Von Feder und Apfel Leipziger Musiker im Fokus: Arpen

Arpen gehört wohl zu der besonders umtriebigen Sorte Künstler, die unsere heimliche Kreativhauptstadt Leipzig hervorgebracht hat. Wir haben ihn getroffen.

© Tobias Schütze
 

Arpen gehört wohl zu der besonders umtriebigen Sorte Künstler, die unsere heimliche Kreativhauptstadt Leipzig hervorgebracht hat. Neben seinen zahlreichen musikalischen Projekten, darunter A Forest und Kestalt, veröffentlichte der (Film-)Komponist und Musiker am 7. Oktober 2016 nun sein Solo-Debüt. 

Ein treibender Beat, fließende, mystisch anmutende Synthie-Themen und eine sanfte Stimme. Klingt nach experimentellen 20-Minuten-Sets? Falsch gedacht! Arpen erklärt: „Mir war es wichtig, eine Brücke zwischen elektronischen Elementen und klassischen Song-Formen zu schaffen.“ Die Produktion eines Solo-Albums stellt dabei natürlich auch Anforderungen an das eigene Selbst: „Ich musste mal wieder genau definieren, welchen Weg die Musik für mich gehen soll.“ Eine Inspiration war dabei die amerikanische Künstlerin und Fotografin Taryn Simon, der auch das selbstbetitelte Album gewidmet ist. „An jeder kleinen Feder und jedem Apfel, den sie fotografiert, hängt eine Wertschätzung. Diese Betrachtungsweise hat mich über Jahre beeinflusst. Das ist sehr intellektuell, aber auch extrem emotional und ein gesellschaftlicher Knackpunkt. Es geht darum, gar nicht groß zu werten, sondern jeden Zustand als wertvoll und reizvollendet anzusehen.“ 

Mit dieser Perspektive im Hinterkopf stößt man dann auch bei den kryptischen Musikvideos, wie etwa zu „For how long, how long“, auf eine tiefere Ebene. Etwas einfacher ausgedrückt: „Wenn ich da schief dastehe, geht es darum, nicht zu sagen: Der steht aber komisch da. Es ist ein bisschen wie bei einer abstrakten Malerei. Entweder man kann damit etwas anfangen oder halt nicht.“

 

Nicht nur Schokoladenseiten

Und was treibt Arpen, wenn er mal keine Musik macht? „Das kommt relativ selten vor. Ich lebe von der Musik, natürlich nicht nur von meiner. Ich schreibe z.B. auch Filmmusik. 2013 habe ich für einen Kurzfilm die Musik gemacht, der einen Studen-tenoscar als bester Nachwuchsfilm bekommen hat.“ („Von Hunden und Pferden“, Reg. Thomas Stuber, Anm.d.Red.)

Wie so oft hat das kulturelle Umfeld dabei nicht nur Schokoladenseiten. „Leipzig ist wirklich eine tolle Stadt, wo viele interessante Leute viele interessante Dinge tun. Du kannst hier überall für 50€ spielen, aber es gibt halt kaum einen Markt, wo Künstler auch ordentlich vergütet werden. Eine Industrie muss etwas von Wert schaffen, was die Leute kaufen wollen. Leipzig ist dafür einfach zu klein. Das eine soll aber das andere absolut nicht diskreditieren. Ich find’s super, ins Dr. Seltsam zu gehen und irgendein Typ legt cooles Zeug auf. Find ich total spitzenmäßig! In Leipzig ist halt immer noch Aufbau am Start.“

Beim Releasekonzert am 27. Oktober 2016 im Täubchenthal dürft ihr euch dann auf Live-Versionen der Songs inklusive Bandbesetzung freuen. „Wir spielen das nicht so ’jetzt kommt der Song, und jetzt freuen wir uns auf den nächsten Song’, sondern es sind durchgängige Sets, ein fließender und pulsierender Fluss.“ Wir können also gespannt sein.

Infos: Album-Release-Konzert am 27. Oktober 2016 um 20 Uhr im Täubchenthal • mehr Infos findet ihr unter www.arpen.de

Reinhören: