Sänger Shélhôm über easy going Leipzig und den Nahen Osten Leipziger Band Two Wooden Stones im Interview

Die Leipziger Band Two Wooden Stones hat ihr zweites Album „Looking For The Light“ veröffentlicht. Sänger Shélhôm erzählt uns im Interview, warum Leipzig so liebenswürdig ist.

Shélhôm von Two Wooden Stones kam der Liebe wegen nach Leipzig und ist geblieben, um Musiker zu sein. Die Leipziger Band hat ihr zweites Album „Looking For The Light“ veröffentlicht. Der Franzose erzählt uns im Interview, warum Leipzig so liebenswürdig ist, was Freak Folk bedeutet und über die Offenheit der jungen Menschen aus dem Nahen Osten der westlichen Welt gegenüber.

© Sarah Kaskas
Was magst du an Leipzig?
Eine Menge. Ich finde die Leute sind sehr easy going. Es hat eine provinzielle Seite, die ich sehr mag – das Wort kann sehr angreifend wirken – das meine ich aber nicht in diesem Fall. Ich mag generell keine großen Städte wie z.B. Paris und Berlin, da fühle ich mich einfach nicht wohl. Und Leipzig ist ein sehr guter Kompromiss für mich. Du kennst deinen Nachbarn, den Vornamen deines Bäckers und die Straßennamen. Auf der anderen Seite hast du in Leipzig Zugang zur Kultur, zur Natur – alles innerhalb von 5 Minuten. 

Hast du Lieblingsplätze in Leipzig?
Sehr viele auf der Karli. Es ist aber auch abhängig, mit wem ich unterwegs bin. Ich mag solche Plätze, wo die Musik gut ist, wie im Horns Erben.

Du bist also eher der Südvorstadt-Typ als der Plagwitz-Typ?
Ja (lacht). Na ja, als ich nach Leipzig kam, kannte ich nur die Südvorstadt und alles drum herum. Die Südvorstadt ist sehr zentral. Ich mag aber auch Plagwitz gerne. 

Es gibt viele Beschreibungen eures Sounds: Soul, Akustik-Rock, Folk, Singer/Songwriter, Blues. Wie beschreibst du euren Sound?
Alles von dem (lacht). We go with the flow. Wir haben sehr unterschiedliche musikalische Backgrounds. Beim neuen Album hörst du z.B. auch arabische Einflüsse, weil wir eine Tour durch den Nahen Osten gemacht haben. Wir machen einfach die Musik, die wir selber gerne hören. Es ist wirklich schwer, etwas zu etikettieren, was man selbst gemacht hat. In einem Song sind Trommeln, im anderen Song sind es mehr die klassischen Elemente und dann wieder Rock. Ich will nicht wirklich sagen, dass wir eine Rockband sind. Weil manche Songs zu funky oder zu jazzig dafür sind. Wir wollen uns nicht selbst eingrenzen mit Kategorien. Die Medien schrieben: ‚Hey das klingt wie Freak Folk’. Damit fühlen wir uns wohl. Das klingt wie ein großer Zirkus – ich bin für Freak Folk.

Was ist der größte Unterschied zwischen euren Debütalbum „A Genesis“ und dem neuen „Looking for the Light“?
„A Genesis“ war sehr nach innen gerichtet und egozentrisch. Als ich die Songs geschrieben hatte, wusste ich noch nicht, dass daraus mal Musik werden würde. Es war mehr wie ein Hobby. „Looking for the Light“ ist eine Art Coming-out. Es sagt: Ich fühle jetzt wie ein Musiker. Es geht weniger um mich selbst. Es sind Songs, die du im Moment, in einem Monat oder in zwei Jahren noch hören kannst. Im Gegensatz zum ersten Album werden sich mehr Leute angesprochen fühlen. Es ist vor allem ein Leipzig-Album, das hier von Tiny Dawson (ist auch Bandmitglied, Anmerk. d. Red.) im Leipziger Proton Studio produziert wurde.

Ihr habt im Nahen Osten in Ländern wie Libanon, Jordanien und Dubai getourt. Wie war das?
Das war letzten Oktober und es war einfach nur brillant. Normalerweise spielen europäische Bands nur einen oder zwei Gigs. Wir hatten eine richtige Tour dort – das ist etwas sehr Besonderes. Wir haben eine Menge gelernt und es war eine außergewöhnliche Erfahrung. 

Gibt es Unterschiede zum europäischen Publikum?
Ja, das Publikum ist anders. Es gibt aber auch einen Unterschied im Feedback zwischen dem spanischen und deutschen Publikum. Die Leute dort sind gewillt alles zu teilen und sehr enthusiastisch. Mir ist auch aufgefallen, die Menschen können dort vier oder fünf verschiedene Sprachen sprechen. Und sie sind sehr offen gegenüber der westlichen Welt. Ich glaube, dass Europa diese Menschen leider anders sieht als sie in Wahrheit sind. Das einzige, was Europäer von Ländern aus dem Nahen Osten wissen, wissen sie aus den Medien. Meistens geht es nur um Islam, Bomben und Terrorismus. Ich denke, es gibt viele Missverständnisse bei uns über die Leute dort. Die hören genauso Musik wie Funk, Soul und Electro. Und wir haben davon einfach überhaupt keine Ahnung. Das erste woran du denkst, wenn du eines dieser Länder hörst, ist nicht die alternative Musikszene und die schöne Architektur, sondern du denkst an Krieg. Es ist ein sehr einseitiges Denken.

Infos:

Two Wooden Stones treten am 4. April 2014 um 21 Uhr im Werk 2 auf.

Mehr über die Leipziger Band erfahrt ihr unter twowoodenstones.com