Ein Leipziger Original Leipziger Ballett: Johannes-Passion

Das Leipziger Ballett feierte am 27. Oktober 2017 die Premiere der „Johannes-Passion“, einem Ballett von Mario Schröder mit der Musik von Johann Sebastian Bach.

Das Leipziger Ballett feierte am 27. Oktober 2017 die Premiere der „Johannes-Passion“, einem Ballett von Mario Schröder mit der Musik von Johann Sebastian Bach. Auch wir waren im urbanite-Kulturauftrag vor Ort.

© Ida ZennaKULTUR

Johann Sebastian Bach, eine der prägendsten Figuren der Leipziger Kulturlandschaft seit jeher, schuf mit seiner „Johannes-Passion“ ein zeitloses Stück Musik. Uraufgeführt wurde es am Karfreitag 1724 in der Leipziger Nikolaikirche. Und auch wenn seitdem fast 300 Jahre vergangen sind: Bachs „Johannes-Passion” bewegt die Menschen bis heute. So auch Mario Schröder, Ballettdirektor und Chefchoreograf an der Oper Leipzig, der sich in seiner neuesten Arbeit diesem Stück Musikgeschichte widmet. Zusammen mit seinem Ensemble ist es ihm auf beeindruckende Weise gelungen, mit der „Johannes-Passion“ die letzten qualvollen Tage im Leben Jesu Christi tänzerisch auf die Bühne zu bringen.

Eine mystische Stimmung

Der Abend beginnt mit einem Eingangschor. Es wird eine in Not geratene Welt beschrieben, die auf ihren Erlöser wartet. Auf der Bühne ist es dunkel, zwei Gestalten tauchen aus dem Schatten auf und bewegen sich in Richtung der Zuschauer – es sind die beiden Erzähler der Geschichte, zwei neutrale Tänzer-Figuren, die uns den ganzen Abend über begleiten und uns tanzend beschreiben, wie die Geschichte sich zugetragen hat – ein ungewöhnliches, aber wirkungsvolles Stilmittel. Gleich darauf betreten die fast 40 Tänzerinnen und Tänzer des Leipziger Balletts die Bühne, der Chor singt, das Orchester spielt. So viele Eindrücke prasseln auf uns ein und wir sind von diesen ersten imposanten Minuten des Stücks sofort überwältigt.

Das Bühnenbild ist schlicht und modern, doch nicht weniger wirkungsvoll. Mal schweben mächtige Säulen von der Decke und umrahmen die Bühne – sie erinnern dabei an die Tempel der Antike –, dann wie-derum liegen diese Säulen übereinander gestapelt und symbolisieren den Berg Golgatha, auf dem Jesus gekreuzigt wurde. Die Kostüme sind die meiste Zeit über ebenfalls sehr zurückhaltend. Es wird insgesamt auf Pomp verzichtet – das kommt gut bei uns an, da es den Fokus auf die Geschichte und die Künstler legt.

Fazit

Als Zuschauer ist es zugegebenermaßen nicht immer einfach, die Handlung eines Balletts zu verstehen. Eine Choreographie ist im Vergleich zu einem Theaterstück oder einer Oper eher abstrakt, doch es steckt mehr dahinter als bloß ästhetische Bewegungen. Die „Johannes-Passion“ handelt von Verrat und Verleugnung, von Verhör und Geißelung, es geht um Kreuzigung und Tod, aber auch um Macht und Ohnmacht. Das Stück ist sehr mitreißend und emotional, die knapp zweieinhalb Stunden (mit Pause) vergehen wie im Flug und vor allem das bewegende Ende bleibt uns noch lange im Gedächtnis. Tänzer wie Musiker haben uns einen großartigen Abend bei der Premiere beschert. Vom Publikum gab es dafür sogar Standing Ovations. Wir sind ganz ergriffen von diesem tollen Abend, den wir anschließend bei einem Glas Wein im Opernfoyer ausklingen und auf uns wirken lassen.

Kommende Termine: 31. März 2018 sowie 8. & 10. Juni 2018