arsène Wenger-Nachfolger. Leipziger als Transfergerücht beim 1. FC Bayern München. Also Medienmeister ist RB Leipzig schon mal. 

Wie es mit der Meisterschaft in der 1. Bundesliga ausschaut, da müssen noch ein paar Siege und Punkte her. Daher bleibt RBL-Coach Ralph Hasenhüttl gewohnt entspannt und spricht von einer schönen Momentaufnahme. „Aber“, und das stellt der 49-Jährige auch klar, „wir stehen nicht zu Unrecht auf dem 1. Tabellenplatz. Und das ist ehrlich erarbeitet.“ 

Stichwort ehrlich: Das wird den Leipzigern oft abgesprochen. Heute erst vom Schalke-Torwart Ralf Fährmann, der Leipzig zeigen will, „wie ehrlicher, echter Bundesligafußball geht“. Und da haben wir sie wieder, die Schlagwörter „ehrlich“, „echt“. Fehlt nur noch das ultimative Schlagwort „Tradition“, das neben „Demut“ einer der abgegriffensten Ausdrücke ist, der es sich im Fußballvokabular so dermaßen gemütlich gemacht hat.

Nur, wie sieht denn unehrlicher und unechter Bundesligafußball aus? Man könnte 11-Freunde-Chefredakteur Philipp Köster dazu befragen, er hat eine Antwort parat, z.B. „Dass RB Leipzig die Bundesliga anführt, ist keine Sensation. Es ist das Ergebnis fauler Tricks, millionenschwerer Investitionen – und der Schwäche des FC Bayern.“

Deeskalation – Fehlanzeige

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Vor genau solchen Parolen warnte der Leipzig-Trainer am vergangenen Samstag im „aktuellen sportstudio“. Es ging um Uli Hoeneß Satz bei seiner Wiederwahl zum Club-Präsidenten. Er sprach von RB Leipzig als Feind, den man neben Dortmund endlich wieder attackieren könne. Am nächsten Tag entschuldigte sich Hoeneß für die Wortwahl. Denn Feinde gebe es ausschließlich im Krieg. „Im Fußball gibt es keine Feinde, sondern nur Gegner oder Rivalen.“ 

Hasenhüttl und auch Sportdirektor Ralf Rangnick verwiesen bereits des Öfteren, dass solche populistischen Aussagen nicht ganz ungefährlich seien, besonders wenn es darum ginge, Hass zu schüren. Den müssen sich die Leipziger seit Anbeginn gefallen lassen: hier mal Farbbomben an den Mannschaftsbus, da mal eine Sitzblockade vorm Stadioneingang – von geschmacklosen Bannern mit Nazivergleichen und Diffamierungen mal abgesehen. Eine Deeskalation sieht jedenfalls anders aus. 

Dabei sind sich Experten, Funktionäre, Aktive und auch viele Fußballfans längst einig, dass es der Bundesliga guttut, mal wieder eine Mannschaft zu haben, die den Bayern – wenn auch nur temporär – zeigt, dass noch andere Teams im der höchsten deutschen Fußballliga existieren. Und auch die übrigen Bundesligisten sehen, dass die Kollegen aus München nicht unbesiegbar sind. Wie hatten sich alle die letzten Jahre echauffiert, wie langweilig die Bundesliga geworden sei. Schon Christoph Metzelder ahnte vor Saisonbeginn, dass mit mehr Mut auch mehr drin sei. Prophezeiung erfüllt! 

Hasenhüttl: „Ich habe hier mein Glück gefunden.“

 

Ob das am Ende der Saison bedeutet, dass man die Meisterschale in anderen Händen sieht, bleibt abzuwarten. Bisher sind gerade einmal 12 Spieltage vergangen. Hasenhüttl selbst meint, dass „der FC Bayern München nach wie vor Titelfavorit ist, auch über die nächsten Jahre.“ Aber, und da kann sich der Leipzig-Trainer ein Schmunzeln nicht verkneifen: „Bayern spielt am Freitag gegen Mainz 05 und wir sind Thema auf der Pressekonferenz – das ist schon Ehre genug.“ 

Und auch was die Transfer-Gerüchteküche angeht, ist Tiefenentspannung bei den Leipzigern angesagt. Gerücht Nr. 1 – Hasenhüttl soll Nachfolger von Arsenal-Legende Arsène Wenger werden: „Dieses Gerücht ist nicht unbedingt rufschädigend für mich, aber ich habe hier mein Glück gefunden.“ Gerücht Nr. 2 – Bayern ist interessiert an Emil Forsberg: „Bei Erfolg ist das die nächste Stufe. Unsere Jungs wissen, was sie hier bei uns haben.“

Spiel(er)infos:

Ausfälle: 

Marvin Compper (Kapselband-Verletzung)

Bernardo (Meniskusschaden)

Lukas Klostermann (Kreuzbandriss)

Ken Gipson (Sprunggelenksfraktur)  

Gelbsperre droht:

Willi Orban (4. Gelbe Karten)

Was: 13. Spieltag – 1. Bundesliga: RB Leipzig (1.) gegen FC Schalke 04 (8.) 

Wann: Samstag, 3. Dezember 2016 um 18:30 Uhr 

Wo: Red Bull Arena

Das Spiel ist ausverkauft